Heiß wie der Wuestenwind
Bier zu kaufen. Niemals will ich so etwas wieder erleben!"
Jafar lachte laut. Die anderen Gäste verstummten einen Augenblick lang. „Das ist es also? Du hast Angst vor Hunger? Was ist mit deiner Karriere, Lisbet? Du bist eine berufstätige Frau. Du wirst dich doch wohl immer selbst ernähren können, oder?"
„So meine ich es nicht, und das weißt du genau!" rief sie erbost. „Allerdings vergaß ich zu erwähnen, dass mein Vater oft genug auch das Geld meiner Mutter genommen hat, wenn sein Arbeitslosengeld aufgebraucht war. Ich spreche von dem Gefühl, verraten zu werden. Genau so habe ich mich nämlich gefühlt, als meinem Vater die nächste Füllung seines Bierglases wichtiger war als ich. So etwas erkennen Kinder sehr deutlich. Und sie können sich nicht davor schützen, ihren Vater zu lieben; sich nicht davor schützen, verletzt zu sein, egal, wie oft es geschieht."
Plötzlich wurde Jafar ernst. Er sah ihr tief in die Augen, und sein Blick war jetzt voller Wärme. „Ja, ich fange an zu verstehen", sagte er und strich ihr sacht über die Wange. „Ja, jetzt verstehe ich dich besser. Aber ich bin nicht dein Vater. Es ist alles nicht so, wie du denkst. Wenn ich dir sagen könnte
...", begann er, doch Lisbet presste die Lider zusammen und schüttelte so heftig den Kopf, dass Jafar abbrach.
„Wenn du nicht süchtig bist", sagte sie. „Dann ist es ganz einfach. Hör auf. Geh heute nicht ins Shalimar."
„Lisbet, du kannst dir wohl überhaupt nicht vorstellen, dass es Dinge gibt, die ganz anders sind, als du in deiner Voreingenommenheit annimmst."
„Oder setz mich bei Gazis Haus ab, bitte."
Heimlich flehte sie darum, dass diesmal sie gewinnen möge.
„Na schön", sagte er und stand auf. „Ich setze dich bei Gazi ab."
Am nächsten Tag feierte man die Ankunft des bagestanischen Sultanpaares im Hafen von Barakat al Barakat. Die Stadt war erfüllt von Gesang und Lachen. Begeisterte Zurufe, bunte Gir landen und frische Blumen begleiteten das königliche Paar auf seiner Fahrt vom Hafen zum Halimah-Palast in Begleitung der drei Prinzen.
Das ganze Volk schien außer sich zu sein vor Begeisterung.
Man war froh und erleichtert, dass Präsident Ghasib vertrieben worden war, fühlte man sich doch nun auch im eigenen Land wieder sicherer. Schließlich hatte der Diktator seit Jahren vom Nachbarland aus versucht, sich in die inneren Angelegenheiten Barakats einzumischen, indem er Unzufriedenheit schürte und Umstürzler finanziell förderte.
So kam es, dass die Bürger Barakats den Besuch des königlichen Paares geradezu ekstatisch feierten.
Das ganze Land befand sich in einem Freudentaumel.
Als sie sich für das großartige Ereignis in Schale warfen, konnten Anna und Lisbet es immer noch nicht ganz glauben. Wer hätte noch vor einem Jahr in London geglaubt, dass die beiden Freundinnen sich einmal gemeinsam an einem solchen Ort befinden würden, um sich auf die Begegnung mit Prinzen und Sultanen vorzubereiten?
„Bist du sicher, dass wir nicht träumen?" sagte Anna. „Oder bin ich nicht in Wirklichkeit immer noch in dieser Klinik in London mit einer Gehirnerschütterung und einer Beule am Kopf?"
„Wahrscheinlich, aber was ist mit mir?" erwiderte Lisbet. „Ich hatte keinen Unfall und keine Gehirnerschütterung."
„Bist du sicher? Hat das Taxi nicht vielleicht uns beide angefahren?"
„Nun ja, jetzt wo du es sagst..."
„Also bleibt uns eigentlich nur eines zu tun: Wir genießen die sen Traum so lange, bis wir wach werden."
Anna war ganz in Weiß gekleidet, was ihr schwarzes Haar und den Bronzeton ihrer Haut wunderschön zur Geltung brachte. Ihre Tunika war ärmellos und reichte bis über die Knie. Dazu trug sie eine weit fallende Hose, die man Shalwar nannte. Ihr Schmuck bestand aus einem atemberaubend schönen Collier aus Saphiren und Diamanten mit ebensolchen Ohrringen und einem Armband, das Gazi ihr in London gekauft hatte. Sie sah fast überirdisch schön aus.
Lisbet trug das herrliche Geschmeide aus Rubinen und Smaragden, das Jaf ihr gegeben hatte, und dazu Ohrringe mit Smaragden. Ihre glänzenden grünen Augen wirkten fast wie zwei weitere Edelsteine.
Ein trägerloses Kleid aus grüner Seide schmiegte sich um ih ren Körper. Ab der Hüfte war das Kleid auf einer Seite geschlitzt, und darunter war ihr Bein nur von einer Lage aus durchsic htigen
goldgesprenkeltem Georgette verhüllt.
Um die Schultern trug sie eine Stola aus demselben durchsichtigen Material.
Anna war voller Bewunderung. „Du
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