Heiß
mir gerade vorhin glaubhaft versichert haben, war niemand außer Ihnen mit dem Bentley unterwegs. Es war also nicht nur Ihr Wagen, mit dem das hochexplosive Gemisch befördert wurde, es waren Sie, die ihn fuhren. Ich habe keinen Anlass, an Ihren Ausführungen zu zweifeln.«
»Das kann nicht sein, das ist völlig unmöglich! Ich möchte sofort meinen Anwalt sprechen! Das ist ein abgekartetes Spiel!« Blondschopf war aufgesprungen, aber Calis drückte ihn wieder auf seinen Stuhl zurück.
»Wir gehen nirgends hin und rufen niemanden an«, stellte er kategorisch fest. »Sie sehen zu viele amerikanische Filme. Außerdem – wenn es unmöglich ist, warum brauchen Sie dann einen Anwalt? Sie sind von ganz alleine zu einer Zeugenvernehmung gekommen. Bei der Gelegenheit wollten Sie gleich Ihren Bentley mitnehmen, den Sie gestern natürlich ebenfalls freiwillig für Untersuchungen zur Verfügung gestellt haben. Schade nur, dass die Spurensicherung hier wirklich gründlich und professionell arbeitet. Die Jungs hängen sich richtig rein. Also Semtex. Aber das fährt ja jeder mit sich herum, früher oder später.«
Calis klopfte von Strömborg auf die Schulter.
»Fürs Extremfischen oder für die Erweiterung der persönlichen Goldmine oder wenn man drei unbequeme Legionäre einfach und schnell in kleine Teile zerlegen will, nicht wahr? Nichts geht über ein Paket Semtex im Kofferraum, gleich neben dem Erste-Hilfe-Kasten. Das ist nichts Besonderes, schon gar nicht für Sie. Aber könnten Sie einen Uneingeweihten wie mich darüber aufklären, was genau
Sie
damit gemacht haben?«
Die ersten Schweißperlen tauchten auf von Strömborgs Stirn auf. Er nagte an der Unterlippe und sagte nichts.
»Seltsam auch, dass die Spurensuche Reste von genau jenem Semtex in der Alroser Straße gefunden haben«, fuhr Calis fort. »An den Teilen der Karosserie des Insignia, an den Leichenteilen. Lückenlose Kette, hmm?«
»Schwachsinn, purer Schwachsinn«, murmelte Blondschopf.
»Ach ja?« Calis versenkte die Hände in den Hosentaschen und begann auf und ab zu gehen. Klapproth ließ von Strömborg nicht aus den Augen. »Wie sind Sie denn an Ernst Kreutzer alias Erneste Lacroix alias der Clown gekommen? Wo haben Sie ihn kennengelernt?« Calis blieb vor Blondschopf stehen. Dann beugte er sich zu ihm herunter. »Ein harter Hund. Hatten Sie Angst vor ihm?«, flüsterte er.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, wehrte von Strömborg ab und schüttelte immer wieder den Kopf. »Ich kenne keinen Kreutzer.«
»Sehen Sie, und genau das glaube ich Ihnen nicht«, gab Calis zurück. In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, und Martina Trapp betrat das Büro, eine dünne Mappe in der Hand, die sie vor Klapproth auf den Tisch legte.
»Doch wie sagt man so schön? Glauben heißt nicht wissen«, fuhr Calis fort. »Und hier geht es um Wissen.«
Währenddessen blätterte der Kriminaloberrat interessiert in den Unterlagen, die Trapp auf seinem Schreibtisch deponiert hatte. Schließlich seufzte er, klappte die Mappe zu und lehnte sich vor. »Von Strömborg, zum letzten Mal. Kennen Sie Ernst Kreutzer oder nicht?«
»Nein, das habe ich Ihnen doch bereits gesagt! Ich habe diesen Kreutzer nie gesehen!«, schrie Blondschopf.
»Dann würde ich dringend eine Brille empfehlen«, fuhr Klapproth unbeeindruckt fort. »Weil Sie ihn dann übersehen haben müssen, als er neben Ihnen auf der Rückbank Ihres Bentleys saß. Die DNA -Analyse der Spuren aus dem Innenraum des Fahrzeuges hat zweifelsfrei ergeben, dass Kreutzer mit Ihnen unterwegs war. Einer der beiden Legionäre saß auf dem Beifahrersitz, der andere neben Ihnen und Kreutzer. Also rücken Sie besser mit der ganzen Geschichte heraus, bevor ich meine Geduld endgültig verliere. Wir haben jede Menge Fragen, Sie jede Menge Antworten. Ich möchte wissen, wer Ihnen den Auftrag dazu gegeben hat, was es war, das die drei Legionäre bei Siemens gestohlen haben, wann sie es wem übergeben haben. Waren Sie es, der den Mord geplant hat? Fragen über Fragen. Denken Sie gut nach, kramen Sie in Ihrer Erinnerung, legen Sie die Karten auf den Tisch. Vielleicht kommen wir ja am Ende zu einer Übereinkunft. Sonst verbringen Sie Ihr restliches Leben hinter Gittern.«
Haymarket, City of Westminster, London/England
Der Audi stand noch immer da, wo Finch ihn geparkt hatte. Gerade als die drei Männer das Haus am Haymarket verlassen hatten, war ein dunkler Van um die Ecke gerollt, der dem vor Peter Comptons Haus zum Verwechseln
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