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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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um. Das deutsch-arabische Sprachengewirr in dem kleinen und überfüllten Abfertigungsgebäude zeugte davon, dass die ersten Gesandten und Attachés bereits ihre Koffer gepackt hatten und die Heimreise ins Reich antraten.
    Miranda kontrollierte den dicken braunen Umschlag mit ihren Tickets. Bengasi, Algier, Casablanca, Dakar. Eine Reise ans westliche Ende des Kontinents. Sie wäre lieber mit dem Schiff gefahren und hätte ein paar Tage auf See genossen, aber durch die politische Entwicklung war die Lage im Mittelmeer nicht gerade ideal für eine Kreuzfahrt.
    Vom Flugfeld her hörte man das Brummen der Motoren einer näher kommenden Maschine, und Majors schaute demonstrativ auf die Uhr.
    »Wenn das unser Flugzeug ist, dann starten wir mit Verspätung«, stellte er fest, stand auf und warf einen Blick auf die Dewoitine D338 der Air Afrique, die vor dem Ankunftsgebäude ausrollte und die Motoren abstellte. Der Krieg in Europa brachte in Afrika die Flugpläne durcheinander, die oft genug auch in Friedenszeiten nur eine indikative Bedeutung hatten.
    Seufzend wandte sich Majors wieder den Schlagzeilen der
Egyptian Gazette
und der
Egyptian Mail
zu, die in langen Leitartikeln die außenpolitische Lage kommentierten, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Der Colonel blickte hoch und traute seinen Augen kaum.
    »Großhirn! Was machen Sie in dieser verdammten Hitze! Sagen Sie nicht, die Pyramiden hätten Sie gerufen.« Majors versuchte erst gar nicht, seine Überraschung zu verbergen. Seine Gedanken überschlugen sich. Was zum Teufel brachte Morgan hierher nach Kairo? Brauchte der Krieg nicht kräftige, junge Männer für die Front?
    Andrew Morgan strahlte ihn an wie der Scheinwerfer eines Wolseley. »Sir! Wenigstens sehe ich Sie noch kurz, bevor Sie abreisen! Ich hätte mir so gewünscht, dass wir noch einige Tage gemeinsam für die ordnungsgemäße Übergabe des Büros gehabt hätten, aber der Krieg wirbelt alles durcheinander.«
    Majors sah Morgan verständnislos an. Dann dämmerte es ihm. »Sie? Sie sind der neue HOS in Alexandria? Sie treten meine Nachfolge an?«
    »Ganz genau, Sir«, nickte Morgan eifrig. »Der SIS hat mich für den Posten ausgewählt. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass ich mich in den letzten Jahren intensiv mit der arabischen Welt beschäftigt habe.«
    Das glaube ich dir sofort, dachte Majors, du versuchst doch noch immer hinter die Geheimnisse des toten Lawrence zu kommen. Laut sagte er: »Willkommen im Fegefeuer, zumindest was die Temperatur und den Arbeitsaufwand betrifft. Sie werden sich hier nicht langweilen, das kann ich Ihnen nach drei Jahren vor Ort garantieren. Allerdings werden Sie sich eine neue Sekretärin organisieren müssen. Miranda?« Er machte eine einladende Handbewegung und bat die junge Frau zu sich in die kleine Runde. »Darf ich vorstellen? Miranda Taylor, meine rechte Hand, die mich nach Dakar begleitet. Andrew Morgan, ein aufsteigender Stern am Himmel des Service.«
    Oder eine Sternschnuppe knapp vor dem Verglühen, wenn es nach mir ginge, fügte er in Gedanken hinzu.
    Morgan strahlte nun Miranda an, wischte seine schweißnasse Hand an der Hose ab und streckte sie dann mit einer leichten Verbeugung der jungen Frau entgegen. »Freut mich sehr, Miss Taylor. Wie schade, dass Sie nicht in Alexandria bleiben und mir Starthilfe geben. Ich könnte sicherlich jeden wertvollen Rat von Ihnen gut gebrauchen.«
    Darauf wette ich, dachte Majors, das würde dir so passen. Schleimer.
    »Ich bin überzeugt, dass die Botschaft sich gern Ihrer annehmen wird.« Miranda lächelte verbindlich. »Und was die wichtigsten Fakten betrifft, so können Sie sich auf Gregory McCormick, den Dienststellenleiter in Kairo und Verbindungsmann zu den ägyptischen Stellen, voll und ganz verlassen. Er freut sich immer über jungen, männlichen Nachwuchs.«
    Sie feixte schelmisch, und selbst Majors musste schmunzeln.
    »Wie auch immer, Sie werden sich in Alexandria sicher bald heimisch fühlen. Regen gibt es zwar nur ganz selten, aber das Cecil hat Stil und einen ausgezeichneten Fünf-Uhr-Tee. Mr. Morgan?« Miranda hielt ihm die Hand hin und lächelte hinreißend. »Ich möchte Sie nicht aufhalten, der Chauffeur der Botschaft wartet sicher bereits auf Sie. Man sieht sich im Leben immer zweimal, heißt es. Also dann. Bis demnächst!«
    Als ein etwas verwirrter Andrew Morgan wenig später in Richtung Zoll- und Passkontrolle verschwand, verfluchte sich Majors für sein Schwäche, den aufsteigenden Stern am

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