Heiße Beute
ein Auge ausgestochen, als noch mal ins Büro zu fahren und meine Lieben um ein Paar Handschellen zu bitten. Also blieb noch Annie Soder.
Ich legte den Gang ein und fuhr nach Burg. Ich hielt vor dem Haus meiner Eltern, aber ich schellte bei Mabel.
»Mit wem hat Evelyn viel gespielt als Kind?«, fragte ich sie.
»Hatte sie eine enge Freundin?«
»Dotty Palowski. Die beiden haben zusammen die Grundschule besucht. Und auch in der High School waren sie zusammen. Dann hat Evelyn geheiratet, und Dotty ist weggezogen.«
»Sind die beiden Freundinnen geblieben?«
»Ich glaube, sie haben sich aus den Augen verloren. Evelyn hat sich nach der Hochzeit mehr und mehr von allem zurückgezogen.«
»Wissen Sie, wo sich Dotty heute aufhält?«
»Ich weiß nicht, wo sie wohnt, aber ihre Familie lebt immer noch hier in Burg.«
Die Familie war mir bekannt. Dottys Eltern wohnten in der Roebling, und dann gab es da auch noch einige Onkel und Tanten in Burg. »Noch etwas«, sagte ich zu Mabel. »Ich brauche eine Liste ihrer Verwandten, von allen.«
Mit der Liste in der Hand zog ich wieder von dannen. Sie war nicht lang, die Liste, ein Onkel und eine Tante in Burg, drei Vettern, alle in der Gegend um Trenton, und ein Vetter in Delaware.
Ich sprang über das Geländer, das die beiden vorderen Veranden des Doppelhauses voneinander trennte, und schellte bei Grandma Mazur.
»Ich war heute bei der Aufbahrung von Shleckner«, platzte Grandma heraus. »Eins sage ich dir, dieser Stiva ist ein Genie. Als Bestattungsunternehmer ist er einfach unschlagbar. Du weißt doch, dass Shleckner immer so viel Schorfstellen im Gesicht hatte. Stiva hat sie alle verdeckt. Es war nicht mal mehr zu erkennen, dass Shleckner ein Glasauge hatte. Beide Augen sahen völlig gleich aus. Ein Wunder.«
»Woher weißt du das mit dem Glasauge? Waren seine Augen denn nicht geschlossen?«
»Ja, schon, aber ich glaube, sie haben sich geöffnet, als ich neben ihm stand, nur für eine Sekunde. Es könnte passiert sein, als mir versehentlich meine Lesebrille in den Sarg fiel.«
»Hm hm«, sagte ich.
»Man kann doch einen Menschen nicht dafür verurteilen, dass er sich Gedanken über so etwas macht. Und meine Schuld war es auch nicht. Wenn sie die Augen gleich offen stehen gelassen hätten, hätte ich mir keine Gedanken zu machen brauchen.«
»Hat jemand dich dabei beobachtet, wie du an Shleckners Augen herumgefummelt hast?«
»Nein. Ich habe es ganz raffiniert angestellt.«
»Hast du irgendwas von Evelyn und Annie erfahren, das uns weiterhilft?«
»Nein, aber dafür gibt es Neuigkeiten von Steven Soder. Er trinkt gerne, und er spielt. Es geht das Gerücht, dass er viel Geld verloren hat, und seine Bar obendrein. Angeblich soll er die Bar schon vor einer ganzen Weile bei einem Kartenspiel verloren haben, und jetzt hat er so genannte Partner.«
»Das Gerücht ist mir auch zu Ohren gekommen. Hat dir jemand die Namen der Partner genannt?«
»Einer von ihnen ist Eddie Abruzzi, so viel weiß ich.«
Oh, Mann. Ein Unglück kommt selten allein.
Ich saß wieder im Auto, bereit loszufahren, als mein Handy klingelte. Kloughn war dran.
»Sie sollten mich mal sehen«, sagte er. »Ich habe zwei blaue Augen, und meine Nase ist geschwollen. Wenigstens ist sie jetzt wieder gerade. Ich war aber auch ziemlich vorsichtig in der Nacht, damit ich sie mir nicht wieder krumm liege.«
»Es tut mir Leid. Wirklich, es tut mir sehr Leid.«
»Es ist nicht weiter tragisch. Im Kampf gegen das Verbrechen muss man einiges einstecken. Was haben Sie heute vor? Heften wir uns wieder an Benders Fersen? Ich hätte da so eine Idee. Könnten wir uns in der Mittagspause treffen?«
»Also, es ist so … normalerweise arbeite ich allein.«
»Klar, aber ab und zu holen Sie sich doch auch einen Partner ins Boot, oder? Wie wär’s, wenn ich dieser Partner wäre, wenigstens gelegentlich. Ich habe mich auch schon gut vorbereitet. Heute Morgen habe ich mir eine schwarze Mütze besorgt mit dem Aufdruck
Kautionsdetektiv.
Dazu habe ich noch Pfefferspray und Handschellen …«
Handschellen? Ruhe im Karton, ermahnte ich mein rasendes Herz. »Sind das richtige Handschellen mit Schlüssel und so?«
»Ja. Ich habe sie in dem Waffengeschäft in der Rider Street gekauft. Ich hätte mir auch eine Pistole gekauft, aber dafür reichte das Geld nicht mehr.«
»Ich hole Sie um zwölf Uhr ab.«
»Oh, Mann, toll! Ich bin gespannt. Ich warte in meinem Büro. Vielleicht können wir uns diesmal Brathähnchen zum
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