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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Ihnen und haben Sie im Visier! Wir fordern Sie auf, unverzüglich abzudrehen und uns zu folgen, sonst müssen wir Waffengewalt anwenden!«
    Die Stimme, die plötzlich im Bordfunk ertönte, sprach akzentfrei Englisch. Alarmiert blickte Finch über seine Schulter. Zwei Mirage schoben sich in sein Sichtfeld und wackelten mit den Flügeln. Das internationale Zeichen für »Folgen Sie mir«.
    »Verdammt«, fluchte Finch und überlegte, ob ihm noch irgendein Ausweg blieb. Es war, als könnten die pakistanischen Piloten seine Gedanken lesen: Eine der Mirage fiel zurück und brachte sich in Schussposition.
    »Die machen Ernst«, meinte Salam leise, und es klang niedergeschlagen. »Wir hatten es fast geschafft. Und jetzt, so knapp vor dem Ziel …«
    Bevor Finch antworten konnte, kam eine neue Stimme über den Äther. Tief, autoritär und eindeutig mit einem texanischen Akzent.
    »An die beiden pakistanischen Militärjets im Anflug! Wenn Sie nicht sofort abdrehen, dann betrachten wir das in Abstimmung mit unseren Befehlen als Angriff auf das Territorium von Afghanistan und auf die Streifkräfte der Vereinigten Staaten und eröffnen unverzüglich das Feuer. Drehen sie JETZT ab!«
     
     
    Die beiden F- 15 E Strike Eagle-Jets der amerikanischen Einsatztruppen in Afghanistan waren in Tarnfarben gestrichen und schwer bewaffnet. Sie tauchten aus dem Nichts auf, wie elegante, aber todbringende Raubvögel, und stürzten auf die Harrier herab, nachdem die beiden Mirage blitzartig abgedreht hatten und verschwunden waren.
    In einem wohl tausend Mal geübten Manöver setzten sie sich rechts und links des Jägers und vergeudeten keinen Meter Platz. Ihre Flügelspitzen schienen an die der Harrier angedockt zu haben.
    »Willkommen in Afghanistan«, tönte es über den Bordfunk, und einer der Piloten winkte herüber zu Finch und Salam. »Sind Sie der Reisebus aus Chitral?«, fragte er und konnte sich ein glucksendes Lachen nicht verkneifen. »Sie haben Verspätung, Sir. Ich wusste außerdem nicht, dass solche antiquierten Modelle noch im Einsatz fliegen dürfen.«
    »Meinen Sie den Piloten oder das Flugzeug?«, konterte Finch erleichtert und erntete ein lautes Lachen von den beiden amerikanischen Jagdfliegern, die einmütig den Daumen nach oben streckten.
    »Nachdem Sie es im Tiefflug durch den Hindukusch geschafft haben, gehören Sie zum Club, Sir, egal wie alt Sie sein mögen«, sagte einer der beiden respektvoll. »Die Aktion mit den Raketen war auch nicht schlecht. Kompliment. Wir fliegen bereits seit zwei Stunden Patrouille und hatten Sie von Anfang an auf dem Schirm. Die Air Force hat eine AWACS über der Ostgrenze Afghanistans stationiert, müssen Sie wissen, und uns die Signale auf das In-Board-Display weitergeleitet. Im Kasino liefen bereits Wetten, ob Sie es schaffen würden oder nicht. Muss gestehen, ich habe verloren. Ich wettete auf ›oder nicht‹.«
    Finch musste lachen. »Wenn ich etwas mehr Zeit hätte, dann würde ich Sie zum Trost auf ein Bier einladen, aber ich fürchte, es wird nur ein kurzer Zwischenstopp.«
    »Wir sind informiert, Sir. Bitte folgen Sie uns zur Bagram Air Base, unsere Techniker warten bereits.« Damit schwenkten die beiden Jets etwas zur Seite, beschleunigten mühelos und übernahmen die Führung.
    »Die Amerikaner wussten von der Aktion?«, wunderte sich Salam, der allmählich begann, sich zu entspannen.
    »Glauben Sie mir, unser gemeinsamer Bekannter hat Freunde an den richtig hohen Stellen«, gab Finch zurück. »Meist solche, die ihm einen Gefallen schuldig sind. Wenn die Amerikaner eine AWACS über dem Gebiet haben, warum wussten dann die Pakistanis nichts davon? Schon mal darüber nachgedacht?«
    Nachdem keine Antwort aus dem hinteren Cockpit kam, nahm Finch an, dass Salam die verbleibende Zeit bis zur Landung auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt dafür verwenden würde, genau darüber nachzugrübeln.

8 Das Dunkel der Geschichte

29 . Juli 1935 , Charing Cross Road, London/England
    Colonel Frank Majors nahm seinen Hut ab, wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn und trat an das Schaufenster des Buchladens »Foyles« in der Charing Cross Road 113 . Das überlebensgroße Gesicht von T.E. Lawrence blickte ihn an, mit blitzenden Augen und einem leicht spöttischen Zug um den Mund.
    Darunter, aufgereiht wie die Zinnsoldaten oder die Steine eines Dominospiels, standen Dutzende Exemplare der
Sieben Säulen der Weisheit,
die einige Tage zuvor aus den Druckerpressen

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