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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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ähnlich sah.
    »Ich würde zwar zu gerne sehen, wer aussteigt, aber dafür haben wir keine Zeit«, stellte Llewellyn fest. »Von nun an tickt die Uhr, und zwar gegen uns. Der Wettlauf hat begonnen. Wir haben schon viel zu viel Zeit mit der Ratte in meiner Wohnung verbracht. Aber wenigstens sind wir jetzt flüssig.« Er knöpfte sein Hemd auf, zog das Wachstuchpäckchen heraus und rutschte auf den Fahrersitz. »Welchen Hafen steuern wir an?«
    »Fahr einfach los, südwärts zum Embankment«, erwiderte Finch, als Llewellyn den Motor startete. Er nahm das Bündel Pfundnoten und stopfte es ins Handschuhfach. »Ich hab eine Idee, aber dafür brauche ich eine Telefonzelle.«
    »Keine Namen, kein Gespräch länger als fünf Minuten«, erinnerte ihn der Major.
    »Und ich hoffe, Ihre Idee ist besser, als ein langsames und stinkendes Fischerboot zur französischen Küste«, ergänzte Salam von der Rückbank her.
    »Viel besser«, versicherte Finch. »Die Frage ist, ob wir Glück haben und einen Flug erwischen.«
    »Vergiss es!«, warf Llewellyn ein. »Kein Flughafen, keine Kontrollen, keine Passagierlisten! In letzter Zeit hatten wir ein paar Probleme, was unser Glück betrifft, wenn ich dich erinnern darf …«
    »Lass dich überraschen und mich an der nächsten Telefonzelle aussteigen«, sagte Finch. »Dann gib mir fünf Minuten, und wir wissen Bescheid.«
     
     
    Der freie Parkplatz am Viktoria Embankment war wie ein Sechser im Lotto. Die leuchtend rote Telefonzelle stand am Eingang zur Temple-Station, und Finch sprang aus dem Audi, noch bevor der Wagen gänzlich zum Stillstand gekommen war.
    Misstrauisch kontrollierte Llewellyn im Rückspiegel, ob jemand in zweiter Spur angehalten hatte und darauf wartete, dass der Audi weiterfuhr. Doch der Verkehr rollte gleichmäßig weiter an ihnen vorbei.
    »Was auch immer Finch vorhat, was kommt danach?«, erkundigte sich Salam und unterdrückte ein Gähnen. »Wir sind übermüdet, und der britische Geheimdienst ist hinter uns her. Und in Europa wird die Zusammenarbeit der Exekutive immer enger, wie wir bei unserer letzten Konferenz in Wien gelernt haben. Interpol hat aufgerüstet. Wie sollen wir da entkommen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese Gruppe von Spinnern stellvertretend für den gesamten MI 6 steht«, brummte Llewellyn. »Das Theater mit der Amtshilfe können sie vielleicht in Pakistan abziehen, aber in jedem europäischen Land gibt es Kontrollmechanismen, die in so einem Fall greifen. Man kennt sich, man respektiert sich, man telefoniert miteinander. Da haben Alleingänge von Einzelgängern oder kleinen Gruppen eine kurze Lebensdauer.«
    »Angesichts der Ereignisse in Peter Comptons Haus muss sich die Gruppe aber verdammt sicher fühlen«, gab Salam zu bedenken.
    Darauf wusste auch Llewellyn keine Antwort.
    Im stillen musste er dem Chief Inspector beipflichten.
    Und genau das machte ihn so nervös.
     
     
    Als John Finch wieder einstieg, waren kaum sechs Minuten vergangen. Rasch scherte der Major wieder aus dem Parkplatz aus, beschleunigte und fuhr weiter das Embankment hinunter.
    »Und?«, fragte er, während er immer wieder einen Blick in den Rückspiegel warf.
    »Nächstes Ziel Duxford«, meinte der Pilot. »Wir werden erwartet.«
    »Duxford? Der ehemalige Militärflugplatz südlich von Cambridge?«, hakte Llewellyn nach, während Finch bereits die Straßenkarte herausholte.
    »Genau«, nickte der Pilot. »Außenstelle des Imperial War Museums, das Mekka von Flugzeugbegeisterten aus aller Welt. Spitfires, Messerschmidts, Hurricanes, Thunderbolts, Mustangs. Die geflügelten Helden des Zweiten Weltkriegs und der Luftschlacht um England. Die meisten flugfähig und perfekt restauriert.«
    »Ich ahne Böses«, murmelte Salam in Erinnerung an den Flug mit der Harrier. Laut sagte er: »Vielleicht sollten wir doch darüber nachdenken, mit dem Boot nach Frankreich überzusetzen?«
    »Das ist mir auch gerade durch den Kopf gegangen«, gestand Llewellyn. »Willst du uns in einer Thunderbolt außer Landes bringen? Wie unauffällig! Dass ich nicht auf die Idee gekommen bin …« Er schüttelte den Kopf. »Auch wenn es dir gelingen sollte, in Duxford eine Startgenehmigung zu bekommen, dann stehen unsere Namen immer noch auf allen Listen. Polizeikontrolle beim Abflug, Zoll und Polizei bei der Ankunft.«
    »Wart’s ab. Und die Thunderbolt ist im übrigen ein Einsitzer«, erinnerte ihn Finch.
    »Aber ich dachte, englische Flugplätze wären für uns tabu«, wunderte

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