Heiss wie eine Sommernacht
ergriff die dargebotene Hand. Wie zu erwarten fühlte sie sich weich und schwammig an.
„Es ist mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Majestät.“
„Bitte.“ Lucas lächelte dünn. „Ich bin sicher keine Majestät.“
Er zog seine Hand zurück und unterdrückte den Reflex, sich die Finger an der Jeans abzuwischen. Wenn er bis jetzt durchgehalten hatte, würde er auch dieses Treffen hinter sich bringen, seinem Großvater zuliebe. Allerdings ohne sich um Höflichkeit zu bemühen. Hier hatte ihn niemand höflich empfangen. Alles, was er McDonough bieten konnte, war Offenheit.
„Mr. McDonough …“
„Lassen Sie mich bitte zuerst eine Entschuldigung vorbringen, Euer Hoheit … Hoheit, ist das die korrekte Anrede?“
„Nennen Sie mich einfach Reyes.“
„Na gut. Ich möchte mich für die Verspätung entschuldigen, Mr. Reyes.“
„Das Treffen hätte schon vor Stunden stattfinden sollen.“
„Ja, ich weiß. Es ist nur … Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Möchten Sie vielleicht etwas essen, Prinz?“
„Ich heiße Reyes.“
„Ja, sicher, natürlich. Entschuldigen Sie. Also – etwas zu essen, zu trinken?“
Lucas war der Appetit vergangen. „Nein, danke. Kommen wir direkt zum Geschäftlichen, Mr. McDonough. Deshalb bin ich hier.“
Der Schweiß floss stärker über das Gesicht des Mannes. „Euer Lordschaft wirkt verärgert. Es tut mir unendlich leid, dass ich bei Ihrer Ankunft nicht hier war, Sir.“
„Mir auch.“
„Bitte glauben Sie mir, es ging nicht anders. Mich betrübt das genauso wie Sie.“
McDonough katzbuckelte zwar nicht, aber er verging fast vor Nervosität. Lucas seufzte still, zählte stumm bis zehn und zwang sich zu einem – wie er hoffte – freundlichen Lächeln.
„Manchmal kommt eben etwas Unvorhergesehenes dazwischen. Als Geschäftsmann und Rancher verstehe ich das. Also, lassen Sie uns noch einmal von vorn anfangen, einverstanden? Freut mich, Sie kennenzulernen, Mr. McDonough. Mein Großvater lässt Ihnen Grüße ausrichten.“
„Danke, Euer Hoheit. Aber … ich bin nicht Aloysius McDonough.“
Das Lächeln auf Lucas’ Gesicht erstarb. „Wer sind Sie dann?“
„Ich heiße Thaddeus Norton. Ich bin Anwalt.“
So viel also zum Neuanfang.
„Mr. Norton, wir verschwenden hier nur Zeit“, meinte Lucas harsch. „Ich bin hier, um Aloysius McDonough zu treffen. Wo ist er?“
„Bitte gedulden Sie sich noch einen Moment, ich werde Ihnen alles erklären.“
„Ich habe schon genug Geduld bewiesen. Wo ist McDonough? Und wo diese angebliche Stute?“
Damit brachte er den Anwalt völlig aus dem Konzept. „Welche Stute, Euer Exzellenz?“
„Dieses offensichtlich nicht existierende Paradebeispiel eines weiblichen Rassepferdes.“
„Aber … aber es gibt keine Stute, Sir.“
„Das habe ich doch gerade gesagt, oder?“ Dios, gab es hier eigentlich überhaupt einen vernünftigen Menschen? „Vielleicht sollte ich vorab ein paar Dinge klarstellen, Mr. Norton. Mein Großvater sagte mir, er habe einen Vertrag für den Kauf einer Stute abgeschlossen. Wir beide wissen, dass es hier keine Stute gibt. Was bedeutet, dass mein Großvater entweder etwas missverstanden hat oder Ihr Klient die Situation bewusst falsch dargestellt hat.“ Lucas kniff die Augen zusammen. „Und glauben Sie mir, mein Großvater pflegt Dinge nicht misszuverstehen.“
Norton schluckte hörbar. „Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, Sir. Sie haben natürlich recht, es gibt keine Stute. Aber das Land, die Gebäude und die Stallungen. Ich weiß, alles bedarf einiger Reparaturen, aber …“
Jetzt fielen alle Puzzleteilchen an ihren Platz.
Felix war übers Ohr gehauen worden. McDonough hoffte nicht darauf, den Reyes eine Stute zu verkaufen, die Intelligenz, Schönheit und Klasse in die Reyes-Linie brachte, sondern er wollte ein heruntergekommenes Anwesen loswerden, indem er es an einen alten Freund verscherbelte.
Am liebsten hätte Lucas den Anwalt beim Kragen gepackt und geschüttelt.
„Sie und McDonough beleidigen mich und meinen Großvater“, stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Glauben sie ernsthaft, dass ich mich bereit erkläre, dieses vernachlässigte Stück Land im Vorhof der Hölle zu kaufen, weil es hier keine Stute gibt?“
„Bitte, Euer Lordschaft, so beruhigen Sie sich doch.“
„Ich bin ruhig!“, brüllte Lucas. „Völlig ruhig! Und jetzt holen Sie Aloysius McDonough, damit ich ihm meine Meinung sagen kann!“
„Ich fürchte, das wird leider nicht
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