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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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Dr. Mokhtar. »Verschwunden im Dunkel der Zeit, bereits nach dem Besuch Cäsars. Fast zwei Jahrtausende hat ihn niemand gefunden, obwohl viele ihr Leben lang danach gesucht haben. Aber der Körper Alexanders, sein Sarkophag sind nicht alles. Die Legenden sprechen von einem ungeheuren Schatz, unvorstellbare Mengen an Gold, Silber und Edelsteinen, die dem Makedonier mit ins Grab gegeben wurden.«
    »Ruhm, Macht und Ehre – Geld, Gold und Einfluss«, raunte Finch und begann zu verstehen. »Und das ist der Wegweiser zu der Stelle, wo Alexander begraben liegt?«, fuhr er fort und deutete auf das zerknitterte Blatt.
    »Nein, so einfach ist es nicht«, widersprach Dr. Mokhtar, »auch wenn das offenbar einige glauben. Die Aufzeichnung leitet uns in die richtige der siebzehn Bibliotheken von Chinguetti. Bleibt noch, das französische Manuskript zu finden, zu entziffern und vielleicht zu entschlüsseln. Erst dann hält man das Wissen der Templer in der Hand.«
    »Und das war es, was Sie mir mitteilen wollten, bei unserem Abendessen?«, fragte Finch. »Sollte ich auf die Suche nach dem Manuskript gehen, nach Chinguetti, die Spur zu Alexanders Grab finden?«
    Amina Mokhtar nickte stumm. »Doch dann kam alles ganz anders …«, meinte sie leise und sah Finch forschend an. »Wer steckt hinter den Anschlägen auf mich, hinter dem Diebstahl dieses Blatt Papiers?«
    »Wahrscheinlich ein ausländischer Geheimdienst«, antwortete Finch ausweichend, »der mit allen Mitteln versucht hat, an Informationen über die letzte Ruhestätte Alexanders zu gelangen. Wem haben Sie von dem Dokument erzählt?«
    Die Bibliothekarin verzog das Gesicht. »Anlässlich der bevorstehenden Konferenz wurde ein Empfang für europäische Diplomaten gegeben. Unser Direktor, immer auf der Suche nach Geldgebern, forderte alle Abteilungen auf, Neues und Ungewöhnliches für diesen Anlass beizusteuern. Weil niemand mit zündenden Ideen oder interessanten Funden aufwarten konnte, blieb das hier übrig. Alle waren begeistert. So hielt ich einen kurzen Vortrag darüber«, sie deutete auf das Blatt Papier auf der Bettdecke, »als Anreiz für Sponsoren.«
    »Das erklärt jede Menge«, nickte Finch, »aber nicht alles.« Dann erzählte er Amina Mokhtar von den Kalash und dem Anschlag auf Shah Juan, von der Rolle Salams und dessen Rettung aus dem Hindukusch. »Das muss lang vor Ihrem Vortrag geplant worden sein, aufgrund anderer Erkenntnisse oder Entdeckungen. Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr bin ich davon überzeugt, dass der alte Mann in Pakistan wusste, wo Alexanders Grab lag. Er hat es aber nicht verraten. Also kehrte die Kommandotruppe unverrichteter Dinge wieder zurück nach England.«
    »England?«, hakte Dr. Mokhtar überrascht nach. »Die Engländer …?«
    »Das haben Sie nie gehört«, grinste Finch und fuhr fort: »Dann wurde es eng, zeitlich und geheimdienstlich gesehen. Der Mord im Hindukusch drohte einen Flächenbrand zu entfachen, eine Welle der Gewalt schwappte über die Region, und nach der Flucht Salams und den darauffolgenden Untersuchungen hatte die erfolglose Gruppe von Agenten die Enttarnung zu befürchten. Sie hofften, die Informationen über Alexanders Grab schneller anderswo zu finden, bevor die gesamte Situation ihren Händen entglitt. Da kam Ihr Vortrag natürlich wie ein von Gott gesandtes Geschenk. In dem meist wenig besuchten Manuskriptenmuseum war der Anschlag keine große Aktion. Ein Mann mit groben Ortskenntnissen reichte dafür vollauf aus. Sie bekamen das Manuskript in ihre Hände, doch dann kam wieder etwas dazwischen. Ich war in Alexandria, drängte auf die beste Behandlung und Llewellyn fädelte Ihre Überstellung in diese Privatklinik ein. Sie wachten entgegen aller Erwartungen wieder aus dem Koma auf, und es bestand die Gefahr, dass Sie reden, Ihren Angreifer beschreiben und zwei und zwei zusammenzählen würden.«
    »Daher der neuerliche Anschlag heute«, flüsterte Amina Mokhtar, »natürlich …«
    »Die Gruppe hatte gar keine Zeit, das Blatt transkribieren zu lassen. Das heißt, dass es abgesehen von dem Manuskript in Chinguetti noch eine andere verlässliche Quelle geben muss, die der Gruppe vorher in die Hand fiel«, überlegte Finch laut. »Abgesehen von der archäologischen Sensation kam der menschlichste aller Faktoren ins Spiel – die Gier. Geheimdienste werden über weite Strecken mit sogenannten schwarzen Budgets finanziert. Mehr Geld bedeutet mehr Einfluss, mehr Macht, mehr Kontrolle. Ein

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