Heiß wie der Wuestenwind
ihr vor wie zwei Raubkatzen, die eine Witterung aufgenommen hatten.
„Ich bin nicht sicher, wie viel ich dir im Moment sagen darf, Lisbet", erklärte Jafar. „Wir müssen erst Rücksprache nehmen, bevor wir etwas an dich weitergeben."
Sie blinzelte überrascht. Noch nie hatte sie gehört, dass es je manden gab, den Jafar um Erlaubnis bitten musste. Allerhöchstens ... „Willst du damit sagen, du musst erst mit Prinz Karim darüber sprechen?"
Die Brüder tauschten einen viel sagenden Blick aus. Gazi lä chelte schelmisch. „Und ich dachte immer, du hättest dich wegen ihres Aussehens in sie verliebt."
Jafars Blick ruhte auf ihr. „Ich habe mich in Lisbets Seele verliebt", sagte er ernst.
Wie konnte es sein, dass ihr Herz einen Sprung tat und ihr dabei gleichzeitig schwer ums Herz wurde?
„Lisbet, du musst uns schwören, dass du das alles absolut vertraulich behandelst", sagte Jafar.
Es war inzwischen Abend geworden. Sie und die beiden Brüder saßen erneut in Gazis Büro.
„Es geht um die nationale Sicherheit, und ich muss dich bitten, mir dein Wort zu geben, dass du nicht darüber sprechen wirst. Anna und Nadia wissen teilweise Bescheid, aber es wäre zu gefährlich, mit ihnen über diesen Vorfall zu reden, da immer die Möglichkeit besteht, dass ihr abgehört werdet.
Verstehst du?"
Ihr eigener Pulsschlag dröhnte Lisbet in den Ohren. „Ihr wollt mir Staatsgeheimnisse anvertrauen?"
sagte sie atemlos.
Die beiden Männer nickten.
„Warum?"
Wieder blickten sich die beiden viel sagend an.
„Ich soll etwas für euch tun", sagte Lisbet, und Gazi schnalzte anerkennend mit der Zunge. „Das ist der einzige Grund, den ich mir vorstellen kann."
„Wir wollen, dass du uns hilfst, diesen Mann aus seinem Versteck zu locken", sagte Jafar. „Du bist die Einzige, die ihn gesehen hat, Lisbet. Wir glauben, der Mann, mit dem du gesprochen hast, ist der Kopf oder einer der Köpfe der Organisation."
Lisbets Herz pochte zum Zerspringen. „Von welcher Organisation?"
„Von einer Verschwörung gegen die Monarchie in den Barakatischen Emiraten."
„Oh, mein Gott!" rief sie. „Und wie kann ich da helfen?"
„Indem du mich auf dem Weg in den Ruin begleitest und anspornst und dann die Nummer anrufst, die dieser Mann dir gegeben hat, um deine Belohnung einzufordern", sagte Jafar ruhig.
„Nach unseren Erkenntnissen begann das alles vor etwa fünfundzwanzig Jahren", erklärte Jafar Lisbet später, als sie unter den Sternen am Strand spazieren gingen. „Als eine schöne junge Frau im Palast erschien und verlangte, den König zu sprechen. Sicherlich hatte man ihr als Kind von den alten Zeiten erzählt, als die Könige noch regelmäßig Audienzen abhielten, bei denen ganz normale Bürger zu Wort kamen. Ihr Name war Nusaybah. Vielleicht kennst du die Geschichte des Prinzen Jalal?"
Lisbet nickte. Sie hatte von dem Prinzen in einer Zeitschrift gelesen, als seine lange geheim gehaltene Identität aufgedeckt wurde. Jalal war der Sohn des Prinzen Aziz al Quraishi, der mit seinem Bruder, dem Kronprinzen, bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, bevor er Jalals Mutter, Nusaybah, heiraten konnte. Nur der König hatte von der Existenz seines Enkels gewusst. Doch obwohl er keine Ausgaben gescheut hatte, um diesen standesgemäß aufwachsen zu lassen, erwähnte er ihn nicht in seinem Testament, ja, er verschwieg seine Existenz sogar den drei legitimen Erben - den Prinzen, die gegenwärtig an der Macht waren.
Jalal hatte sich mit seinen Gefolgsleuten in die Wüste begeben, war zum Banditen geworden und hatte eines Tages von den Prinzen die Abtretung des Territoriums gefordert, das ihm seiner Meinung nach zustand. Erst als er aus Verzweiflung, weil seine Forderungen ignoriert wurden, Prinzessin Zara damals noch Zara Blake - als Geisel nahm, kam die Wahrheit ans Licht.
„Das ist die Geschichte, die in der Öffentlichkeit bekannt ist", erklärte Jafar. „Aber es ist nicht die ganze Wahrheit. Im vergangenen Jahr ging eine Gruppe von Männern zu Jalal und behauptete, der alte König, sein Großvater, habe nie von seiner Existenz gewusst. Jemand, der den Quraishis absolut feindlich gesinnt ist, jemand der im Palast aus und ein geht, hatte in Azizs unbekanntem Sohn eine Waffe entdeckt, um die Herrscherfamilie zu stür zen. Es war die ser Mann, der die Verantwortung für Jalals Erzie hung übernommen hatte, der dafür gesorgt hatte, dass die Prin zen wirklich niemals erfuhren, wer er war, und der ihn gelehrt hatte, sich
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