Heisse Affaere in Cornwall
potenzieller Arbeitgeber ab und ließ sich nicht von den Absagen entmutigen. Und sie aß sogar das Abendessen fast ganz auf, das sie sich in ihrer viel zu stillen Küche gekocht hatte.
Doch als sie den Badezimmerschrank öffnete, um das Badesalz herauszunehmen, entdeckte sie Ryes Rasierer und sein Rasiergel. Eine ganze Weile betrachtete sie die beiden Artikel nur starr, dann nahm sie sie aus dem Schrank und beförderte sie vorsichtig in den Mülleimer. Als ihr dabei ein Hauch von Ryes vertrautem Duft entgegenwehte, musste sie sich mit beiden Händen am Waschbecken festhalten.
Im Spiegel musterte sie die dunklen Schatten unter ihren Augen und fragte sich, wie ausgerechnet Rye aus der vernünftigen, ruhigen Maddy so ein Nervenbündel hatte machen können: ein Mann, der ihren Körper besser kannte als sie selbst, doch dem so wenig an ihr lag, dass er sich nicht einmal von ihr verabschiedet hatte.
Mach dir nichts vor: Er wird nicht wiederkommen, dachte Maddy. Sie fühlte sich wie betäubt und konnte nicht einmal weinen. Mit zitternden Beinen setzte sie sich auf den Toilettendeckel und putzte sich die Nase.
Sie hatte sich eingeredet, immun gegen Liebe zu sein – und erfuhr nun auf die wohl schmerzlichste Art, dass dies nicht der Fall war.
Maddys Herz schien sich vor lauter Verzweiflung zusammenzuziehen. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie sich hoffnungslos verliebt – und war einem Mann verfallen, der ihre Gefühle niemals erwidern würde. Denn er hatte sein Herz schon vor vielen Jahren verschlossen und wollte sich nie wieder öffnen.
„Hallo, Maddy, hier ist Rye, wie geht es dir?“
Beim Klang der tiefen männlichen Stimme fiel Maddy beinahe das Telefon aus der Hand. „Mir … ganz gut. Wo bist du denn?“
„In London. Gestern Abend bin ich aus Kalifornien zurückgekommen.“
„Ach so.“ Sofort war die Freude, die sie wider alle Vernunft erfüllt hatte, wie ausgelöscht.
„Ich werde wohl auf absehbare Zeit nicht nach Cornwall zurückkommen.“
Maddy hatte das Gefühl, ihr würde das Herz stehen bleiben. Obwohl sie mit dieser Nachricht gerechnet hatte, war es, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. Er kommt nicht zurück, dachte sie. Unsere Affäre ist vorbei.
„Ich wollte mich eigentlich schon früher bei dir melden, aber es war alles etwas hektisch“, fuhr Rye in sachlichem Ton fort. „Und in ein paar Minuten muss ich zu einer wichtigen Vorstandssitzung. Aber ich wollte dir noch sagen, dass ich dich gern über Weihnachten nach London einladen möchte.“
„Was?“ Maddy konnte es nicht fassen. „Aber warum?“
Als sie das vertraute tiefe Lachen hörte, verspürte sie ein Kribbeln im Nacken. „Abgesehen vom naheliegenden Grund, weil Phil mir gesagt hat, dass du noch keinen Job gefunden hast, und ich möglicherweise eine Lösung für dein Problem habe.“
Man hörte Papier rascheln und dann eine Frauenstimme im Hintergrund. „Danke, Pamela, ich komme gleich“, erwiderte Rye. Nach erneutem Rascheln sagte er zu Maddy: „Ich muss jetzt los. In zwei Stunden holt ein Auto dich ab, der Flug geht um vier Uhr von Newquay. Bring auf jeden Fall einige deiner Seidenmalereien mit.“
„Aber …“ Maddy war sprachlos.
„Wir sehen uns heute Abend bei mir.“
„Aber ich …“, begann sie, doch er hatte schon aufgelegt, „… weiß ja nicht mal, wo du wohnst …“
Sie legte das Telefon hin und sank auf einen Sessel. Ihre Finger zitterten so stark, dass sie sich die Hände zwischen die Knie schob. Sollte sie wirklich zu Rye fliegen? Würde sie damit den Schmerz und die Verzweiflung nicht nur in die Länge ziehen?
Andererseits: Würde sie es fertigbringen, nicht zu ihm zu fliegen – und die einmalige Chance vergeben, herauszufinden, ob ihre Gefühle echt waren?
„George wird Sie ins Penthouse bringen, Miss Westmore“, sagte die uniformierte Concierge.
Maddy, die sich in ihrer Jeans und der Secondhand-Wildlederjacke bei Weitem nicht schick genug gekleidet fühlte, nickte nur und blickte sich in dem feudalen Foyer des Apartmenthauses in Kensington um. Der Duft der riesigen, geschmackvoll mit silbernen Schleifen geschmückten Fichte hing in der Luft.
Am Flughafen hatte eine Limousine auf sie gewartet und sie zu dem hohen Gebäude im Art-déco-Stil gebracht.
Als der Empfangsportier George mit ihrem alten Rucksack auf sie zukam, fragte Maddy: „Ist Mr King da?“
„Er wird in einer halben Stunde wiederkommen und lässt ausrichten, Sie sollen es sich bis dahin gemütlich machen“,
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