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Heiß

Heiß

Titel: Heiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer
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seinen Kopf als Abschreckung an eine lange Stange vor den Toren der Stadt spießen. Nach kurzer Zeit wird ein ganzer Landstrich im Chaos versinken, der internationale Terrorismus wird ein neues Aufmarschfeld und Durchzugsgebiet haben, während du Touristen über die Wüste fliegst, auf den Spuren des alten St. Exupéry. Zufrieden?«
    »In welchem Film hast du dieses Horrorszenario gesehen? Oder träumst du in letzter Zeit schlecht?«
    »Es ist mir bitter ernst, Mr. John Finch«, kam es durch die Leitung, und aus der Stimme des Majors hörte der Pilot die Dringlichkeit heraus. Vielleicht sogar eine Nervosität, die er bei Llewellyn, der sonst stets jede Situation meisterte, bisher noch nie wahrgenommen hatte. Er überlegte und schwieg. Schließlich meinte er: »Ich soll also jemanden ausfliegen.«
    »Ja, und ich kann dir jetzt nicht mehr dazu sagen«, stellte Llewellyn entschieden fest.
    »Du wirst mich überzeugen müssen, sonst gehe ich nirgends hin«, gab Finch zurück. »Offene Telefonleitung hin oder her.«
    Für eine halbe Minute ertönte nur der Verkehrslärm der Londoner Innenstadt in der Leitung. Sparrow flatterte gesättigt und zufrieden zurück auf seine Vorhangstange, während Finch die Flasche Sakkara leerte.
    »Gut, ich mache dir einen Vorschlag.« Llewellyn klang nicht sehr glücklich. »Du hilfst mir. Dafür komme ich mit dir nach Ägypten, und wir finden gemeinsam heraus, was es mit dem Manuskript, dem Attentat und diesem Italiener, diesem Chinguetti, auf sich hat. So hast du Zugriff auf alle meine Verbindungen und Experten im Nahen Osten. Erinnere dich an die Dechiffrierung der Nachrichten letztes Jahr, die uns zur Lösung des Rätsels der alten Männer geführt hat.«
    Finch überlegte. Damals hatte einer der Freunde des Majors im Handumdrehen einen Code geknackt, an dem sich alle anderen die Zähne ausgebissen hätten. »Und Dr. Mokhtar wird in eine Privatklinik verlegt?«
    »Noch heute. Du hast mein Wort.«
    »Du bist ein mieser, kleiner Erpresser«, grinste der Pilot. »Trotzdem, danke! Also gut. Wann soll ich fliegen?«
    »Mit der nächsten Maschine.« Llewellyn klang erleichtert. »Fahr auf dem Weg zum Flughafen beim Britischen Generalkonsulat in Alexandria vorbei. Die haben dein Ticket. Gib dem Taxifahrer folgende Adresse: 3 Mina Street, Kafr Abdou, Roushdi. Wenn alles gutgeht, sitzen wir heute Abend bei meinem Lieblings-Thailänder zum Dinner. Aber ich fürchte, die Nacht wird kurz, und allzu viel Schlaf wirst du nicht bekommen.«
    »Was zum Teufel hast du schon wieder ausgeheckt?«, wollte Finch wissen und dachte mit etwas gemischten Gefühlen an die Auflagen von Al Feshawi, während er seinen Seesack unter dem Bett hervorzog. »Und warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ich für dich volle, schon brennende Benzinkanister aus einem Flächenbrand holen soll?«
    »Weil es so ist«, antwortete der Major lapidar und hängte auf.

Hochtal Rumbur, nahe Chitral, nordwestliche Grenzprovinz/Pakistan
    Es war bereits nach Mitternacht, und der Schnee auf den umliegenden Gipfeln des Hindukusch leuchtete silbern im Licht einer Mondsichel, die sich theatralisch über die Bergkämme schob. Shabbir Salam trat aus dem primitiven Schuppen, der tagsüber sein Versteck gewesen war, und blickte über das ruhige Hochtal.
    Im Geiste leistete er Zeyshans Vater Abbitte. Der dunkelgraue Pick-up war zwar an einigen Stellen verbeult und zerschrammt, aber ansonsten perfekt in Schuss. Er war sofort angesprungen, was den grinsenden Zeyshan zu der Bemerkung veranlasst hatte: »Die Batterieansammlung auf der Ladefläche würde auch einen scheintoten Elefanten blitzartig reanimieren und auf die Beine bringen.« Dann hatte er seinen Helm aufgesetzt und sich auf sein Motorrad geschwungen. »Besser ich fahre wieder zurück nach Chitral, sonst schöpft noch jemand Verdacht. Ich will ihr Ziel gar nicht wissen, Chief, aber was immer Sie tun, denken Sie zwei Schritte voraus. Mein Vater würde mir nie verzeihen, wenn die Sie erwischen. Und ich würde Sie vermissen.«
    Salam hatte genickt, ihm stumm nachgeschaut, als die Figur auf der Motocross-Maschine immer kleiner wurde und schließlich in einer Staubfahne verschwand. Am Ende war auch der Staub verweht und der Chief Inspector allein gewesen.
    Der Schuppen mit dem Toyota lag abseits der großen Straße, am Rande einer weiten, mit Felsen bedeckten Lichtung, auf der einige Schafe und Ziegen ein paar kümmerliche Gräser und Kräuter abweideten, die nach der Schneeschmelze aus

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