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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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sich umzudrehen und den Colonel aus den Augen zu lassen. »Warum, glauben Sie, hat man das Gold hierhergebracht? Weil Hitler unter Umständen nicht so schnell aufzuhalten ist und seinen Eroberungsfeldzug fortsetzt. Aber bis hierher, mitten in die Steinwüste, wird er wohl kaum vordringen …«
    »Nehmen Sie die Waffe herunter, wir stehen auf derselben Seite«, ließ der Colonel unwillig vernehmen. »Schon wegen dieses Hitlers müssen wir zusammenhalten.«
    »Sie stehen auf keiner Seite, Majors, außer auf Ihrer eigenen«, erwiderte Rivière bitter. »Die Cleaners waren Ihre Idee, weil Sie so stets an der vordersten Front waren, alle Erkenntnisse als Erster auswerten konnten und vor allem auch selektieren. So war es doch? Wie etwa bei Shaw oder Ross oder wie immer Sie Lawrence of Arabia nennen wollen … Aber in seinem Fall war Ihnen das nicht genug. Wie aus Morgans Berichten hervorgeht, waren Sie besessen von seinen Aufzeichnungen, seinen Entdeckungen und seinem Geheimnis. Sie sammelten alles, was Ihnen in die Finger kam. Und was Ihnen nicht in die Finger kam, das stahlen Sie. Wo haben Sie denn Ihr Archiv versteckt?«
    Der Colonel wollte etwas sagen, besann sich aber dann eines Besseren und schwieg.
    Rivière lächelte dünn. »Und dann kam Hitler an die Macht, und Lawrence schien nicht mehr kontrollierbar. Aber nicht für den Service, der machte sich keine Sorgen, aber für Sie. Wollte er sein Geheimnis an Hitler verraten? Sollte er tatsächlich Hitlers Statthalter in England werden oder gar doch in die Dienste Himmlers und der deutschen Propaganda treten? Also zogen Sie einen Strich unter sein Leben, bevor er womöglich nach Berlin und damit außer Reichweite verschwinden konnte.«
    Cannotier hatte stirnrunzelnd zugehört. Jetzt erhob er sich langsam und kam näher. Auf seinem Gesicht lag ein ungläubiger Ausdruck.
    »Sie fädelten alles sehr geschickt ein«, fuhr Rivière fort. »Jahrzehntelang hatten Sie ja bereits alles zusammengetragen, was Ihnen wichtig erschien. Dann drängte plötzlich die Zeit, nicht wahr? Also brachten Sie Lawrence eiskalt um, blieben bis zuletzt an seinem Krankenbett, um sicherzustellen, dass er nichts mehr sagen konnte. Aber Sie hatten nicht mit Morgan gerechnet.«
    »Sie … Sie haben ihn umgebracht? Den großen Lawrence of Arabia?« Cannotier konnte es nicht fassen. Er trat neben Rivière und starrte auf Majors hinab.
    »Andrew Morgan schrieb einen Bericht nach dem anderen, formulierte seinen Verdacht, begann auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Aber über kurz oder lang landete er stets bei Ihnen. Sie hatten ja alle Unterlagen sichergestellt.« Rivière legte den Kopf schief. »Irgendwo müssen Sie sich ein Versteck eingerichtet haben für das geheime Lawrence-Archiv. In Ihrer Wohnung? Oder in einem abgelegenen Haus auf dem Land? Geschickt gaben Sie immer wieder häppchenweise Informationen an den SIS weiter, zerstreuten eventuelle Verdachtsmomente gegen Sie. Doch Morgan wurde mit der Zeit immer paranoider, er traute weder Ihnen noch dem Service. Also verschickte er all seine Reports doppelt – eine Ausfertigung schickte er an seinen Chef in London, eine an uns. Wussten Sie, dass er seit drei Jahren einer der Verbindungsleute zu uns war?«
    »Großhirn …«, stieß Majors zwischen den Zähnen hervor. »Und jetzt sitzt er in Kairo wie die Made im Speck.«
    »Ist es wahr? Sie haben Lawrence tatsächlich ermordet?« Cannotier konnte es nicht glauben. Er war vor Majors in die Hocke gegangen und in die Ungläubigkeit mischte sich Zorn. »Wie konnten Sie nur! Einer der prächtigsten Männer dieses Jahrhunderts …« Dem jungen Franzosen fehlten die Worte. Er schluckte.
    »Und das alles nur wegen einer fixen Idee«, ergänzte Rivière. »
Die sieben Säulen der Weisheit
ist Ihrer Meinung nach ein Wegweiser zum Grab Alexander des Großen.«
    »Das nennen Sie eine fixe Idee?«, ereiferte sich Majors und wollte aufspringen, aber die Hand mit der Pistole schoss vor, und Rivière zog mit dem Lauf eine blutige Spur über die Stirn des Colonels.
    »Sitzen bleiben!«, herrschte Rivière Majors an. »Sie haben niemals einen schlüssigen Beweis für Ihre Theorie gefunden. Das Grab Alexanders kann überall in Nordafrika sein. Hier, in Alexandria, in der Oase Shiwa, wo immer auch. Es ist seit mehr als 1600  Jahren verschwunden.«
    »Lawrence wusste genau, wo es war. Sie haben seine Aufzeichnungen nie gelesen, ich schon.« Majors wischte sich mit dem linken Handrücken über die Stirn,

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