Heisse Affaere in Cornwall
Wunden aus der Zeit, als er zwölf Jahre alt gewesen war.
Nein, so empfand er nicht für Maddy – und auch sonst für niemanden –, und das würde sich auch niemals ändern. Denn Rye wusste nur zu gut, was das für Folgen hätte. Wenn man andere Menschen liebte, verließ man sich auf sie und vertraute darauf, dass sie für einen da waren, wenn man sie brauchte. Und in diese Falle würde er nie wieder tappen.
„Haben Sie wirklich keine Angebote für mich?“ Maddys Finger krampften sich um das Handy. „Ich habe viel Arbeitserfahrung und ausgezeichnete Referenzen.“
Die Frau am anderen Ende der Leitung, der letzte potenzielle Arbeitgeber auf Maddys Liste, drückte ihr Bedauern aus und legte auf.
Maddy wusste nicht, wie viele Anrufe sie bei ihrer Jobsuche schon getätigt hatte. Doch alle Winterjobs waren bereits vor langer Zeit vergeben worden.
„Immer noch kein Glück?“ Phil stellte ihr zwei schaumige Cappuccinos aufs Tablett.
Sie schüttelte den Kopf und versuchte, sich ihre Mutlosigkeit nicht anmerken zu lassen. Ich hätte mich nicht so lange nur mit Rye beschäftigen sollen, dachte sie, zwang sich dann aber sofort, nicht an ihn zu denken. Er war seit über einer Woche weg, und es ging ihr noch viel schlechter als beim Abschied.
Am ersten Tag hatte sie das gesamte Cottage geschrubbt und die Bettwäsche gewaschen, in dem verzweifelten Versuch, ihn zu vergessen. Doch es hatte nicht funktioniert. Die Leere und die tiefe Traurigkeit, als Maddy nur für sich gekocht hatte, waren nicht abgeklungen. Immer wieder musste sie weinen.
Noch schlimmer waren aber die wilden erotischen Träume. Wenn sie aus ihnen hochschreckte, war sie voller Sehnsucht und hatte das Gefühl, Ryes Arme um sich zu spüren. Der Verlust, den sie dann empfand, war kaum zu ertragen. Dabei war es doch nie ihre Art gewesen, sich an jemanden zu klammern!
Bei Ryes Rückkehr würde Maddy ihm sagen, dass ihre Affäre beendet war. Denn sie konnte das alles unmöglich ein weiteres Mal durchmachen. Noch schlimmer als dieser Gedanke aber war der Verdacht, dass er gar nicht nach Cornwall zurückkommen würde …
Ihre Unterlippe begann zu beben. Sie nahm das Tablett und richtete sich kerzengerade auf. „Irgendetwas wird sich schon ergeben.“
„Maddy, du wirst doch nicht weinen?“ Besorgt legte Phil ihr eine Hand auf die Schulter.
„Natürlich nicht.“ Sie versuchte, sich zu befreien, doch er hielt sie fest und nahm ihr das Tablett ab.
„Du setzt dich jetzt hin“, befahl er und drückte sie sanft auf einen der Barhocker. „Ich serviere die Cappuccinos, und dann werden wir beide uns mal unterhalten.“
Als er wieder zurückkam, fragte er: „Kannst du Rye nicht um einen Job im Hotel bitten? Es gehört ihm schließlich.“
„Nein, er ist … er ist in Kalifornien.“ Maddy wollte wirklich nicht über Rye sprechen.
„Wie lange wird er weg sein?“
„Keine Ahnung.“ Leicht gereizt fügte sie hinzu: „Wir … wir sehen uns nicht mehr.“ Sie verstummte, weil ihre Kehle plötzlich wie zugeschnürt war. Dann schluckte sie und sagte: „Mir ist das egal.“
Als sie vom Hocker rutschen wollte, hielt Phil sie fest. „Ihr habt euch getrennt? Wann denn?“
„Nein, wir haben uns nicht getrennt“, erwiderte sie ungeduldig. „Weil wir nie ein Paar waren.“
Phil fluchte. „Erst benimmt Rye sich, als würdest du ihm gehören, und dann haut er einfach ab! Dieser verdammte …“
„Ich weiß, dass du es nur lieb meinst, Phil“, unterbrach Maddy ihn. „Aber eigentlich geht dich das Ganze nichts an.“ Sie glitt vom Hocker.
„Doch, das tut es. Weil du ständig den Tränen nahe bist und zusammenzubrechen drohst – und weil einer meiner Freunde daran schuld ist.“
„Du trägst nicht die Verantwortung für mich, Phil“, entgegnete sie. „Und Rye ebenso wenig. Ich allein bin für mich selbst verantwortlich.“ Schließlich hatte sie die Entscheidung getroffen, sich auf eine unverbindliche Affäre einzulassen. Also war sie selbst schuld, dass sie nun nicht damit zurechtkam. „Und jetzt entschuldige mich, ich muss weiterarbeiten.“
Mit hoch erhobenem Kopf marschierte Maddy davon und verdrängte rigoros die Panik, unter der sie litt, seit Rye vor einer Woche gegangen war. Ich muss endlich die Kontrolle über mein Leben zurückbekommen, dachte sie entschlossen.
Maddy schaffte es, bis zum Ende ihrer Schicht durchzuhalten, ohne dass ihr auch nur ein einziges Mal die Tränen kamen. Danach telefonierte sie eine weitere Liste
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