Heiße Beute
machen. Lachend zeigte ich auf Laura, die neben mir saß, und mit den Lippen bedeutete ich Gazarra stumm:
Das ist sie
.
Es war fast Mittag. Ich stand mit meinem Wagen vor unserem Büro und versuchte, meinen ganzen Mut zusammenzunehmen, um Vinnie gegenüberzutreten. Vorher war ich Gazarra und Laura Minello zur Polizeiwache gefolgt und hatte mir eine Empfangsbestätigung für Laura aushändigen lassen. Die Bestätigung brachte mir fünfzehn Prozent von Minellos Kautionssumme ein, und diese fünfzehn Prozent stellten einen wesentlichen Beitrag zu meiner monatlichen Miete dar. Normalerweise ist so eine Empfangsbestätigung Anlass zum Feiern, heute war das Ganze getrübt durch die Tatsache, dass im Verlauf meiner Versuche, Andrew Bender zu verhaften, vier Paar Handschellen draufgegangen waren. Außerdem hatte ich mich bei allen Anläufen wie ein Idiot verhalten. Und jetzt war auch noch Vinnie da, lauerte in seiner Höhle und wartete nur begierig darauf, mir das unter die Nase zu reiben. Ich biss die Zähne zusammen, schnappte mir meine Tasche und ging auf die Bürotür zu.
Lula hörte sofort auf, ihre Akten zu sortieren, als ich hereinkam. »Na, meine Süße«, sagte sie. »Was gibt’s Neues?«
Connie blickte von ihrem Computer auf. »Vinnie ist in seinem Arbeitszimmer. Hol schon mal den Knoblauch und die Kreuze raus.«
»Wie ist er denn heute gelaunt?«
»Bist du hergekommen, um mir zu sagen, dass du Bender gefasst hast?«, brüllte Vinnie durch die verschlossene Tür zu seinem Zimmer.
»Nein.«
»Dann bin ich heute schlecht gelaunt.«
»Wie kann er uns bei geschlossener Tür verstehen?«, fragte ich Connie.
Sie hob eine Hand, den Mittelfinger ausgestreckt.
»Ich hab’s genau gesehen«, rief Vinnie.
»Er hat eine Überwachungskamera und ein Abhörmikrofon installiert, damit er auch ja alles mitkriegt«, sagte Connie.
»Alles aus zweiter Hand«, sagte Lula. »Stammt aus so einem Pornoschuppen, der dichtgemacht hat. Die Geräte würde ich nicht mal mit Gummihandschuhen anfassen.«
Die Tür zu Vinnies Arbeitszimmer flog auf, und Vinnie steckte den Kopf hindurch. »Andy Bender ist ein Säufer, verdammte Hacke. Der steht morgens auf, versenkt sich gleich in eine Dose Bier und kommt nicht wieder daraus hervor. Der Mann ist ein Leichtgewicht. Stattdessen lässt du dich von ihm vorführen. Du bist der letzte Trottel.«
»Er gehört eben zu den begabten Säufern«, sagte Lula.
»Der kann sogar laufen, wenn er besoffen ist. Das letzte Mal hat er auf uns geschossen. Wenn auf mich geschossen wird, verlange ich Gehaltszulage.«
»Ihr beide könnt einem Leid tun«, sagte Vinnie. »Den Kerl würde ich mit links kriegen. Mit verbundenen Augen. Mit Krückstock.«
»Hmhm«, sagte Lula.
Vinnie beugte sich vor. »Glaubt ihr mir etwa nicht? Ihr glaubt wohl, dazu wäre ich nicht mehr fähig.«
»Wunder gibt es immer wieder«, sang Lula.
»Ach, ja? Ihr meint, dafür braucht’s ein Wunder? Dann will ich euch beiden Nieten mal zeigen, was ein Wunder ist. Ihr seid heute Abend um neun Uhr hier, und wir schnappen uns den Kerl.«
Vinnie zog den Kopf wieder ein, tauchte in sein Arbeitszimmer ab und knallte die Tür zu.
»Hoffentlich bringt er Handschellen mit«, sagte Lula.
Ich gab Connie die Empfangsbestätigung für Laura Minello und wartete darauf, dass sie mir den Scheck ausstellte. Plötzlich ging die Ladentür vorne auf, wir drei drehten uns um.
»He, Sie kenne ich doch«, sagte Lula zu der Frau, die ins Büro hereinspaziert kam. »Wollten Sie mich nicht mal umbringen?«
Es war Maggie Mason. Maggie hatten wir im Zusammenhang mit einem früheren Fall kennen gelernt. Zunächst hatte sich diese Beziehung ziemlich schwierig angelassen, aber zum Schluss verstanden wir uns gut.
»Treten Sie immer noch als Schlammwrestler im
Snake Pit
auf?«, wollte Lula wissen.
»Das
Snake Pit
hat zugemacht.« Maggie zuckte mit den Achseln,
so was kommt vor
, sollte das wohl heißen. »Wurde sowieso Zeit für mich auszusteigen. Wrestling hat Spaß gemacht, aber mein Traum war immer eine Buchhandlung. Als das
Snake Pit
Pleite gemacht hat, konnte ich einen der Besitzer überreden, mein Geschäftspartner zu werden. Deswegen bin ich vorbeigekommen. Wir werden in Zukunft Nachbarn sein. Ich habe gerade den Mietvertrag für den Laden nebenan unterschrieben.«
Wieder saß ich in meiner zerbeulten Blechbüchse vor Vinnies Büro und fragte mich, was ich als Nächstes tun sollte, da klingelte das Handy.
»Du musst endlich was machen«, sagte
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