Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
Vom Netzwerk:
Millimeterweise wieder vom roten Feld weg bewegte. »Was sagt eigentlich Ihre Frau dazu?«
    »Welche Frau?«, grinste Pannek. »Die war det Staubwischen bald leid und suchte sich ’ne andere Startbahn.«
    Der Astra beschleunigte ruckelnd und erwischte noch die Grünphase am Ende der Ausfahrt.
    »Was ist dieser Volker Rieger für ein Mensch?«, wechselte der Kommissar das Thema. »Ich habe mit ihm noch in der Nacht gesprochen, und er machte auf mich keinen schlechten Eindruck.«
    »Volker is schwer in Ordnung, da jibt et nüscht«, antwortete der Sicherheitschef. »Er ist ebenso lange bei Siemens wie Kurt Tronheim, war schon vorher im Personenschutz tätig und wollte ’ne ruhigere Kugel schieben.« Pannek zuckte mit den Schultern. »Keene Vorkommnisse, wenn Se es offiziell wissen wollen.«
    »Und inoffiziell?« Calis ließ nicht locker.
    »Een paar Frauenjeschichten, ab und zu ’n Gläschen über den Durst.« Er sah den Kommissar von der Seite an. »Also normaler Durchschnitt, wenn Se wissen, wat ick meene.«
    »Nur zu gut«, murmelte Calis und kontrollierte verstohlen sein Handy. Keine Nachrichten, keine Anrufe in Abwesenheit. Alice hatte ihn definitiv von ihrer Liste gestrichen. Hatten Frauengeschichten und das gelegentliche Gläschen über den Durst nicht einen kausalen Zusammenhang?
    Calis blickte auf, als Pannek vor einem Wohnblock aus den zwanziger Jahren abbremste und den letzten freien Parkplatz belegte. »Damit is unsere Portion Glück für heute dann komplett aufjebraucht«, gab der Sicherheitschef zu bedenken und wies auf eine grün gestrichene Eingangstür. »Volker wohnt da drüben, in ’ner kleenen Wohnung im zweeten Stock. Hoffentlich hört er die Klingel.«
    Drei Minuten später standen sie einem völlig verschlafenen Volker Rieger gegenüber, der sich in T-Shirt und kurzer Hose am Türrahmen abstützte und ihnen ziemlich verwirrt entgegenblickte.
    »Wo brennt’s?«, fragte er und lud die beiden Männer mit einer Handbewegung zum Eintreten ein. »Hat die Polizei Verstärkung durch die Siemenstruppe erhalten?«
    »Nur vorübergehend«, erwiderte Calis und sah sich kurz um. Die Wohnung machte einen freundlichen Eindruck, an einer schmalen Garderobe im Flur hingen zwei Jacken und eine Tasche. Es roch nach Essigreiniger und Frühjahrsputz. »Wir möchten Sie gerne etwas fragen, zu Ihrem letzten Nachtdienst. Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
    Täuschte sich Calis, oder flackerte für einen Augenblick Unsicherheit in Riegers Augen auf? Pannek schloss kurzerhand die Wohnungstür und schob sich ins Wohnzimmer, das von einem großen hellgrünen Sofa beherrscht wurde. Es ächzte bedrohlich, als der Sicherheitschef sich hineinfallen ließ.
    »Wir haben ’ne Videoaufzeichnung entdeckt«, begann Rakete und faltete die Hände vor dem Bauch wie ein Buddha, »auf der zwee Typen durch den Hof in Richtung Turbinenhalle schleichen. Sechs Minuten später sind se wieder auf dem Rückweg.«
    Rieger ließ sich auf einen der Sessel am Esstisch sinken. »Kann man erkennen, wer es war?«, erkundigte er sich interessiert.
    Pannek schüttelte den Kopf. »Schattenrisse im Einbruch der Dunkelheit. Det könnte jeder sein, außer er hat meene Statur. Aber det is nicht, warum wir hier sind.« Er lehnte sich vor, soweit es sein ausladender Bauch zuließ. »Die Uhrzeit is es, die mir Kopfzerbrechen bereitet. Die beeden waren jestern Abend unterwegs, jenauer jesacht am Beginn deiner Schicht, paar Minuten, nachdem Kurt ermordet wurde.«
    Rieger sah Calis und Pannek abwechselnd an. »Was soll das heißen?«
    »Det se an dir vorbeikommen mussten«, stellte der Sicherheitschef unerbittlich fest.
    Schweigen senkte sich über den Raum.
    Calis ließ Rieger nicht aus den Augen, der eingehend seine Hände betrachtete. »Hören Sie«, begann der Kommissar nach einem Blick auf Pannek, »ich möchte hier keine Schuldzuweisung machen. Nichts liegt mir ferner. Ich habe einen Mord aufzuklären und vor allem ein Motiv dafür zu finden. Fest steht, dass zwei Männer auf dem Siemensgelände waren, kurz nachdem Tronheim ermordet worden war. Das beweist die Videoaufzeichnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mit denen unter einer Decke stecken. Also muss es eine andere Lösung für das Dilemma geben. Hier ein bewachter Eingang, da zwei Eindringlinge. Es gibt keinen anderen Weg auf das Gelände. Wie immer wir es auch drehen und wenden, die zwei müssen an Ihnen vorbeigekommen sein. Haben Sie jemanden bemerkt gestern Abend? Hat

Weitere Kostenlose Bücher