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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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erzählt«, antwortete Trapp. »Daraufhin meinte er – worauf warten Sie noch? Das war dann das Ende der Audienz.«
    »Wir eilen, hasten, fliegen«, meinte Calis spöttisch. Er sah sich um. Regale im Einheitsgrau, der Kalender der Polizeigewerkschaft neben einem alten Plakat, das als Pinnwand fungierte, zwei Grünpflanzen undefinierbarer Natur. »Die Gemütlichkeit in diesem Büro hält mich jedenfalls nicht länger hier.«
    »Ich bin erst vor zwei Wochen hier eingezogen«, sagte Trapp entschuldigend.
    »Und die weibliche Note kommt noch nach.« Calis grinste. »Lassen Sie mich raten. Die rosa Herzchentapeten hatten Lieferzeit.«
    »Blödmann«, entgegnete die Oberkommissarin, verdrehte die Augen und verschwand im Flur.
    Der Kollege in der Erkennung sah aus wie ein frühzeitig gealterter Boxer, der zu viele Kämpfe verloren hatte und deswegen in eine tiefe Depression gefallen war, aus der er seit Jahrzehnten vergeblich wieder aufzutauchen versuchte.
    »Hallo Martina!«, begrüßte er Trapp und betrachtete Thomas Calis mit einem zugleich neugierigen, wie auch gleichmütigen Dackelblick.
    »Hi Bernie, lässt du uns kurz an den Computer? Das ist übrigens Kommissar Thomas Calis aus Berlin. Wie es aussieht, arbeiten wir am selben Fall.«
    Bernie nickte nur und verschwand nach einem »Bedient euch« im Nebenraum.
    »Nicht gerade eine Plaudertasche«, murmelte Calis, als er sich einen Sessel heranzog und sich rittlings neben der Oberkommissarin vor den Computermonitor setzte.
    »Bernie ist ein Schatz«, antwortete Trapp und startete das Programm. »Hatte es nie leicht, ist aber immer hilfsbereit und gut drauf.«
    »Dann will ich gar nicht wissen, wie er aussieht, wenn er schlecht drauf ist.« Calis wies auf den Bildschirm. »Wir haben keine Ahnung, wie unsere drei Legionäre aussahen. Wenn wir Pech haben, dann sind sie vorher noch nie mit dem deutschen Gesetz in Konflikt gekommen. Sie könnten in Frankfurt und Umgebung gewohnt haben, müssen aber nicht. Wir kennen keinen einzigen Namen, nur einen Spitznamen – Clown. Das reduziert die Suchmöglichkeiten.«
    Trapp nickte, tippte Clown ein und drückte dann die Enter-Taste. Fünf Gesichter erschienen in einer Listenansicht. Ein Geldschrankknacker, der nach seinen Einbrüchen immer einen Zettel mit »Der Clown« hinterlassen und in der Zwischenzeit das Zeitliche gesegnet hatte. Ein Trio von Bankräubern, die bei ihren zahlreichen Überfällen stets Clownsmasken getragen hatten und noch bis 2022 hinter Gittern sitzen würden, und ein Zirkusartist, der als Clown verkleidet am Zelteingang unvorsichtigen Besuchern über Jahre hinweg die Geldbörsen aus den Taschen gezogen hatte. Nach seiner Entlassung aus der JVA Frankfurt Höchst war er mit unbekanntem Aufenthalt verschwunden. Ein Blick auf sein Geburtsdatum brachte allerdings auch hier die Ernüchterung: Der kleptomanische Clown war schon achtundsiebzig Jahre alt.
    »Der lebt in einem bequemen Altersheim, irgendwo in der Sonne, wenn er nicht schon längst den gestohlenen Löffel abgegeben hat«, meinte Trapp und schüttelte den Kopf. »Der ist es auch nicht.«
    »Oder er sitzt am Eingang bei Barnum & Bailey als Clown verkleidet im Rollstuhl und frönt seiner alten Leidenschaft«, witzelte Calis. »Und damit sind wir bereits am Ende der Weisheit des Computers. Das war ein kurzes Gastspiel.«
    Nachdem sie noch »Legionär« in die Suchmaske eingegeben und ebenfalls keinerlei brauchbare Ergebnisse erzielt hatten, gingen ihnen die Optionen aus.
    »Das war‘s dann wohl«, stellte Martina Trapp fest und schloss das Programm. »Das war kurz und bündig, aber so kommen wir nicht weiter. Wir kennen keinen Namen der drei Opfer, haben zwar einen Zeugen für den Bentley, aber nicht für die Insassen, und darüber hinaus einen Verdächtigen, dem wir nichts nachweisen können.«
    Calis war aufgestanden und tigerte in dem kleinen Büro auf und ab. »Fassen wir kurz zusammen und lehnen wir uns aus dem Fenster. Drei Täter in Berlin, die in Frankfurt sterben, nachdem sie ihrem Auftraggeber das überreicht haben, wonach sie suchen sollten. Der fährt einen Bentley und hat vermutlich blonde Haare. Aber beweisen können wir weder, dass die drei Exlegionäre tatsächlich in Berlin waren, noch dass Blondlocke die Explosion in Auftrag gegeben hat und kurz vorher am Tatort war.« Er breitete die Arme aus. »Ich könnte also zurück nach Berlin fahren. Die mutmaßlichen Täter sind tot, ein Beweis wird sich wohl nie zweifelsfrei finden lassen. Case

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