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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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verlockender Gedanke in Zeiten, wo die Regierungen in Europa jeden Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn dann doch nicht ausgeben.«
    »Referierst du gerade über die Geheimdienste in Zeiten der Eurokrise und des internationalen Rettungsschirms? Hören Sie ihm gut zu, er weiß, wovon er spricht.«
    Finch fuhr herum und sah einen verschlafenen Llewellyn in der Tür stehen, die Hände in den Hosentaschen, ein Gähnen unterdrückend.
    »Konntest du auch nicht schlafen?«, grinste der Pilot, was ihm einen mörderischen Blick von Llewellyn eintrug. »Wann hast du die Infanterie einfliegen lassen, ohne mir etwas zu sagen?«
    »Mit der Nachtmaschine aus London«, gab Llewellyn kurz angebunden zurück. »Es war an der Zeit, unsere Chancen zu verbessern. Außerdem rosten die alten Jungs sonst ein.«
    »Die alten Jungs, wie du sie nennst, schauen bemerkenswert fit aus.« Finch lud Llewellyn mit einer Handbewegung ans Bett ein. »Darf ich vorstellen? Dr. Amina Mokhtar, Leiterin des Manuskriptenmuseums in der Bibliotheca Alexandrina. Und hier ist das Manuskript aus Chinguetti, um das es geht.«
    Seltsamerweise blieb Llewellyn, wo er war. »Später«, brummte er grimmig und fixierte Finch. »Wir haben ein Problem. Sie haben Fiona entführt. Und sie wollen Salam und das Manuskript im Austausch.«

Merianstraße, Kronberg im Taunus/Deutschland
    Die Villa in der Merianstraße wimmelte nur so von Menschen. Die Fahrzeuge der Spurensicherung waren kurzerhand auf dem Rasen geparkt worden, während die Auffahrten durch Einsatzfahrzeuge mit rotierenden Blaulichtern blockiert waren. Rot-weißes Absperrungsband flatterte in der Morgenbrise, Uniformierte bewachten das Tor und die Einfahrt zum Grundstück.
    Reptilienspezialisten des Frankfurter Zoos waren aus ihren Betten geholt worden und kümmerten sich um die Schlangen, von denen einige im Schaum des Feuerlöschers verendet waren. Es würde noch einige Zeit dauern, bis auch die letzte Schlange wieder sicher in ihrem Terrarium untergebracht war. Bis dahin blieb Konstantinos’ Leiche da, wo sie lag.
    Ärzte und Rettungsleute warteten auf ihren Einsatz oder kamen der Spurensicherung in die Quere, Reporter der Lokalpresse versuchten, die letzten Neuigkeiten zu erfahren oder ein sensationelles Foto zu ergattern. Fernsehteams bauten Scheinwerfer auf und warteten ungeduldig vor dem Eingang auf ein Statement.
    Kriminaloberrat Alfons Klapproth sah müde und übernächtigt aus, als er langsam die Treppen aus der Empfangshalle nach oben stieg, sein Mobiltelefon am Ohr. Er hörte zu, nickte stumm, sagte schließlich »Danke« und legte auf. Dann war er am ersten Absatz angelangt, wo ein uniformierter Polizist an einer hohen Doppeltür den Zugang zu den Räumen kontrollierte.
    »Wo ist er?«, fragte Klapproth den Beamten.
    »In der Bibliothek, dritte Tür links«, antwortete der Uniformierte und wies den Gang hinunter.
    Klapproth senkte den Kopf. »Kein Zutritt, ausnahmslos, außer für die Spurensicherung«, ordnete er an. Der Beamte salutierte, und Klapproth schob sich an ihm vorbei durch die Tür. Es war, als würde er eine Insel der Ruhe betreten. Die Hektik und das Stimmengewirr blieben zurück, wurden leiser, verklangen.
    In der Bibliothek brannte eine einsame Leseleuchte. Sie warf ein Rechteck aus Licht auf die polierte Tischplatte eines runden Schreibtisches, auf der Bücher, Notizen und Fotos verstreut waren.
    Daneben lag eine Pistole mit offenem Schlitten.
    Vor dem dunklen Fenster, mit dem Rücken zum Raum, stand unbeweglich ein Mann und starrte in den anbrechenden Morgen.
    Klapproth trat an den Schreibtisch und überflog wortlos das Durcheinander an Dokumenten und Bildern. Dann blieb sein Blick an der Pistole hängen. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich jedoch im letzten Moment und ging mit gesenktem Kopf zu dem Mann ans Fenster, stellte sich neben ihn. Die Lichter der Einsatzwagen flackerten gespenstisch, während der Himmel sich grau färbte.
    Minutenlang standen Klapproth und Calis nebeneinander. Stumm und regungslos, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Schließlich holte der Kriminaloberrat tief Luft.
    »Die gute Nachricht zuerst. Trapp geht es den Umständen entsprechend gut, die Klinik hat mich gerade angerufen. Sie hat Glück gehabt, verdammtes Glück. Ein paar Zentimeter weiter links …« Klapproth brach ab.
    Calis schloss die Augen. Ein Stein fiel ihm vom Herzen. »Danke«, sagte er nur.
    »Die schlechte Nachricht als nächstes«, fuhr Klapproth fort. »Die

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