Heiss wie eine Sommernacht
Großvater von der Unsinnigkeit des Vertrags zu überzeugen. Er ist alt, und ich liebe ihn und möchte ihn um nichts auf der Welt verletzen. Ist das so weit klar?“
Sie wollte eine geistreiche Erwiderung geben, doch ihr Verstand schien im Moment nicht zu arbeiten.
Gerade erst hatte sie ihm vorgeworfen, kein Herz zu haben, dabei besaß er eines, wenn es um seinen Großvater ging. Nur … bei allem anderen nicht … Aber wie konnte er sie so küssen und all diese Leidenschaft vortäuschen?
Andere Frage … wie konnte sie ihn verabscheuen und dennoch so auf seinen Kuss reagieren?
„Also noch einmal“, sagte er kühl. „Gibt es einen besseren Weg zum örtlichen Flughafen?“
Zu gern hätte sie ihm erwidert, er solle zur Hölle fahren, aber momentan vermied sie die Konfrontation mit dem Gegner lieber. „Biegen Sie da vorn links ab, dann die nächste Straße noch mal links.“
„Und wo lande ich dann? In der Hölle?“ Fast hätte er bei ihrem Gesichtsausdruck gelacht. Aber nur fast.
Sein Großvater war krank. Und er brachte eine Frau mit nach Hause, der er misstraute. Und niemand schien sagen zu können, was wahr und unwahr war.
Er jagte hinter Antworten her, die ebenso schwer einzufangen waren wie das Mondlicht.
7. KAPITEL
Sie verließen Texas in einer kleinen Sportmaschine, die Lucas am Flughafen mietete. Von dort aus rief er auch seinen Piloten an, damit dieser sie bei der Ankunft in New York mit Lucas’ startbereitem Privatjet zum Weiterflug erwartete.
Während der ganzen Zeit hielt Lucas Alyssa am Ellbogen fest, als hätte er Angst, sie könne ihm im letzten Moment noch entwischen.
Ehrlich gesagt, spielte sie auch mit dem Gedanken. Doch Stolz und Starrköpfigkeit hielten sie zurück. Jetzt noch umzukehren wäre nur ein Zeichen von Schwäche.
Auf dem Kennedy Airport in New York stiegen sie in die Privatmaschine um. Alyssa hatte sich ein ähnliches Flugzeug wie das, mit dem sie aus Texas gekommen waren, vorgestellt. Sie hätte es besser wissen müssen.
Jetzt saßen sie in einem riesigen silbernen Vogel, ausgestattet mit allem erdenklichen Luxus. Alyssa wusste, dass Direktoren internationaler Unternehmen oft in Firmenmaschinen reisten. Das galt nicht als Luxus, sondern vielmehr als Notwendigkeit. Allerdings sah sie in Lucas keinen Unternehmer.
So wie er sie behandelte, mit welcher Selbstverständlichkeit er sich in ihr Leben gedrängt und die Kontrolle übernommen hatte, jetzt dieses Flugzeug – sogar mit Steward –, das bewies alles nur, dass der spanische Prinz sich für besser hielt als andere.
Sie mochte diesen Mann nicht. Vertraute ihm nicht. Dass sie auf seine Annäherungsversuche reagierte, beschämte sie nicht, es machte sie nur wütend.
Er spürte, wie unerfahren sie war, und nutzte das aus.
Aber das sollte ihm ab sofort nicht mehr gelingen, dachte sie, als der Steward das Dinner servierte, auf feinstem Porzellan mit königlichem Emblem.
Denn nun reifte ein Plan in ihr.
Lucas Reyes war ein würdiger Gegner in dem, was sie inzwischen als kompliziertes Schachspiel ansah. Nach seinem ersten Zug glaubte er jetzt, das Brett zu kontrollieren.
Er irrte.
Sobald sie in Spanien ankämen, würde sie ihm eröffnen, dass sie ihm drei Tage gäbe. Drei Tage, um die Angelegenheit zu regeln und einen alten Mann davon zu überzeugen, dass er mit seiner Einmischung in das Leben zweier Menschen mehr verlor als gewann.
Niemand sollte Gott spielen, auch Prinz Felix müsste das akzeptieren.
Drei Tage. Nicht mehr.
Das eine Jahr Jura auf der Uni hatte sie sicherlich nicht zu einer Rechtsgelehrten gemacht, aber selbst ein Anfänger sah, dass es in diesem Vertrag Lücken gab, durch die ein ganzer Lastwagen passte.
Sie würde nach New York fliegen und ihre ehemaligen Professoren aufsuchen. Einer von ihnen konnte ihr sicherlich helfen. Sie selbst erkannte schließlich schon die Grundlinien, um den Verkauf der Ranch anzufechten.
Aloysius’ Körper verfiel in den letzten Monaten seines Lebens mehr und mehr. Zum Ende hin litt auch seine geistige Klarheit. Wer wusste schon, wie lange dieser Prozess bereits angedauert hatte? War Aloysius überhaupt noch zurechnungsfähig gewesen, als er die Ranch verkauft und seine Unterschrift unter den Vertrag mit der Zusatzklausel gesetzt hatte? Vielleicht ahnte er gar nicht, was er da unterschrieb? Möglichweise steckte sogar Thaddeus mit Reyes unter einer Decke? Oder hatte er sich von der internationalen Kanzlei überrumpeln lassen?
Die ganze Sache ergab keinen Sinn.
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