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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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senior verlassen, dass ich damit das Richtige tue. Wie Sie sicher wissen, ist diese Reise in höchstem Maße illegal. Ohne ausdrücklichen Befehl der Admiralität dürfte ich keine einzige Seemeile zwischen die Victor Schoelcher und Dakar bringen.«
    Er sah den kleinen Mann im Anzug forschend an. »Da es ja um Ihre Fracht geht, würde ich die verbleibende Zeit gerne für ein klärendes Gespräch nutzen. Ich werde nämlich ungern für etwas erschossen, über das ich nicht einmal Bescheid weiß.«
    »Das ist nur recht und billig«, sagte Majors, und Cannotier stimmte ihm zu. »Lassen Sie uns an Bord gehen. Da werden wir bestimmt ein ruhiges Plätzchen finden«, schlug der junge Franzose vor, der seine Kamera über die Schulter gehängt hatte.
    Nach einigem Zögern nickte auch der Unbekannte, steckte das Taschentuch ein und trat direkt vor Moevus. »Seien Sie versichert, Sie werden nicht erschossen werden, Kapitän. Ganz im Gegenteil. Ich weiß jedoch Ihre Entscheidung, aber auch Ihre Bedenken zu schätzen. Colonel Majors und ich stehen auf derselben Seite, selbst wenn die Briten nun offiziell unsere Feinde sind. Das werden Sie gleich verstehen.« Er trat noch näher an den Kapitän heran und raunte ihm ins Ohr: »Sollten Sie allerdings über Einzelheiten dieses Gesprächs an Bord jemals etwas verlauten lassen, dann sorgen er und ich dafür, dass Sie ganz sicher erschossen werden. Wo immer Sie sich auch befinden.«
    Damit wandte er sich ab, stieg die Gangway hinauf und ließ Kapitän Moevus, der dem seltsamen Mann nachsah, verblüfft zurück.
     
     
    Zwei Tage später, in den Morgenstunden des 8 . Juli, lag die Victor Schoelcher vor einer Landzunge rund vierhundert Kilometer nördlich von Dakar vor Anker. Der Strand schien zum Greifen nahe, und Moevus ließ drei Beiboote ausbringen, die in der sanften Dünung gemütlich schaukelten.
    »Es wäre einfacher gewesen, bis nach Saint-Étienne weiterzufahren, selbst wenn es verdammt nahe an der Grenze zur Westsahara liegt«, stellte der Unbekannte nach einem Blick auf die Boote besorgt fest. Er schaute in die Runde, betrachtete den hohen Himmel und das absolut flache, menschenleere Land. »Warum ausgerechnet hier? Das ist nicht gerade der Nabel der Welt«, murmelte er.
    Kapitän Moevus, zufrieden mit der raschen Fahrt nordwärts, der ruhigen See und dem reibungslosen Ankermanöver, brachte es auf den Punkt. »Nouakchott ist eher ein Außenposten der französischen Zivilisation«, stellte er trocken fest. »Der Ort wurde um einen Militärstützpunkt herum gebaut.«
    »Nouakchott heißt übersetzt so viel wie ›Platz der Winde‹«, ergänzte Cannotier und schirmte die Augen mit der flachen Hand ab, als suchte er jemanden an Land. » Aus einem alten Nomadenlager ist in der Kolonialzeit ein kleines Dorf entstanden, das sich nach und nach vergrößert hat.« Er sah den kleinen Mann an. »Von Nouakchott aus verläuft die einzige Straße landeinwärts. Eine Piste eher, aber für Lkws durchaus befahrbar.«
    »Unsere Straße«, stellte Majors fest, der sich neben dem französischen Geheimdienstmann an die Reling lehnte. Er spürte eine Nervosität aufsteigen, die er sonst nicht kannte.
    Noch nie war er seinem Ziel so nahe gewesen wie jetzt. Ob Lawrence jemals so weit gekommen war?
    Sein Gedankengang wurde von Moevus unterbrochen, der lautstark den Befehl zum Ausladen gab. Die Kisten aus Lorient wurden eine nach der anderen über die Bordwand in die kleinen Beiboote gehievt und an Land gebracht. Als die Matrosen schließlich die letzte durch das flache Wasser an den Strand gebracht und in den weißen Sand gestellt hatten, wandte sich der Kapitän an seine drei Passagiere.
    »Ich warte wie vereinbart fünf Tage hier auf Ihre Rückkehr, aber keine Stunde länger. Sollten Sie bis dahin nicht zurückgekommen sein, laufe ich ohne Sie aus Richtung Dakar.« Dann streckte er ihnen seine Hand hin. »Bonne chance!«
     
     
    Der Lkw, den Alphonse Cannotiers Vater von Dakar aus organisiert hatte, war überraschenderweise pünktlich zur Stelle, begleitet von einem Citroën mit Chauffeur. Mehrere Männer sprangen sofort von der Ladefläche und begannen eifrig, die Kisten auf den Lastwagen zu verladen, während Majors, der eine Generalstabskarte auf den Kühler des Citroëns gebreitet hatte, ihre Route bis kurz vor Atar berechnete.
    Verfahren konnten sie sich nicht. Es gab nur eine einzige Straße, rundherum Wüste und steinige Ödnis.
    Als er aufblickte, sah er direkt in Cannotiers Kamera, der

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