Heiß
closed, wie die amerikanischen Kollegen sagen würden. Aber das wäre zu billig, und es widerstrebt mir, den Großkotz im Bentley so einfach davonkommen zu lassen. Also brauchen wir einen Plan B.«
»Darf ich Sherlock Holmes Calis auf einen weiteren Kaffee einladen, um die grauen Zellen wach zu halten?«, fragte Trapp und wies auf den Automaten im Flur.
»Niemals.« Calis schüttelte entschieden den Kopf. »Das würde ich als Anschlag auf meine Gesundheit werten. So sehr auf Koffeinentzug kann ich gar nicht sein. Ich hab eine bessere Idee. Wie viele Tattoo-Studios gibt es in Frankfurt?«
Trapp zuckte mit den Schultern. »Drei, vier große vielleicht und noch mal ein Dutzend kleine.«
»Dann raus hier und auf den Weg zu all den Artisten da draußen mit Nadel und Tinte. Möglicherweise brüht einer von denen einen starken, richtigen Kaffee.« Calis schnappte sich seine Jacke und war bereits aus der Tür, bevor Trapp ihn fragen konnte, was genau er sich von der Tattoo-Tour erwartete.
Die Liste der Studios war länger, als Calis vermutet hatte, und die ersten beiden Adressen erwiesen sich als Nieten. Weder hatten die Besitzer Legionäre als Kunden, noch hatten sie jemals eine jener Tätowierungen gesehen, von denen Colonel Lambert Calis erzählt hatte.
Nach einem Kaffee hatte Calis erst gar nicht gefragt.
Der dritte Laden lag in einer Seitenstraße der Mainzer Landstraße. »Wenn das auch nichts wird, dann sollten wir die Strategie vielleicht noch mal überdenken«, bemerkte Trapp nach einem Seitenblick auf ein Café, das mit dem Plakat »mittelguter Kaffee 1 Euro« Ehrlichkeit suggerierte. »Die mag ja unter Umständen in Berlin funktionieren …«
»Hat Frau Oberschlau Watson eine bessere Idee?«, wollte Calis wissen. »Wenn ja, ich höre.«
Der Rest des Weges verlief schweigend.
Es war ein kleiner Laden, der in seinem früheren Leben einmal eine Bäckerei oder eine Änderungsschneiderei gewesen sein musste. Vor der ziemlich leeren Auslage, wo einige der üblichen gezeichneten Vorlagen und Kundenfotos verblassten, parkte eine schwere Maschine, drinnen brannte ein fahles Licht. Calis stieß die Tür auf und musste grinste, als ihm ein bekannter süßlicher Duft in die Nase stieg und er das charakteristische Geräusch der Tattoo-Nadel hörte.
»Gott zum Gruß …«, begann er.
»… und dem Teufel zur Ehr«, unterbrach ihn eine helle Stimme, die hinter einem Vorhang ertönte. »Setzt euch hin und nehmt euch etwas zu trinken. Der Kühlschrank ist voll. Ich bin gleich so weit.«
Dann begann wieder das Sirren der Nadel.
Calis blickte hoch und sah die Kamera, die den Verkaufsraum überwachte. Während Kollegin Trapp hinüber zu einer Schautafel wanderte, auf der Fotos der verschiedensten Tätowierungen zu sehen waren, durchsuchte der Kommissar den Kühlschrank.
»Red Bull oder Bier?«, fragte er die Oberkommissarin.
Doch die schüttelte nur stumm den Kopf.
Endlich schob sich der Vorhang zur Seite, und ein junger, schlaksiger Mann in Jeans und Totenkopf-T-Shirt erschien, zog sich die Einweghandschuhe aus und nickte Calis zu.
»Tattoo? Piercing?«, fragte er erwartungsvoll.
»Antworten«, meinte Calis und zog seinen Ausweis hervor. »Ich will jetzt nicht meiner Nase nachgehen, und wenn Sie ein Rasierwasser Marke schwarzer Afghane verwenden, ist mir das gleich. Nur damit wir uns richtig verstehen.«
Er blickte sich um und deutete auf die Schautafel. »Es geht um dreifachen Mord, und Tätowierungen spielen dabei eine wichtige Rolle.«
Der junge Mann pfiff durch die Zähne. »Mord und Tattoos? Geiles Thema. Legen Sie los, Herr Polizeigeneral.«
»Präsident genügt.« Calis grinste. »Schon mal legio patria nostra gelesen?«
»Ich war schon lange nicht mehr in der Kirche, wenn Sie das meinen«, antwortete der Junge und nahm sich ein Red Bull aus dem Kühlschrank. »Nicht so meine Welt.«
Trapp verdrehte die Augen zum Himmel.
»Dreieckiges Tattoo, Zahl der Kompanie und Symbole im Inneren, Schrift rundherum«, führte Calis geduldig aus. »Oder eine siebenflammige Granate, mit den Worten ›vouloir, croire et oser‹. Haben Sie so etwas schon mal gesehen?«
Der Tätowierer tippte mit der Kante der Dose gegen seine Zähne. »Is’ Französisch, hm?«
Oberkommissarin Trapp winkte ab, tippte mit dem Finger verstohlen an die Stirn und machte sich kopfschüttelnd auf den Weg zum Ausgang.
»Is’ gar nicht so lang her …«
»Was?« Calis war sich nicht sicher, ob er den Jungen richtig verstanden
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