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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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beiden Männer, die Sie erschossen haben, waren Agenten des englischen Geheimdienstes MI 6 . Wir haben ihre Ausweise gefunden. In diesem Moment läuten wahrscheinlich zwischen London und Berlin alle diplomatischen Alarmglocken und reißen die Entscheidungsträger aus dem Schlaf. Dann werden die Leitungen heiß laufen, Erklärungsversuche erwogen. Sensible und schlechte Nachrichten, selbst in einem vereinten Europa.« Er räusperte sich, bevor er fortfuhr, wippte kurz auf den Schuhspitzen. »Neun Schuss sind nicht wenig. Für missgünstige Beobachter könnte es nach einer Hinrichtung aussehen …«
    »Für alle anderen nach Selbstverteidigung«, gab Calis zurück. »Die wollten mich kaltblütig erschießen, bevor Martina, ich meine Oberkommissarin Trapp, eingriff. Dann schossen sie ihr einfach in den Rücken. Die alte Dame, Professor Siegberth, wäre die Nächste gewesen. Dann wahrscheinlich ich …«
    Klapproth nickte nachdenklich. »Einiges ist tatsächlich seltsam an dem ganzen Fall. Zwei schießwütige englische Agenten, ausgerüstet mit Pistolen mit Schalldämpfern, dringen in eine Villa in Kronberg ein, erschießen den Butler …«
    »… und feuern auf alles andere, was ihnen vor den Lauf kommt«, unterbrach ihn Calis. »Die hätten nur Leichen zurückgelassen und wären wieder verschwunden, wenn ich sie nicht gestoppt hätte.«
    »Was wollten die hier bei Konstantinos?«
    »Einer der beiden sagte etwas von einem Tagebuch, das der Hausherr sich angeeignet habe«, erinnerte sich Calis. »Siegberth jedenfalls wusste sofort, worum es sich handelte.«
    Klapproth zog einen schmalen Block aus seiner Tasche und machte sich eine Notiz. »Ein Tagebuch, hmm …«
    Der Himmel nahm eine schmutziggraue Farbe an. Es würde kein schöner Tag werden.
    Klapproth drehte sich um und ging zurück zum Schreibtisch. Er griff nach dem einzigen Buch, das aussah wie ein sehr dickes Schulheft und das zwischen den verstreuten Fotos lag. Auf dem Umschlag stand »A. Cannotier« und eine römische Drei. Klapproth schlug es auf und überflog die Zeilen. Der Text war auf Französisch geschrieben, bevor der Verfasser in eine unbekannte Sprache wechselte, bemerkte er.
    »Ich denke, wir sollten dringend mit Dr. Siegberth sprechen.« Als er sich umdrehte, wischte er mit seinem Jackett ein Foto vom Tisch. Klapproth bückte sich und hob es auf. Dann stutzte er. »Ist das nicht Lawrence of Arabia?«
    Calis trat neben ihn und warf einen Blick auf die vergilbte Aufnahme. »Ja, das ist er, der echte Lawrence. Nicht Peter O’Toole.«
    In diesem Moment klingelte Klapproths Handy. Der zog es aus der Tasche, warf einen Blick auf das Display, auf dem »Unbekannt« stand und zeigte es Calis.
    »Es geht schon los«, seufzte er und nahm das Gespräch an. Für einen langen Moment lauschte Klapproth stumm, dann sagte er mit einem etwas mulmigen Gefühl:
    »Good morning, Mr. Compton.«
     
     
    Zwanzig Minuten später stürmte Thomas Calis aus der Bibliothek, lud im Laufen seine Pistole nach, sicherte sie und steckte sie ein. Die Treppe in den zweiten Stock der Villa war bevölkert wie eine Fußgängerzone zu Schlussverkaufszeiten. Der Kommissar drängte sich an Rot-Kreuz-Männern vorbei und versuchte sich zu erinnern, wo Konstantinos‘ Schlafzimmer gewesen war. Trapp und er hatten einen Blick hineingeworfen, bevor sie auf den Retina-Scanner und die verschlossene Tür zu den Terrarien gestoßen waren und das Unglück seinen Lauf genommen hatte.
    An der Schwingtür war die Spurensicherung voll beschäftigt, und Calis lief zum Treppenabsatz auf der anderen Seite des Flurs, von dem ein mit Spannteppich ausgelegter Gang zu den Privaträumen des Millionärs führte. Der Kommissar zeigte dem Uniformierten, der die doppelflügelige Holztür bewachte, seinen Ausweis und eilte weiter.
    Links? Rechts?
    Auf gut Glück stieß er eine der Türen auf und landete in einem Fitnessraum. War da nicht ein Ankleidezimmer gewesen? Er schlängelte sich zwischen den Geräten durch, öffnete die nächste Tür.
    Bingo!
    Reihen von Anzügen, säuberlich nach Farben geordnet, bedeckten drei Seiten eines Raumes, der mindestens so groß war wie Calis’ Wohnzimmer. Auf den Regalen darüber lagen Stapel von Hemden, Pullover, Jacken und T-Shirts. Rasch durchsuchte Calis die Hemden, dann die T-Shirts.
    Nichts.
    Er drehte sich um. In einer Ecke des Ankleidezimmers stand ein einzelner schmaler Schrank. Der Kommissar ging hinüber, rüttelte am Griff.
    Abgeschlossen.
    Calis tastete auf

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