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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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wo ist der Herr Doktor jetzt?«, erkundigte sich Calis und blickte sich suchend um.
    »Der sitzt in einer kleinen Kneipe um die Ecke und wartet, bis wir fertig sind«, antwortete Bergner lächelnd. »Vielleicht gar keine schlechte Idee, so ein kühles Blondes.«
    In diesem Augenblick donnerte es theatralisch. Dann folgte ein weiterer Blitz, der aber diesmal von der Kamera eines Reporters stammte, der es irgendwie durch die Polizeiabsperrungen geschafft hatte.
    »Wenn du noch einmal abdrückst, dann vergesse ich mich«, brüllte Calis wütend, der sich bereits auf dem Titelblatt der Regenbogenpresse mit rosa Kondom-Schirm, schmutzigem T-Shirt und löchrigen Jeans sah. »Kann hier eigentlich jeder machen, was er will? Zurück hinter die Absperrung, aber plötzlich!«
    »Du scheinst heute etwas neben der Spur zu sein, wenn ich das so formulieren darf«, wandte Bergner ein.
    »Das darfst du nicht«, brummte Calis, »und dieser Schirm bedeutet das Ende unserer Freundschaft, wenn es denn je eine gab.« Damit trat er näher an den Golf heran, über den die Spurensicherung ein provisorisches Zelt gespannt hatte. Zwei Experten waren noch immer damit beschäftigt, trotz des Wolkenbruchs eventuelle Spuren am und im Fahrzeug zu sichern. Der Tote starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Scheinwerfer und Thomas Calis kam es so vor, als fixierte auch er den verdammten Schirm.
    »Wie lange braucht ihr noch?«, erkundigte er sich.
    »Gib mir noch fünf Minuten«, winkte Bergner ab, »dann bist du uns los. Bei dieser Springflut hier schwimmen alle Spuren weg. Aber du könntest inzwischen um die Ecke gehen, zu Siemens. Tronheim war da beschäftigt, wir haben einen Dienstausweis in seiner Tasche gefunden.« Der Leiter der Spurensicherung wies auf das riesige, langgestreckte Gebäude hinter dem Kommissar. »Das ist übrigens die AEG -Turbinenhalle, die Siemens vor Jahren samt der Produktion übernommen hat.«
    »Und der Tote hat in der Halle gearbeitet?«, fragte Calis nach.
    »Bin ich die Auskunft? Keine Ahnung, er war zumindest bei Siemens angestellt«, gab Bergner zurück. »Die Büros in der Huttenstraße werden heute verwaist sein, noch dazu um diese Uhrzeit, aber es gibt sicher einen Pförtner. Vielleicht hat der ein Mitarbeiterverzeichnis oder kennt diesen Tronheim.«
    »Also gut, ich geh ja schon«, seufzte Calis. »Warum übernimmst du eigentlich meinen Job nicht gleich mit? Dann könnte ich mich aufs Ohr hauen. Ich bin fix und fertig.«
    »Vom Umtopfen deiner Haschischpflanzen? Oder hat der zweibeinige Osterhase beim Verstecken der Eier alle Register gezogen?«, wollte Bergner wissen.
    »Blödmann«, gab Calis zurück. »Weder noch. Ich habe einen Garten geerbt. Von meiner Tante Louise.«
    »Tausend Quadratmeter Unkraut und zwanzig Obstbäume, so wie du aussiehst«, nickte der Leiter der Spurensicherung verständnisvoll. »Das schlaucht, ich weiß.«
    »Achtundachtzig Quadratmeter, eine Laube, Gestrüpp und einen Baum, aber vergiss es einfach«, brummte Calis, winkte resigniert ab und machte sich auf den Weg in die Huttenstraße.
     
     
    Der Portier musterte den durchnässten schlanken Mann in dem fleckigen T-Shirt und den ausgewaschenen, zerrissenen Jeans mit misstrauischem Blick und großen Augen. Dann bewegte sich seine Hand langsam zum Alarmknopf, während sein breites gelbliches Gesicht im Licht der kleinen Schreibtischlampe Misstrauen und Besorgnis ausdrückte.
    »Ja?«, fragte er und schob ein Kreuzworträtselheft außer Sichtweite.
    Thomas Calis griff in seine Jeans, zog wortlos den Dienstausweis aus der Tasche und presste ihn gegen die Sicherheitsglasscheibe. »Machen Sie bitte die Tür auf, ich bin schon nass genug.«
    Der Wachmann studierte kurz den kreditkartengroßen Ausweis, nickte dann eifrig, erhob sich und deutete auf die Glastür, die er umständlich aufsperrte und schließlich öffnete. Ein Schwall warmer und abgestandener Luft schlug Calis entgegen. In dem Kabuff roch es nach Schweißfüßen und Kaffee.
    »’n Abend«, nickte Calis und klappte aufatmend den Schirm zusammen. »Kriminalpolizei. Kennen Sie einen gewissen Kurt Tronheim? Er soll angeblich hier arbeiten.«
    »Ja, natürlich kenne ich Kurt.« Die Augen des Portiers wurden rund und noch größer. »Ist etwas mit ihm? Seine Schicht war um sechs zu Ende. Danach ist er nach Hause geradelt, wie immer.«
    »Heute ist er nicht weit gekommen«, sagte Calis kurz und sah sich in der Portierloge um. »Wo genau ist Tronheim beschäftigt?«
    »Na hier«,

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