Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
angekommen, blieben Finch und Salam kurz stehen und blickten sich um. Einige Touristen lehnten an der Brüstung und bewunderten den Ausblick aufs Mittelmeer. Weiter vorne hatte eine Familie ein große Decke auf dem warmen Steinboden ausgebreitet. Die Kinder tollten herum, während die Erwachsenen rauchten und plauderten. Eine verschleierte alte Frau im Rollstuhl wurde von ihrem gebeugten Begleiter durch die spielende Kinderschar geschoben.
    »Und nun?« Salam suchte aufmerksam die Umgebung ab. »Wieder der falsche Treffpunkt?«
    Plötzlich hörte Finch ein Flügelschlagen, und in der einbrechenden Dunkelheit kam ein Schatten auf ihn zugeflogen.
    »Lichtet den Anker!«, krächzte Sparrow, »alle Mann in die Wanten!« Dann landete er in einer eleganten Kurve auf Finchs Schulter und trippelte aufgeregt hin und her, bevor er seinen Kopf kurz an der Wange des Piloten rieb und rief: »Frauen und Kinder von Bord!«
    »Hier sind wir goldrichtig«, raunte Finch dem überraschten Salam zu. Die Kinder lachten und zeigten auf den Papagei auf seiner Schulter. Neugierig kamen sie näher. Auch der Rollstuhl mit der alten Frau war fast auf ihrer Höhe, als der gebeugte Mann sich plötzlich aufrichtete, dem Gefährt einen festen Stoß gab und es in Richtung der Treppe lenkte. Die alte Frau schien offenbar zu schlafen, sie hatte sich nicht gerührt. Ihr Kopf pendelte leicht von links nach rechts unter dem Schleier.
    »Heh!«, rief Finch und stürmte los. Sparrow flog mit einem Protestschrei auf und flatterte aufgeregt kreischend zwischen den Spaziergängern herum. Die Kinder blieben wie erstarrt stehen.
    Als die Vorderräder des Rollstuhls über die oberste Stufe der steilen Treppe sprangen und das Gefährt nach vorn kippte, riss Finch in letzter Sekunde die Frau aus dem Sitz. Krachend verschwand der Rollstuhl in der Tiefe, überschlug sich auf seinem Weg nach unten. Die Teenager am Fuß der Treppe sprangen schreiend auf und stoben auseinander.
    Finch hielt die Frau fest, als ihn ein Stöhnen stutzig machte. Zögernd zog er ihr den Schleier vom Gesicht. Fionas Augen flatterten, sie war blass und schien wie betäubt. Ihre Hände lagen gefesselt in ihrem Schoß, ein Knebel steckte in ihrem Mund. Vorsichtig ließ Finch sie auf den Boden gleiten und lehnte sie an die Brüstung. Dann richtete er sich auf und sah sich um.
    Salam war verschwunden!
    Und mit ihm der Mann, der den Rollstuhl geschoben hatte.
    »Scheiße«, fluchte Finch und rannte los, im Zickzack durch die Besuchergruppen, an den Kindern vorbei, die ihm mit offenem Mund nachschauten, und ihren Eltern, die kopfschüttelnd ihre Unterhaltung unterbrochen hatten. Mit einem Mal hörte er Sparrow kreischen, schräg links vor ihm. Die Mauerkrone machte zwar einen Knick nach rechts, aber Finch folgte der Außenmauer und kam durch einen schmalen Durchlass auf einen kleinen Vorsprung über den Uferfelsen. Hier mussten einmal Kanonen den Eingang der Bucht bewacht haben. Nun waren davon nur mehr Mauerreste der Fundamente übrig.
    Salam stand mit dem Rücken zur Festung, und es sah so aus, als blicke er übers Meer und bewundere den Abendhimmel. Doch der Mann, der hinter ihm stand, hielt eine Pistole an seinen Kopf. In seiner Linken sah Finch ein zusammengefaltetes Blatt.
    »Zeit, Abschied zu nehmen, Salam«, sagte der Mann. »Eigentlich hätten Sie es nie bis hierher schaffen dürfen. Aber auf die ISI war noch nie Verlass. Alles Stümper und Möchtegerns.« Er schüttelte bedauernd den Kopf und der Lauf der Pistole beschrieb einen großen Bogen. »Was für ein Panorama für den letzten Gang!«
    Finch wollte hinunter auf den Vorsprung, Salam helfen, aber eine Stimme hinter ihm und der Druck einer Waffe in seinem Genick stoppte ihn. »Keine Bewegung. Sonst sterben hier zwei, und danach jage ich deiner Freundin mit Vergnügen eine Kugel in den Kopf.«
    »Das wird nicht passieren«, zischte Finch. »Du kommst hier niemals lebend raus.«
    »Ach ja? Das würde mich wundern.«
    Ein lautes Krächzen, das durch Mark und Bein ging, ertönte in diesem Augenblick genau über ihren Köpfen und lenkte den Bewaffneten ab. Er blickte verwirrt nach oben, und dann kam Sparrow angesegelt, flatterte vor seinem Gesicht herum, während er versuchte, auf Finchs Schulter zu landen. Der holte aus und schlug dem Angreifer mit voller Wucht in die Magengrube. Dann setzte er noch zwei weitere Schläge nach. Der Mann stöhnte auf, sein Oberkörper ruckte vor, die Pistole rutschte klappernd über den Boden. Finch griff

Weitere Kostenlose Bücher