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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Wind.
    Majors hörte ein Geräusch und blickte über seine Schulter. Miranda stand nackt in der Tür, die Haare zerzaust und rieb sich die verschlafenen Augen.
    »Es tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe«, sagte der Colonel und zeigte hinaus auf den Balkon, der die ganze Länge der Suite einnahm. »Wir können heute draußen frühstücken, wenn du möchtest. Für ein Abschiedsessen ist das ein passender Platz.«
    »Wieso? Willst du mich verlassen?«, fragte Miranda mit dunkler Stimme und lachte kehlig. »So früh am Tag?«
    Majors ging zu ihr hinüber, gab ihr einen Kuss und einen Klaps auf den Po. »Mach dir keine Illusionen, aber wir müssen umziehen. Westwärts.«
    »Ich muss mir höchstens etwas anziehen«, konterte Taylor kichernd. Dann wurde sie ernst. »Alexandria gefällt mir viel zu gut, Frank, um irgendwo anders hinzugehen. Das Cecil ist nett, das Gehalt hoch und der Chef sen-sa-tio-nell.«
    »Ich habe gerade ein Telegramm aus London erhalten.« Majors begann, den Inhalt seiner Schreibtischschubladen zu durchforsten. »Wir erklären den Deutschen heute den Krieg. Das dementsprechende Schreiben wird in wenigen Stunden an Ribbentrop übergeben.«
    »Was?« Miranda war blitzartig munter. »Also doch …«, sagte sie dann. »Und weiter?«
    »Code Red gilt ab sofort. Wir sollen so rasch wie möglich nach Französisch-Westafrika, nach Dakar, und dort, wie vereinbart, das neue Netz aufbauen. Bisher gab es lediglich eine Handvoll freier Mitarbeiter und Informanten, weil die Franzosen ihre Kolonien fest im Griff hatten und außerdem unsere Verbündeten waren. Aber wie lange noch? Der Flughafen Mermoz ist strategisch perfekt gelegen, und wegen der französischen Nachlässigkeit wimmelt es dort nur so von deutschen Agenten, die sich in der Region breitmachen. Vergiss nicht – es wird nur mehr eine Frage von Monaten sein, bis Hitler westwärts schaut und Frankreich ins Visier nimmt. Und was dann?«
    »Du meinst …« Miranda fuhr sich verwirrt mit den Fingern durch die Haare. »Und was wird aus dem Büro hier?«
    »Der neue HOS kommt Mittwoch. Bis dahin sollten wir alles gepackt haben und reisefertig sein.« Majors schichtete bereits alle Unterlagen, die er mitnehmen wollte, zu einem großen Stapel.
    »Nach Dakar also«, konstatierte Miranda. »Naja, noch etwas weiter weg von Europa und vom Krieg.«
    »Oder direkt hinein«, erwiderte Majors düster. »Wenn Nazideutschland Frankreich besetzt, was wird dann aus den Kolonien? Dakar können sie nicht einfach ignorieren, es ist eines der bedeutendsten Tore nach Westafrika. Zu den Hochzeiten des französischen Kolonialreiches war Dakar eine der wichtigen Städte der Grande Nation, vergleichbar mit Hanoi oder Beirut. Viele französische Firmen haben über die Jahrzehnte Außenstellen in Dakar eröffnet, in Industrie und Handel investiert. Vergiss nicht, die Stadt liegt an einem Eisenbahnknotenpunkt, hat einen riesigen Hafen und einen gut funktionierenden Flugplatz. Die Franzosen unterhalten da seit langem eine Marinebasis, haben zuverlässige Postlinien bis Bamako in Mali und darüber hinaus.«
    »Du bist wie immer erstklassig informiert«, musste Miranda zugeben. »Wenn man dir zuhört, dann klingt Dakar nach einer wahren Metropole und Kairo wie ein etwas verschlafenes Provinznest.« Sie lachte. »Aber vielleicht ist Dakar einfach nur
französische
Provinz.« Dann wurde sie ernst und trat hinter Majors, legte ihm die Hände auf die Schultern und küsste ihn auf den Kopf. »Ich möchte, dass Dakar unser letzter Einsatz in Afrika wird, Frank. Langsam vermisse ich England, ein geruhsames Leben und Wochenenden, die uns gehören.«
    »Ich kann dich verstehen, aber der Krieg hat gerade erst begonnen, und niemand weiß, wie lange er dauern, noch wie er enden wird. Schauen wir also, was die Zukunft bringt. Aber sei versichert, meine letzten Jahre möchte ich auch nicht in Afrika verbringen. Und jetzt geh dich anziehen und fang an zu packen.«
     
    Drei Tage später standen Majors und Taylor auf dem Almaza Airport von Kairo und warteten auf ihren Flug. Der Colonel blätterte in den neuesten Zeitungen und versuchte, die Hitze zu ignorieren. Tags zuvor hatte die RAF den ersten Angriff auf Wilhemshaven an der Nordseeküste geflogen und das Königreich Ägypten die diplomatischen Beziehungen zum Deutschen Reich abgebrochen. Die in Kairo akkreditierten deutschen Diplomaten waren aufgefordert worden, das Land so schnell wie möglich zu verlassen.
    Majors schaute auf und blickte sich

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