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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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zerschossene Schloss zu ziehen, hörte er einen gellenden Warnschrei.
    Er fuhr herum.
    Es machte zweimal »Plopp«, und Trapp wurde nach vorn geschleudert, einen überraschten und zugleich entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Sie schlug hart auf dem Boden auf, lag direkt vor seinen Füßen.
    Das Blut quoll aus ihrem Rücken wie dicker roter Sirup.
    Einer der am Boden liegenden Männer grinste triumphierend, während der Lauf seiner Waffe herumschwenkte, auf die Wissenschaftlerin zielte. Calis riss die Pistole aus dem Halfter, legte an und feuerte das Magazin leer, immer in Richtung der Schwingtür, einen Schuss nach dem anderen, bis der Schlitten offen blieb, während Siegberth mit den Vögeln um die Wette kreischte, die Hände krampfhaft auf ihre Ohren gepresst.

Radisson Blu Hotel, Heliopolis Distrikt/Kairo
    Es kam Finch vor, als sei er gerade erst eingedöst, als ihn ein Klopfen an der Tür aus einem Schlaf, so tief wie der Marianengraben holte. Völlig desorientiert tastete er nach seiner Uhr.
    Wer war er, wo war er, und wieso war er noch da?
    Und wie spät war es überhaupt?
    Auf jeden Fall war es draußen noch dunkel, dachte er verwirrt. Seine Uhr lag nicht auf dem Nachttisch, und er gab die Suche auf.
    Dafür wurde das Stakkato von Klopfgeräuschen intensiver.
    »Amber«, murmelte Finch, »geh schlafen! Du bist zu früh dran.« Leise fluchend schwang er sich aus dem Bett, stolperte über seine Schuhe, die irgendwo auf dem Boden standen und tastete sich im bläulichen Halbdunkel zur Zimmertür.
    »Ja!«, rief er, »ja, ich bin ja schon da. Hör auf mit dem Hämmern, du weckst noch das halbe Hotel auf, verdammt noch mal!«
    Doch entweder hatte Amber genau das vor, oder sie war überzeugt, dass sie Finch nur durch hartnäckiges Klopfen zu dieser Stunde aus dem Bett werfen konnte. Jedenfalls legte sie keine Pause ein, nicht einmal nach den lauten Flüchen des Piloten.
    »Amber, zum Teufel …«, setzte er an und riss die Zimmertür auf. Er blickte hoch und brach ab. Ein breitschultriger, groß gewachsener Mann in Jeans und kurzärmeligem weißen Hemd stand vor ihm und musterte ihn mit einem stechenden Blick. Trotz seines Alters – Finch schätzte ihn auf knappe siebzig – hielt er sich kerzengerade.
    Finch schüttelte müde den Kopf. »Sie haben sich im Zimmer geirrt, alter Junge. Wen immer Sie suchen, er wohnt nicht hier. Gute Nacht.« Dann wollte er die Tür wieder schließen.
    »Ich irre mich sehr selten, Mr. Finch«, ertönte die ruhige Stimme durch den Spalt. »Amber Rains, Chief Salam und Major Llewellyn schlafen noch tief. Ich wollte sie nicht wecken. Mein Auftrag lautet, Sie zu einer alten Freundin zu bringen. Dr. Amina Mokhtar.«
    Finch war mit einem Mal hellwach. Er öffnete die Tür wieder. Der Mann stand noch immer da wie zuvor, unbeweglich, massiv wie eine Eichenwand.
    »Wer sind Sie?«, fragte Finch misstrauisch. »Und was wissen Sie von Dr. Mokhtar?«
    »Sie ist aus dem Koma erwacht und möchte Sie sehen«, antwortete der Mann. »Zwei meiner Männer haben vor kurzem ihre Posten im Spital bezogen. Keine Minute zu früh.«
    Finch runzelte die Stirn und versuchte, die Information in die richtige Schublade zu stecken. Der Schlaf hing noch wie dichte Spinnweben in seinem Gehirn.
    »Wer sind Sie?«, wiederholte er.
    »Seit dreißig Jahren die rechte Hand von Major Llewellyn, Captain Alex Beaulieu«, erklärte der Grauhaarige und streckte Finch seine Hand hin. »Offiziell in Pension, aber wenn der Major ruft …« Ein dünnes Lächeln spielte um seine Lippen, als er Finchs Hand schüttelte. »Sie wissen ja, wie überzeugend er sein kann.«
    »Oh ja«, seufzte Finch und fuhr sich verschlafen mit der Hand über sein Gesicht, »oh ja, das weiß ich. Hat er Sie gerufen? Verdammt, ich habe es gar nicht gemerkt.«
    »Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Beaulieu. »Es wird bald hell, und ich möchte kein Risiko eingehen.«
    Finch schluckte die Nachfrage »welches Risiko?« hinunter und zog sich rasch an. Angesichts der vielen Fragen, die durch seinen Kopf schwirrten, kam es auf eine mehr oder weniger auch nicht mehr an. Dann zog er seine Zimmertür zu und folgte dem Captain, der den Lifts zustrebte. Wie nebenbei machte Beaulieu ein Zeichen mit der Hand, das Finch nicht deuten konnte. »Es bleiben noch drei meiner Männer auf dem Flur«, informierte der Captain ihn leise. »Zur Sicherheit.«
    »Sie wollen kein Risiko eingehen«, wiederholte Finch, »wie auch immer das aussieht.«
    »Ganz genau«,

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