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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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bei dem Versuch, sich zu erheben. Ich eilte an seine Seite und sank neben ihm auf die Knie.
    »Haben Sie sich verletzt?«, wiederholte ich meine Frage.
    Sein Blick wurde klarer, und er streckte die Hände aus und packte mich am Hemd. »Habe ich ihn getroffen?«
    »Ja. Sie haben ihm eine Kopfnuss verpasst.«
    »Ich wusste es. Ich wusste, dass ich unter Druck Großtaten vollbringen kann. Ich bin ziemlich hart im Geben, was?«
    »Ja.« Lieber Himmel, langsam wurde er mir ja richtig sympathisch.
    Ich half ihm auf die Beine und holte ihm einige Papierhandtücher aus der Küche. Bender war natürlich längst über alle Berge, mit meinen Handschellen, wieder mal.
    Ich nahm die nutzlose Schreckschusspistole an mich, verfrachtete Kloughn in meinen Wagen und fuhr los. Es war eine wolkenverhangene, mondlose Nacht. Hinter zugezogenen Gardinen brannte Licht, aber es reichte nicht bis in die Vorgärten. Ich kurvte in den Straßen zwischen den Sozialwohnungen, hielt an den schattigen Stellen Ausschau nach einer Bewegung und schaute in die wenigen gardinenlosen Fenster.
    Kloughn hatte den Kopf nach hinten gelehnt und sich Papierhandtücher in die Nasenlöcher gestopft. »Passiert Ihnen das häufiger?«, fragte er. »Ich dachte, es würde anders ablaufen. Ich meine, eigentlich war es ziemlich lustig, außer, dass er entkommen ist. Und er roch nicht fein. Ich hätte nicht gedacht, dass man so übel riechen kann.«
    Ich sah Kloughn von der Seite an. Er kam mir anders vor als sonst. Irgendwie krumm. »War Ihre Nase schon immer nach links verbogen?«, fragte ich ihn.
    Behutsam tastete er seine Nase ab. »Fühlt sich komisch an. Sie glauben doch nicht, dass sie gebrochen ist, oder? Ich habe mir noch nie etwas gebrochen.«
    Wenn eine Nase gebrochen war, dann seine, davon durfte man ausgehen. »In meinen Augen sieht sie nicht gebrochen aus«, sagte ich. »Es würde trotzdem nicht schaden, wenn ein Arzt ein Blick darauf werfen würde. Wir können ja mal kurz eben zur Notaufnahme fahren.«

5
    Ich öffnete die Augen und sah auf die Uhr. Halb neun. Nicht gerade früh für einen gelungenen Aufbruch in die Arbeitswelt. Ich hörte Regentropfen auf die Stufen meiner Feuerleiter und gegen die Fensterscheiben pladdern. Regen, finde ich, dürfte nur nachts fallen, wenn die Leute schlafen. Tagsüber ist Regen ein Nervtöter. Ein Schönheitsfehler der Schöpfung. So wie Müllentsorgen. Wenn man ein Universum plant, muss man doch vorausdenken, sage ich mir.
    Ich quälte mich aus dem Bett und ging schlaftrunken in die Küche. Rex hatte das Training im Laufrad beendet und schlief tief und fest in seiner Suppendose. Ich setzte Kaffee auf und schlurfte ins Badezimmer. Eine Stunde später saß ich, gerüstet für den Tag, im Auto, aber ich wusste nicht, was ich als Erstes tun sollte. Wahrscheinlich sollte ich Kloughn einen Höflichkeitsbesuch abstatten, immerhin bin ich indirekt Schuld an seiner gebrochenen Nase, überlegte ich. Als ich ihn an seinem Wagen abgesetzt hatte, waren seine Augen schwarz unterlaufen, und sein Zinken wurde durch einen Streckverband in Form gehalten. Das Problem war: Wenn ich ihn jetzt besuchte, bestand das Risiko, dass er mir für den Rest des Tages wie ein Schoßhündchen hinterherlief, und ich hatte wahrlich keine Lust, mit Kloughn an der Leine durch die Gegend zu spazieren. Schon auf mich allein gestellt, wenn ich mich auf meine eigenen Fähigkeiten verlassen musste, erwies ich mich meist als unbeholfen. Mit Kloughn im Schlepptau wäre ich eine wandelnde Katastrophe gewesen.
    Ich saß also im Auto, auf dem Parkplatz vor meinem Haus, starrte aus dem regenverschmierten Windschutzfenster, da bemerkte ich eine Plastiktüte, die am Scheibenwischer hing. Ich machte die Fahrertür auf und schnappte mir die Tüte. Drinnen steckte ein vierfach gefalteter Notizzettel aus weißem Papier. Die Nachricht war mit schwarzem Markerstift geschrieben:
    Haben Ihnen die Schlangen gefallen?
    Na, wunderbar. So stelle ich mir einen gelungenen Einstieg in den Tag vor. Ich steckte den Zettel zurück in die Plastiktüte und verstaute sie im Handschuhfach. Auf dem Beifahrersitz neben mir lagen die Akten von den beiden »Nicht vor Gericht Erschienenen«, kurz NVGler, die Connie mir gegeben hatte. Die von Andrew Bender, der immer noch frei herumlief, und die von Laura Minello. Auf der Stelle wäre ich losgezogen und hätte mir einen von beiden abgegriffen, nur besaß ich leider keine Handschellen mehr. Und lieber hätte ich mir eigenhändig mit einer Gabel

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