Heisse Affaere in Cornwall
erwiderte die Concierge lächelnd.
Neugierig und etwas schüchtern sah Maddy sich in dem riesigen Foyer um, das mit seinen Wandtäfelungen aus Teakholz und den Ledermöbeln zwar äußerst elegant und luxuriös war, aber ganz sicher nicht „gemütlich“.
Nach Ryes Anruf vor einigen Stunden hatte es eine Weile gedauert, bis ihr Verstand wieder funktioniert hatte. Doch dann war sie wütend geworden und hatte sich während der vergeblichen Versuche, ihn zu erreichen, immer mehr geärgert: Rye King hatte wieder einmal bestimmt, wo es langging.
Maddy wusste, dass sie oft zu versöhnlich war und anderen zu sehr entgegenkam. Doch während sie bunte Seide in ihren abgenutzten Rucksack gestopft hatte, war ihr Zorn mit aller Wucht ausgebrochen. Und er war auch nicht wieder abgeklungen, als sie angespannt in dem schwarzen Mercedes zum Flughafen saß und kurz darauf in der ersten Klasse nach London geflogen war.
Rye war vor acht langen Tagen einfach gegangen und hatte sich nicht ein einziges Mal gemeldet. Und dann besaß er die Unverfrorenheit, sie anzurufen, mit den Fingern zu schnipsen und zu erwarten, dass sie sofort tat, was er sagte – ohne dass er ihr eine angemessene Erklärung gab.
Offenbar ging er davon aus, dass sie in London das Bett mit ihm teilen würde. Das machte Maddy nur noch wütender. Seit wann bedeutete eine unverfängliche Affäre, dass er sämtliche Entscheidungen allein traf?
Zum Glück hatte ihr Ärger eine angenehme Nebenwirkung. Solange sie wütend auf Rye war, musste sie sich nicht mit dem wesentlich größeren Problem befassen – dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Als George sie in den ebenfalls getäfelten Lift führte und die Türen schloss, versuchte sie, sich von all dem Luxus und Reichtum dieser Umgebung nicht einschüchtern zu lassen. Oben angekommen, öffnete George die Türen wieder. Maddy betrat den Eingangsbereich mit dem Marmorfußboden, in dem riesige Sträuße roter Lilien in schwarzen Onyxvasen standen. Als sie überwältigt stehen blieb und den Kopf in den Nacken sinken ließ, sah sie durch die Glaskuppel ein Flugzeug über sich hinwegfliegen.
Also gut, dachte Maddy. Das ist etwas mehr als ein „schickes Zuhause“.
Nachdem sich die Fahrstuhltüren wieder geschlossen hatten, wagte sie sich in Ryes Apartment. Dicke königsblaue Teppiche bildeten einen reizvollen Kontrast zu den weißen Wänden, an denen moderne Gemälde hingen. Maddy erkannte einige davon und stellte fest, dass es Originale waren.
Sie eilte durch mehrere Türen und blieb dann wie erstarrt am Ende des Gangs stehen. Der Wohnbereich hatte eine doppelt mannshohe Decke und eine Wand, die vollständig aus Glas bestand und durch die man auf Kensington Gardens blickte.
Die minimalistische Einrichtung, geschmackvoll und dezent zugleich, war sicher das Werk eines Innenarchitekten. Maddy konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Rye sich die Mühe machte, einen Läufer aufzustöbern, dessen Rand genau denselben Türkiston hatte wie die hüfthohe Wand aus Glasbausteinen, die den Wohnbereich von der ultramodernen Küche trennte.
Und bestimmt hatte er auch nicht mehrere Stunden darauf verwandt, den Weihnachtsbaum mit winzigen Lichtern und farblich abgestimmtem roten und goldenen Schmuck zu bestücken.
In eine Wand war eine Konsole voller Tasten und Displays eingelassen, sicher für das Soundsystem und den riesigen Plasmafernseher über dem Kamin.
Maddy, die sich in dem riesigen Raum plötzlich sehr klein vorkam, seufzte. Genau so hatte sie sich die Junggesellenwohnung von Rye vor vielen Wochen vorgestellt. Doch wie konnte der Mann, den sie nun schon etwas besser kannte, in so einem Apartment wohnen?
Es war, als hätte Rye King zwei verschiedene Identitäten: Einmal war da der millionenschwere Geschäftsmann mit dem protzigen Luxusapartment in Kensington, der sicher jeden Abend in ein anderes angesagtes Restaurant ging. Und dann gab es den ehemaligen Surfer, der das einfache Leben in Cornwall genoss und völlig zufrieden damit war, sich von ihr bekochen zu lassen. Aber welcher davon war nun der echte Rye King? Hatte sie sich in einen Mann verliebt, den es eigentlich nie gegeben hatte?
Als sie das leise Pling des ankommenden Fahrstuhls hörte, verharrte Maddy mitten in der Bewegung. Jemand näherte sich mit unregelmäßigen Schritten. „Wo bist du, Maddy?“
Sie schlang schützend die Arme um sich und rief: „Im Wohnzimmer!“
Rye kam zu ihr. Als er sie sah, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Weitere Kostenlose Bücher