Heiss wie eine Sommernacht
muss.“
In Alyssas Kopf drehte sich nun alles. Weigerte sie sich, mit Lucas zu gehen, verlor sie die Ranch. Ging sie mit ihm, gab es vielleicht – aber nur vielleicht – eine Rettung.
„Wenn ich mit Ihnen komme … wie geht es dann weiter?“
„Ich werde meinen Großvater davon überzeugen, dass der Vertrag unmöglich in Kraft treten kann. Dann stelle ich einen Scheck aus, um sämtliche ausstehenden Forderungen zu begleichen und Ihnen die Besitzurkunde für die Ranch zu überlassen. Und dann tun wir beide so, als wären wir uns nie begegnet.“
Ungläubig starrte sie ihn an. „Das können Sie tun?“
Das hoffte er zumindest, aber sie brauchte seine Zweifel nicht zu kennen.
„Ja“, bestätigte er mit mehr Zuversicht, als er verspürte.
„Und das Ganze beginnen Sie mit einer Entführung.“
„Eine Entführung kann man das wohl kaum nennen, chi ca. Denn laut der Zusatzklausel sind Sie schließlich meine Verlobte.“
„Das ist nicht komisch! Ich bin Ihre gar nichts, und das wissen Sie auch!“
„Stimmt. Und ich verschwende hier nur meine Zeit. Also, entscheiden Sie sich. Entweder Sie bleiben, oder Sie kommen mit. Ich bin diese unnütze Diskussion leid.“
Alyssa öffnete den Mund, schloss ihn aber wieder. Was gab es da noch zu sagen? Der vermaledeite Prinz hatte recht. All das Reden hatte bisher zu keiner Lösung geführt. Sie sah zu Thaddeus. Auch in dem Punkt musste sie Lucas zustimmen: Der Anwalt ihres Vaters taugte nichts.
„Ja oder nein, amada?“
Eine Wolke schob sich vor den Mond und verdunkelte für einen Augenblick alles außer Lucas Reyes’ Gesicht. Alyssa erschauerte.
Dieser Fremde glaubte felsenfest, dass sie den Vertrag kannte und ihn wegen seines Geldes und Titels heiraten wollte. Mit anderen Worten, er hielt sie für geldgierig, skrupellos und berechnend.
Wenn er nun wüsste, dass es ihr das Herz gebrochen hatte, als sie erfuhr, dass das Land, das Einzige, was ihr von ihrer Mutter blieb, verloren war? Dass es erneut ihr Herz bräche, den Abriss der Ställe und Nebengebäude mit ansehen zu müssen – für den sogenannten Fortschritt.
Was für ein dummer Gedanke. Das würde gar nichts ändern, schlicht und einfach, weil er ihr nicht glaubte.
Und warum sollte sie ihm glauben? Er suche eine Lösung, behauptete er. Wieso sollte sie ihm vertrauen? Tausend Meilen von ihrem Zuhause entfernt, ihrem Land entrissen, könnte er alles mit ihr tun …
„Nun?“
In Alyssas Augen brannten Tränen. Sie blinzelte sie zurück. Ihre einzige Chance lag darin, ihm zu zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte.
„Falls ich mit Ihnen komme, müssen Sie sich bereit erklären, bestimmte …“
„Klauseln zu akzeptieren?“ Seine Stimme klang tief und weich wie Samt, dennoch hörte sie die Schärfe darin.
„Bedingungen“, verbesserte sie. „Bestimmte Bedingungen.“
„Nämlich?“
„Dass Sie mich mit Respekt behandeln.“
Er zuckte mit einer Schulter. „Einverstanden.“
„Und Sie rühren mich nicht an.“
Da lachte er.
„Finden Sie das lustig? Glauben Sie, Sie können mich … küssen, wann immer Ihnen der Sinn danach steht?“
„Ich glaube, Sie verlangen zu viel.“ Sein Blick war eiskalt. „Zu viele Bedingungen, zu viele Klauseln, zu viele Vorbehalte. Kommen Sie mit, oder lassen Sie es bleiben. Norton, die Schlüssel, oder ich hole sie mir von Ihnen!“ Sofort flog der Autoschlüssel durch die Luft. Lucas fing ihn auf. „Also, was ist jetzt, amada? Ich fahre los.“
Das war doch völlig verrückt! Alyssa blieb stocksteif stehen, unfähig, sich zu rühren. Lucas zuckte mit den Schultern und setzte sich auf den Fahrersitz.
„Selbst wenn ich wollte …“ Hastig stieß sie die Worte aus. „Ich kann nicht … ohne vorher meine Sachen zu holen.“
„Welche Sachen?“
„Kleidung. Meine Zahnbürste. Sachen eben.“
„Sobald wir in meinem Land sind, sorge ich dafür, dass Sie alles Nötige erhalten.“
Genau die arrogante Antwort, mit der sie gerechnet hatte.
„Meine Handtasche. Geld. Mein Pass. Ich brauche doch wohl meinen Pass.“
Doch er lachte nur. Natürlich, warum auch nicht? Selbst ihr erschien die Idee, eine Frau könne so etwas Banales wie einen Pass brauchen, wenn sie mit diesem Mann reiste, lachhaft.
„Letzte Möglichkeit.“ Er lehnte sich zur Beifahrertür und öffnete sie. „Ja oder nein?“
Alyssa befeuchtete ihre trockenen Lippen. Bei ihm hörte sich das so an, als hätte sie eine Wahl, dabei wussten sie beide, dass das nicht stimmte. Dafür
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