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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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einige Rückschlüsse zu. Evelyns Schrank war besser aufgeräumt als meiner. Sie hatte das Haus in Eile verlassen, aber noch Zeit gefunden, die Milch wegzuschütten. Wenn sie eine Trinkerin war, eine Fixerin oder einfach nur verrückt, dann war sie immerhin eine verantwortungsbewusste Trinkerin oder Fixerin oder Verrückte.
    In der Küche konnte ich nichts entdecken, was mir weitergeholfen hätte, deswegen ging ich zum Esszimmer und zum Wohnzimmer über. Ich zog Schubladen auf und schüttelte Kissen.
    »Weißt du, wo ich hingehen würde, wenn ich mich verstecken müsste?«, sagte Lula. »Ich würde nach Disney World fahren. Warst du schon mal in Disney World? Besonders wenn mir’s dreckig ginge, würde ich da hinfahren, weil – in Disney World sind alle Menschen glücklich.«
    »Ich war schon siebenmal in Disney World«, hörten wir Kloughn plötzlich sagen.
    Lula und ich schreckten auf beim Klang seiner Stimme.
    »He«, sagte Lula. »Sie sollen im Wagen sitzen bleiben!«
    »Ich hatte keine Lust mehr zu warten.«
    Böse funkelte ich Lula an.
    »Ich habe doch aufgepasst!«, sagte sie. »Mir schleierhaft, wie der an mir vorbeikommen konnte.« Sie wandte sich Kloughn zu. »Wie sind Sie hier hereingekommen?«
    »Die Hintertür stand offen. Und das Fenster war kaputt. Das haben Sie doch nicht etwa eingeschlagen, oder? Das gibt Ärger, das kann ich Ihnen versprechen. So etwas nennt man Einbruch.«
    »Das Fenster haben wir so vorgefunden«, sagte Lula. »Deswegen haben wir uns ja Handschuhe übergezogen. Wir wollen keine Spuren verwischen, für den Fall, dass etwas gestohlen wurde.«
    »Kluger Gedanke«, sagte Kloughn. Seine Augen strahlten, seine Stimme stieg gleich um eine Oktave. »Glauben Sie, dass irgendwelches Zeug gestohlen wurde? Ist jemand zusammengeschlagen worden?«
    Lula schaute ihn an, als hätte sie noch nie einen so dummen Menschen gesehen.
    »Ich gucke mal oben nach«, sagte ich. »Ihr beide bleibt hübsch hier unten und fasst nichts an.«
    »Wonach wollen Sie da oben denn suchen?«, wollte Kloughn wissen und kam hinter mir her die Treppe hoch.
    »Bestimmt suchen Sie nach irgendwelchen Hinweisen, die Sie zu Evelyn und Annie führen. Soll ich Ihnen sagen, wo ich an Ihrer Stelle suchen würde? Ich an Ihrer Stelle würde da suchen …«
    Ich fuhr herum und hätte ihn dabei beinahe umgestoßen.
    »Runter mit Ihnen!«, brüllte ich ihm ins Gesicht, Nasenspitze an Nasenspitze, und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf den Boden. »Sie setzen sich hin und stehen erst auf, wenn ich es Ihnen erlaube.«
    »Du lieber Himmel«, wehrte er sich. »Deswegen brauchen Sie mich nicht anzuschreien. Sie können es mir auch im ruhigen Ton sagen. Sie haben wohl Ihre Tage, was?«
    Ich blinzelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an.
    »Was für Tage?«
    »Sie wissen schon.«
    »Ich habe nicht meine Tage«, sagte ich.
    »Ja ja, auch an guten Tagen ist sie so drauf«, sagte Lula.
    »Wie sie ist, wenn sie ihre Tage hat, will ich Ihnen lieber nicht verraten.«
    Ich ließ die beiden allein und durchsuchte die Schlafzimmer in den oberen Räumen.
    Wäsche hing noch immer in den Schränken oder lag gefaltet in Kommodenschubladen. Evelyn konnte nur das Notdürftigste mitgenommen haben. Entweder wollte sie nicht lange wegbleiben, oder sie hatte es eilig gehabt. Vielleicht beides.
    Von Steven ließen sich keine Anzeichen finden. Evelyn hatte das Haus gründlich von seinen Hinterlassenschaften bereinigt. Keine Herrentoilettenartikel im Bad, keine herumhängenden Hosengürtel im Kleiderschrank, keine Familienfotos in Silberrahmen. Nach der Scheidung von Dickie hatte ich einen ähnlichen Hausputz gemacht. Und trotzdem, selbst Monate nachdem wir uns getrennt hatten, traf mich, wie aus dem Hinterhalt, ab und zu der Anblick eines vergessenen Gegenstands: ein Herrenstrumpf, der hinter die Waschmaschine gerutscht war, ein Bund Autoschlüssel, der versehentlich unters Sofa getreten worden war und als verloren gegolten hatte.
    Das Arzneischränkchen enthielt das Übliche: Kopfschmerztabletten, eine Flasche Hustensaft für Kinder, Zahnseide, Nagelschere, Mundwasser, eine Packung Pflaster, Talkumpuder. Keine Aufputsch-, keine Beruhigungsmittel. Keine Halluzinogene, keine Muntermacherchen. Auffällig war, dass es nichts Alkoholisches gab. Keine Flasche Wein oder Gin im Küchenschrank, kein Bier im Kühlschrank. Vielleicht lag Carol falsch, was den Fusel und die Pillen betraf. Vielleicht aber hatte Evelyn auch alles mitgenommen. Wer weiß.
    Kloughns Kopf

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