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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Pyramide.«
    Die Wissenschaftlerin war überzeugt, dass ihr Konstantinos nach wie vor nur einen Teil von dem verraten hatte, was ihn tatsächlich antrieb. Er musste viel mehr wissen, als er preisgab. So beschloss sie, der geheimnisvollen Geschichte der Glaspyramide auf den Grund zu gehen und sich diesmal nicht mit Ausflüchten abspeisen zu lassen.
    »Wie sind Sie eigentlich zu der Pyramide gekommen? Und weshalb interessiert Sie Cannotiers Geschichte so sehr?«, fragte sie den Griechen. »War es nicht vielleicht das, was Sie mir erzählen wollten?«
    Konstantinos schien nicht im geringsten überrascht. »Ich habe die Frage längst erwartet«, meinte er zustimmend und nahm einen Schluck Dom Pérignon. »Sie sind eine intelligente Frau, und ohne Sie wären wir nicht hinter Cannotiers Geheimnis gekommen. Also haben Sie eine Antwort verdient.« Er dachte kurz nach. »Sagen wir einfach, Freunde haben in meinem Auftrag die Pyramide aus einem Versteck geholt.«
    »Ein Versteck, das Cannotier in seinem Tagebuch genannt hat?«, bohrte Siegberth weiter.
    Ihr Gastgeber nickte. »In einer Passage, die er auf Wolof geschrieben hat, nennt er den genauen Platz. Ein raffiniertes Versteck, das muss ich zugeben. Und nicht leicht zu erreichen. Es bedurfte schon einer genialen Planung, da es nur einen Tag im Jahr gibt, an dem der Zugriff so diskret wie möglich erfolgen konnte.«
    Siegberth runzelte die Stirn und sah Konstantinos fragend an.
    »An allen anderen Tagen wird in dieser Halle heute noch gearbeitet«, ergänzte der Grieche versonnen. »Siemens stellt nach wie vor Turbinen her, an genau jenem Platz, an dem Cannotier gearbeitet hat, als er in Berlin Zwangsarbeiter war. Da kann man nicht so einfach hineinspazieren und nach etwas suchen, ohne rasch vom Werkssicherheitsdienst wieder hinauskomplimentiert zu werden.«
    »Siemens?«, fragte Siegberth nach. »Sprechen Sie etwa von der alten AEG -Turbinenhalle in der Huttenstraße, dem bekannten Industriedenkmal? Eines der wenigen, das in der Hauptstadt die Bombardierungen unbeschadet überlebt hat?«
    »Sehr scharfsinnig«, antwortete Konstantinos, »von genau der spreche ich. Cannotier hatte die Pyramide hinter einer der Blindnieten in den Pfeilern versteckt.«
    Die Wissenschaftlerin runzelte die Stirn. »Huttenstraße. Siemens …«, murmelte sie, dann blickte sie alarmiert hoch. »Ostermontag! Haben die Zeitungen nicht über einen grausamen Mord an einem Pförtner berichtet?« Ihre Augen weiteten sich, als sie Konstantinos fixierte. »Sie … Sie waren das … Sie haben die Pyramide aus ihrem Versteck geholt …«, flüsterte sie erschreckt.
    Der Grieche legte den Kopf in den Nacken und lachte laut. »Ach, wo denken Sie hin? Ich war nicht einmal in der Nähe von Berlin. Nein, man hat mir die Pyramide frei Haus geliefert, gegen Bezahlung einer substanziellen Summe. Ein Geschäft wie viele andere. Mich interessiert das Resultat, nicht der Weg dahin.«
    Seine Augen nahmen einen kalten Ausdruck an, als er fortfuhr.
    »Oder interessiert es Sie etwa angesichts eines schönen Kaschmirpullovers, ob Kinderhände ihn gefertigt haben? Trinken Sie Ihren Kaffee oder Tee immer mit dem Hintergedanken, dass bei der Ernte Hungerlöhne gezahlt werden und Menschen bei der Arbeit vor Hunger krepieren? Schalten Sie das Licht ein und überlegen Sie, woher der Strom kommt? Oder kommt er einfach nur aus der Steckdose und das Geld von der Bank? Tanken Sie Ihren Wagen auch mit Biosprit aus Mais und Raps, während ein paar Tausend Kilometer südlich von hier Menschen nichts zu essen haben? Wirtschaftlicher Erfolg in diesem Jahrtausend ist der Sieg des Stärkeren. Und wenn ich ihn nicht anstrebe, dann überlasse ich das Feld der Konkurrenz, denn die wartet nur darauf. Was also wollen Sie mir genau vorwerfen?«
    »Den Tod eines Menschen«, gab Siegberth erschüttert zurück. »Für einen simplen Glaskörper, der an einen Ort mitten in der Wüste verweist.«
    »Ein Preis, der zu zahlen war«, winkte Konstantinos ab. »Darf ich Sie daran erinnern, dass alle fünf Sekunden auf diesem Planeten ein Kind stirbt, weil es nicht genug zu essen hat? Haben Menschenleben einen unterschiedlichen Wert, nur weil die einen näher und die anderen weiter von uns entfernt sind und sich das für unser Gewissen leichter vereinbaren lässt? Sie heucheln Betroffenheit, Frau Professor. Ich bin wenigstens ehrlich.«
    »Nein, Sie sind ein Zyniker«, schüttelte die Wissenschaftlerin den Kopf. »Und das alles für das Gold der Victor

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