Heiss wie die Naechte Granadas
aufgetaucht war, aber was fiel ihm ein, einfach so ihre Unterhaltung mit seiner Mutter zu unterbrechen? Sie warf ihm einen argwöhnischen Seitenblick zu. Ihr Ärger wuchs noch, als sie erkannte, dass er einen maßgeschneiderten Anzug und ein makellos weißes Hemd mit Seidenkrawatte trug. Er lächelte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass dieses Lächeln nicht echt war.
Anna Menendez ließ sich nichts vormachen. Dieses Benehmen passte überhaupt nicht zu ihrem Sohn. Irgendetwasging da vor sich. „Tu das, mein Sohn.“ Sie blickte zwischen den beiden jungen Leuten hin und her. Wenn es das war, was sie vermutete, könnte ihre Freude nicht größer sein. „Wir unterhalten uns dann später, Niculoso.“
Zwei dunkle Augenpaare hielten einander fest. Nick war es, der zuerst den Blick abwandte. „Onkel Thomas kann es gar nicht erwarten, Liza kennenzulernen“, sagte er noch, dann zog er Liza schwungvoll herum und dirigierte sie vor sich her durch den Raum.
Liza sah einfach großartig aus! Sein Verlangen meldete sich schon wieder. Er kannte keine einzige Frau, die sich in so kurzer Zeit zurechtmachen konnte, und er kannte genug Frauen. Vor kaum einer Stunde hatte er sie nackt im Bett zurückgelassen. Ihm wäre nie in den Sinn gekommen, sie könnte vor ihm bei seiner Mutter sein. Der Himmel allein wusste, was seine Mutter ihr alles erzählt hatte! Allerdings ahnte er, dass er es bald erfahren würde. Nicht nur von Liza. Wahrscheinlich hatte seine Mutter ihm auch das eine oder andere zu sagen. Angenehm würde das sicher nicht werden. Aber er bezweifelte, dass es je einen Mann gegeben hatte, der etwas vor der eigenen Mutter geheim halten konnte.
Liza kochte inzwischen leise vor sich hin. Nicks Onkel konnte es nicht abwarten, sie kennenzulernen? Seit wann?! In Gedanken ging sie noch einmal die Unterhaltung mit Anna durch, und plötzlich versteifte sie sich. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen: Er wollte verhindern, dass sie mit seiner Mutter redete! „Du …!“ Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, doch seine Finger gaben keinen Millimeter nach.
„Später“, zischte er rau, und dann drehte sich seine Stimmung um hundertachtzig Grad, und der Charme troff geradezu von seinen Lippen. „Onkel Thomas, ich möchte dir Liza vorstellen. Sie ist die Tochter von Pamela Summers,Mammas englischer Freundin.“
So wurde Liza Nicks Onkel, seiner Frau Ellen, deren Bruder Paolo mit Frau und den jungen Paaren vorgestellt, die keineswegs Paare waren, sondern die Töchter und Söhne von Thomas und Paolo. Während der allgemeinen Konversation wurde erwähnt, dass Nick das Dinner gestern Abend in Granada verpasst hatte, dass die Familie den Lunch zusammen einnehmen wollte und heute Abend die große Party für Familie und Freunde stattfinden sollte.
„Ich muss mit dir reden“, zischelte Liza Nick zu, als er sie, eine Hand an ihrem Rücken, zu dem aufwendig gedeckten Esstisch führte. „Das ist ein Familienlunch. Ich fühle mich grässlich, wie ein Eindringling …“
Nick blieb stehen. „Du bist kein Eindringling, sondern ein willkommener Gast“, sagte er ernst.
„Das behauptest du.“ Sie sah an sich herunter. „Du hättest mir wenigstens sagen können … Ich bin nicht einmal richtig angezogen.“
„Ich weiß nicht …“ Er zuckte mit einer Schulter. „Es ist doch alles züchtig bedeckt.“
Er ließ sie nicht zu Wort kommen, sondern zog einen Stuhl für sie hervor, drückte sie sanft auf den Sitz und beugte sich von hinten an ihr Ohr. „Benimm dich, Liza. Nichts soll Thomas diesen Tag verderben.“
Das sah ihm mal wieder ähnlich! An die Ehefrau, an Ellen, dachte Nick natürlich nicht! „Und was ist mit …?“, setzte sie schneidend an.
Seine Finger umklammerten ihre Schulter fester. „Ich sagte doch schon … später.“ Damit setzte er sich neben sie und ließ seine Hand auf ihren Oberschenkel gleiten. Der Schock über seine Dreistigkeit verschlug ihr die Sprache.
Der Lunch verlief besser, als Liza befürchtet hatte. Wahrscheinlich hätte sie das köstliche Essen und das angeregte Tischgespräch sogar richtig genießen können, wäre da nichtder sich stetig erhärtende Verdacht, dass Nick sie keineswegs nur wegen seiner Mutter oder der unwiderstehlichen Anziehungskraft zwischen ihnen nach Spanien gebracht hatte. Ihre Gedanken kreisten ständig um den Ablauf des gestrigen Tages und das, was Anna ihr eröffnet hatte.
Schön, Annas Anruf bei Nick mochte Zufall gewesen sein. Aber Nick hatte ganz
Weitere Kostenlose Bücher