Heiß wie der Wuestenwind
Smaragden.
„Lisbet!" rief die Sultanin erfreut und beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. „Ich habe schon gehört, dass du heute Abend hier sein würdest. Wie schön, dich wieder zu sehen! Wie gefällt es dir, mit Masoud al Badi zu arbeiten? Das hatte ic h mir immer gewünscht."
Lisbet lächelte verschmitzt. „Es ist ziemlich hart", sagte sie, und Dana lachte.
Die beiden Frauen plauderten miteinander, fast so, als befänden sie sich in einem Probenraum in London. Doch unter den gegebenen Umständen mussten sie ihre Unterhaltung abkürzen.
„Ash", murmelte Dana und lehnte sich sacht an die Schulter des Sultans. „Lisbet ist eine alte Freundin von mir."
Sultan Ashraf Durran ibn Wafiq ibn Hafzuddin al Jawadi Bagestani richtete seinen Blick hoheitsvoll auf Lisbet, und sie fiel instinktiv in einen tiefen Knicks.
„Ihre Majestät", murmelte sie. Kein Wunder, dass das Volk von Bagestan sich diesen Mann als Sultan gewünscht hatte!
Er sagte etwas, und Lisbet antwortete. Doch sie hätte später nicht sagen können, worüber sie gesprochen hatten, denn sie war wie in Trance gewesen.
Dann hörte sie wieder Danas Stimme. „Lisbet, unsere Zeit hier ist durchgeplant bis zur letzten Minute. Aber wenn du mit dem Film fertig bist oder vielleicht zwischendurch einmal Zeit hast, wirst du nach Bagestan kommen und ein paar Tage unser Gast sein? Ich würde mich so gerne länger mit dir unterhalten."
„Guten Abend, Miss Raine." Lisbet wandte den Kopf, um zu sehen, wer sie ansprach.
Es war ein weißhaariger Mann in formeller, höfischer Kleidung. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen, aber es war offensichtlich, dass er ein Mann von Bedeutung war. Seine Körpersprache sig nalisierte, dass er gewohnt war, Macht auszuüben.
Jafar und Lisbet waren nach der Vorstellung im königlichen Pavillon zu einem der kleineren Pavillons geschlendert.
Der zentrale Raum des Pavillons war quadratisch. Die Decke bestand aus ineinander verschachtelten Kuppeln, die zu den Wänden hin kleiner und niedriger wurden. Das Muster, das die Kuppeln bildeten, wurde innerhalb des Raumes durch kreisförmig angeordnete Marmorsäulen wiederholt.
Der Boden war bedeckt von handgeknüpften Teppichen, die einander teilweise überlappten, als seien sie zufällig dort hingeworfen worden. Auch an den Wänden hingen kostbare Teppiche und seidene Wandbehänge, die im Schein unzähliger Kristallleuchter schimmerten.
In allen Ecken standen Topfpflanzen mit saftig grünen Blättern. Hier und da plätscherte ein kleiner Springbrunnen.
Die Gäste lagerten auf großen Kissen und Divans, und die ganze Zeit gingen Jungen und Mädchen mit Tabletts voller Köstlichkeiten umher.
Ein kleines Orchester spielte leise auf traditionellen orientalischen Instrumenten.
Jafar war von jemandem angesprochen worden, und Lisbet hatte sich gerade die Wandbehänge und Gemälde in einem der kle ineren Räume angeschaut, als der Fremde sie nun ansprach.
Als sie sich überrascht zu ihm umblickte, merkte sie, dass sie in dem Raum allein waren.
„Hallo", sagte sie und hob fragend die Brauen.
Aber er stellte sich nicht vor. „Sie interessieren sich für unseren verstorbenen König?"
Sie hatte gerade ein Porträt König Dauds betrachtet. „Sein Leben war sehr aufregend, nicht wahr?"
„Ja. Und auch er liebte eine Ausländerin."
„Wie seine Söhne."
„Nicht nur seine Söhne. Sind nicht auch sie Geliebte eines Tafelgefährten?"
Er lächelte, aber sie ließ sich nicht davon täuschen. Eine Boshaftigkeit ging von ihm aus, die fast körperlich spürbar war. Lis bet wäre gern fortgegangen, aber etwas hielt sie davon ab. Vielleicht seine Boshaftigkeit.
„Denken Sie das?"
Sein Blick glitt zu ihrem Kollier. „Selbst ein Narr wie Jafar al Hamzeh erlaubt nicht einfach irgendeiner Frau, diesen Schmuck zu tragen. Wissen Sie eigentlich, was das wert ist, was Sie um den Hals tragen?"
Sie empfand heftigen Widerwillen gegen diesen Mann. „Nun, vielleicht wollte er einfach, dass man heute Abend diesen Schmuck sieht. Vielleicht war mein Hals gerade am ehesten verfügbar."
Er sah sie lange stumm an, dann nickte er. „Sie sind eine kluge Frau", sagte er. „Sie wissen, dass Jafar al Hamzeh nicht ernst zu nehmen ist. Er spielt, er trinkt. Wie soll man auf einen solchen Mann zählen? Wie man hört, versuchen Sie, diesen Mann auf den rechten Weg zu bringen."
„So? Hört man das?"
„Verzeihen Sie mir, wenn ich mir auf Grund meines Alters das Recht herausnehme, Ihnen einen Rat zu
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