Heiß
Legenden der Bidhan stimmen.«
Während Majors vom Fahrersitz rutschte und aus dem Lkw sprang, blickte der Unbekannte von einem zum anderen. »Grab? Lawrence? Legenden?« Er kletterte hastig aus dem Wagen und sah Majors und Cannotier hinterher, die begannen, einen kurzen, sanften Abhang zur nächsten Felswand hinaufzusteigen, ausgerüstet mit Kompass, Generalstabskarte und Rucksäcken.
»Halt! Wo wollen Sie hin?«, rief er alarmiert.
Majors wandte sich um. »Wir brauchen einen geschützten Platz für Ihre Kisten, oder? Kommen Sie schon und helfen Sie uns suchen. In den Felsen da vorne gibt es angeblich Höhlen, die schon in der Frühzeit der Menschheit bewohnt waren. Mit Malereien und den Überresten längst vergangener Kulturen. Und eine mit einem berühmten Grab.« Dann stieg er weiter bergan. Er dachte überhaupt nicht daran, dem kleinen Franzosen die Wahrheit auf die Nase zu binden.
Wenig später standen sie am Fuß der Felswand und hatten hinter einem großen Felsen den Eingang einer ersten Höhle gefunden. Cannotier nahm erneut eine Peilung vor, während Majors einige Schritte in die kühle Dunkelheit machte, bevor er seine Taschenlampe einschaltete. Die Höhle war nicht tief, vielleicht zwanzig Meter, und verlief nach einer Biegung gerade in den Fels hinein, bis sie unvermittelt endete.
Rasch stellte sich heraus, dass sie völlig leer war, die Wände roh und unbearbeitet. Enttäuscht drehte Majors wieder um und lief in den kleinen Mann hinein, der sich ihm beim Eingang in den Weg stellte. Er hatte die Hände in die Seiten gestemmt und sah ungeduldig aus.
»Ich weiß nicht, wonach Sie hier eigentlich tatsächlich suchen, und es ist mir auch egal«, stellte er mit gefährlich leiser Stimme fest. »Doch zuerst kommen die Kisten in Sicherheit, dann können Sie von mir aus Schätzen oder Gräbern nachlaufen.«
Majors sah Cannotier an, der nachdenklich mit der Hand über die Wände strich. Der junge Franzose zuckte mit den Schultern. Schließlich nickte der Colonel. »Gut, machen wir es so. Und besser Sie helfen uns dabei, weil sonst keiner Ihre verdammten Papiere bis hierher trägt.«
»Wir bauen einfach aus den Bordwänden des Lkws einen Schlitten und ziehen sie die paar Meter herauf«, gab der kleine Mann ungerührt zurück. »Lassen Sie uns besser rasch beginnen auszuladen. Die Victor Schoelcher wartet nicht ewig.«
Vier Stunden später waren die einunddreißig Kisten an der Rückwand der Höhle gestapelt und die drei Männer ausgelaugt und völlig erschöpft. Sie hatten aus einigen Holzbrettern der Ladebordwand und dem Gestänge der Plane tatsächlich einen provisorischen Schlitten gebaut und so jeweils zwei Kisten über den sanften Abhang zur Höhle gezogen. Doch die Arbeit in der unerträglichen Hitze war mörderisch gewesen und der Wasservorrat bedenklich geschrumpft.
Selbst der junge Cannotier war am Ende seiner Kräfte und lag schwer atmend auf dem Boden der Höhle. Majors lehnte an der Felswand und verfluchte den hartnäckigen kleinen Franzosen, der nur mehr Hose und Hemd trug und ebenfalls völlig verschwitzt war. Nun, wo er endlich seinem Ziel so nahe schien, schleppte er stundenlang blödsinnige Kisten voller Akten durch die Hitze der Wüste! Der Colonel schüttelte frustriert den Kopf, während ihm der Schweiß von der Nase tropfte. Andererseits war die Versuchung, wieder in die gleißende Sonne hinauszugehen und weiterzuklettern angesichts seiner Erschöpfung nicht gerade überwältigend.
Vielleicht war die nächste Höhle die richtige, vielleicht auch nicht …
Vielleicht gab es hier Hunderte von Höhlen, und sie konnten suchen bis zum Jüngsten Tag.
War dies der Grund, warum niemals jemand das Grab gefunden hatte, auch nicht Lawrence? Hatte er es geahnt und war deshalb tatsächlich nie hierhergekommen und auf die Suche gegangen? Weil er Angst vor einem erneuten Scheitern gehabt hatte? Oder war er doch da gewesen, unerkannt, unbemerkt, und hatte den Sarkophag selbst gesehen, die Malereien und die goldene Rüstung, die unschätzbaren Grabbeigaben, den unermesslich großen Schatz und die Wächter?
Lawrence, dieser Mythos, rann Majors selbst nach dem Tod noch immer durch die Finger wie der Sand der Sahara.
Nicht zu greifen, immer in Bewegung …
Da hörte der Colonel ein Geräusch. Er hob den Kopf, öffnete die Augen und schaute in den Lauf einer Pistole.
Polizeipräsidium, Adickesallee 70 , Frankfurt am Main/Deutschland
Die E-Mails auf Kreutzers Rechner hatten nach
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