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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Schlangenträgers?« Konstantinos war stehengeblieben und funkelte Siegberth an. »Das unbekannte dreizehnte Sternzeichen?«
    Die Wissenschaftlerin sah sich unbehaglich in dem breiten Gang um, der nirgendwohin zu führen schien. »Ich verstehe wenig von Astronomie und halte nichts von Astrologie«, antwortete sie. »Ist das Ihre Leidenschaft? Ein Planetarium auf dem Dach?«
    Der Grieche schien ihren Einwurf überhört zu haben. »Der Schlangenträger gehört seit mehr als zweitausend Jahren zu den Tierkreissternbildern der Astronomen, nicht aber zu den Tierkreissternzeichen der Astrologen. Er reiht sich zwischen Skorpion und Schütze ein. Der mächtige Schlangenträger hält Schlangen in beiden Händen und wird mit Äskulap, dem griechischen und römischen Gott der Heilkunst in Verbindung gebracht. Kommen Sie her, und sehen Sie selbst!« Konstantinos zeigte nach oben, durch ein großes Fenster, das einen Ausblick auf den wolkenlosen Nachthimmel bot. »Da oben können Sie ihn sehen. Die Schlange in seinen Händen hat ihren Kopf aufgerichtet, ist zum Angriff bereit.«
    Siegberths Blick folgte seiner Hand. Sie erblickte Myriaden von Sternen und sah doch nichts.
    »Der Name des Sternenträgers lautet Ophiuchus oder auch Asklepios, der Gott der Heilkunst. Daher ist die Schlange in Verbindung mit dem Äskulapstab auch das moderne Zeichen für Medizin.« Konstantinos’ Augen leuchteten, als er Siegberths ratlosen Blick sah. »Von einer Schlange soll er das Wissen über die verschiedenen Kräuter erlernt haben. Mit der Zeit verfeinerte er seine Heilkunst immer mehr.« Er beugte sich über den Retina-Scanner neben der fast unsichtbaren Tür in der Holzverkleidung.
    Eine Sekunde später sprang die Vertäfelung mit einem leisen Klick einen Spalt weit auf, und der Grieche wandte sich wieder seiner Besucherin zu:
    »Und eines Tages war er Herr über Leben und Tod.«

9 . Juli 1940 , Adrar-Plateau/ Französisch-Westafrika
    Der Lauf der Pistole zitterte nicht. Er zeigte genau auf Majors’ Stirn, knapp über der Nasenwurzel.
    »Was soll das?«, stieß der Colonel unwillig hervor. »Ihre Akten sind in Sicherheit, und alles andere kann Ihnen doch egal sein!«
    »Alles andere? Sie meinen das berühmte Grab, Lawrence of Arabia und sein Tod, die Legenden um die sieben Säulen?« Der Unbekannte trat einen Schritt zurück und überzeugte sich, dass der junge Cannotier einen sicheren Abstand hielt. »Sie vergessen, Colonel Majors, dass die in Sicherheit gebrachten Akten bei weitem nicht nur französische Ereignisse, sondern auch britische betreffen. Mehr als ein Viertel der Kisten da hinten an der Wand enthält brisantes Material der letzten zwanzig Jahre, von Ihren eigenen Geheimdiensten aufbereitet und Zug um Zug nach Paris geliefert.«
    In Majors’ Kopf begann irgendwo eine Alarmglocke zu schrillen …
    Cannotier, der aufspringen wollte, überlegte es sich und lehnte sich stattdessen an die Felswand. »Reden Sie weiter«, forderte er den Unbekannten auf.
    Der kleine Franzose nickte abwesend. Er ließ Majors nicht aus den Augen. »Nur zu gerne. Der Austausch von Informationen zwischen dem Secret Intelligence Service und den französischen Diensten hat eine lange Tradition und wurde nach dem Ersten Weltkrieg noch einmal intensiviert. Angesichts von Hitlers Aufstieg seit den späten zwanziger Jahren waren es vor allem die Aktivitäten seiner Anhänger in den beiden Ländern, die im Mittelpunkt des geheimdienstlichen Dialogs standen. Oder, weniger umständlich ausgedrückt, wir teilten uns die Beobachtung der hitlerfreundlichen Elemente diesseits und jenseits des Kanals. Nicht wahr, Colonel? Sagt Ihnen der Name Andrew Morgan etwas?«
    Majors fluchte unhörbar.
    Cannotier war ganz Ohr.
    Der Pistolenlauf bewegte sich keinen Millimeter.
    »Doch bevor wir in medias res gehen, sollte ich mich vielleicht vorstellen. Mein Name ist Paul Rivière, Oberst in der französischen Armee und stellvertretender Leiter des SR Guerre. Meine Aufgabe war es, das Archiv in letzter Minute vor den Deutschen in Sicherheit zu bringen. Hätte ich die Schoelcher verpasst, dann wären die Unterlagen entweder den Deutschen in die Hand gefallen oder in Rauch aufgegangen und für immer verloren gewesen.«
    Majors fragte sich, warum in der Tat niemand ein Streichholz unter die Kisten gehalten hatte.
    »Warum ein Versteck so weit von Paris entfernt?«, wollte Cannotier wissen.
    »Weil in Afrika niemand nach den Aufzeichnungen suchen wird«, gab Rivière zurück, ohne

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