Heiß wie der Wuestenwind
einer der Safetüren, während Lisbet sich auf einen der beiden Stühle setzte, die zusammen mit einem Tisch in der Mitte des Raumes standen. Ihr Herz pochte heftig vor angespannter Erwartung.
„Er hatte eine besondere Vorliebe für Schmuckstücke aus der Jalal-Periode."
Lisbet wusste, dass die Goldschmiedekunst während der Regierungszeit des großen Königs Jalal, Enkelsohn Königin Halimahs, eine besondere Blütezeit erlebt hatte.
Jafar zog die Stahltür auf, entnahm dem Safe mehrere Samtschatullen sowie eine kleines hölzernes Kästchen und stellte alles auf den Tisch.
„Manche dieser Schätze befinden sich seit Generationen in unserer Familie, aber mein Großvater war derjenige, der eine richtige Sammlung daraus gemacht hat. Es war eine wahre Leidenschaft von ihm, und er hat sie mir vererbt. Schon als Kind habe ich es geliebt, diese Stücke zu betrachten, und mein Großvater hat mich viel darüber gelehrt. Meinem Vater hat er die Stücke nur treuhänderisch vermacht und bestimmt, dass sie nach dessen Tod zwischen Gazi und mir aufzuteilen seien. Ich bekam die Jalal-Sammlung, Gazi den Rest. Mein Vater war verpflichtet, die Sammlung intakt zu halten, aber sie hat ihm nicht allzu viel bedeutet. Ich möchte sie erweitern, wenn ich kann."
Jafar öffnete eine der Schatullen und schob sie Lisbet zu.
Die Schmuckstücke der Jalal-Periode waren berühmt und galten immer noch als Maßstab für alles, was den Anspruch auf Schönheit erhob. Doch beim Anblick dessen, was da vor ihr auf dem dunklen Samt lag, stockte ihr fast der Atem.
Es war ein einziger Smaragd, kunstvoll geschliffen und geradezu überirdisch strahlend, der an einer Kette aus unglaublich feinen und gleichmäßig geformten Blüten aus Diamanten, Smaragden und Rubinen hing.
Lisbet hatte noch nie so etwas atemberaubend Schönes gesehen. Die modernen Schmuckstücke, die Jafar ihr in London geschenkt hatte, konnte man damit einfach nicht vergleichen. Es war bis ins kleinste Detail perfekt ausgearbeitet und schlichtweg vollkommen.
„Es war wirklich ein goldenes Zeitalter, was die Goldschmie dekunst betrifft", murmelte Jafar und öffnete die nächste Schatulle. „Goldschmiede dieser Güte gibt es heutzutage nicht mehr."
In der nächsten Schatulle lag ein Kollier mit einem goldenen Anhänger, dessen unterer Abschluss eine weiße Perle bildete. In der Mitte des Anhängers funkelte ein riesiger quadratischer Rubin funkelte. Er war von kleinen Diamanten und Rubinen umge ben.
Ihr armseliger „Verlobungsring" fiel Lisbet ein, mit dem sie Jafar zu täuschen gehofft hatte, und sie musste fast lachen. Wie dumm von ihr, einem Mann etwas vormachen zu wollen, der solch eine Sammlung sein Eigen nannte!
Sie blickte Jafar belustigt an. „Kein Wunder, dass du meinen Ring in die Wüste geworfen hast", sagte sie.
Er erwiderte ihren Blick. Seine dunklen Augen glühten. „Nicht, weil die Perle falsch war", erinnerte er sie.
„Dieses Stück wird ,Die Tränen der Haremsdame' genannt", flüsterte er, als er eine weitere Schatulle öffnete. Der Anhänger war rund, In der Mitte befand sich ein großer Smaragd, und darum herum waren winzige, tropfenförmige Rubine strahlenförmig angeordnet. Am unteren Rand hing ein großer tropfenförmiger Smaragd.
„Es ist eine Arbeit des großen Goldschmiedemeisters Nazim Gohari."
Was die Steine betraf, war es sicher nicht das spektakulärste Stück der Sammlung, doch die Goldschmiedearbeit war so unglaublich fein und zart, dass Lisbet nur ehrfürchtig staunen konnte. „Oh, wie schön!" hauchte sie. „Ich habe noch nie etwas so Herrliches gesehen. Ich wage kaum, es anzufassen."
Jafar lächelte.
„Warum wird es ,Die Tränen der Haremsdame' genannt?" fragte Lisbet
„Dieses Stück hat eine Geschichte. Es wurde von König Jalal für seine Lieblingsfrau, Kumar al Nahar, in Auftrag gegeben", erklärte Jafar und hob das Schmuckstück hoch, damit sie sehen konnte, wie es aussah, wenn das Licht in einem anderen Winkel darauf fiel.
„Kumar al Nahar war eine außerordentliche Schönheit, die für ihr jugendliches Alter über erstaunliche Kenntnisse verfügte. Sie konnte herrlich singen und dichten und spielte mehrere Instrumente. Außerdem verblüffte sie den König bei ihren philosophischen Auseinandersetzungen mit ihrer intelligenten Argumentation und ihrem Wissen über den Koran.
Eines Tages soll die Favoritin des Königs beim Einkaufen auf dem Markt dem Neffen eines Seidenhändlers begegnet sein. Kumar al Nahar und der junge
Weitere Kostenlose Bücher