Heiße Beute
zurück zu meinem Auto und rief Dottys Nummer an.
»Hier ist Stephanie Plum«, sagte ich. »Alles in Ordnung soweit?«
»Die Frau, die Sie erwähnten, sitzt immer noch in ihrem Wagen vor meinem Haus. Ich habe mir sogar einen Tag freigenommen, weil mir die Frau unheimlich ist. Und ich habe die Polizei angerufen, aber die haben gesagt, sie könnten nichts machen.«
»Haben Sie noch meine Visitenkarte mit der Pagernummer?«
»Ja.«
»Rufen Sie mich an, wenn Sie zu Evelyn wollen. Ich helfe Ihnen, an Jeanne Ellen vorbeizukommen.«
Ich legte auf und hob abwehrend die Hände, nur so, ganz für mich allein. Mehr konnte ich Dotty nicht anbieten.
Ich schreckte zurück, als das Handy klingelte. Es war noch einmal Dotty. »Also gut. Ich brauche Ihre Hilfe. Das soll nicht heißen, dass ich weiß, wo Evelyn sich aufhält. Ich will nur sagen, ich muss an einen bestimmten Ort, und ich will nicht, dass mir jemand dorthin folgt.«
»Verstanden. Ich bin in vierzig Minuten bei Ihnen.«
»Kommen Sie wieder durch den Hintereingang.«
Sollte Jeanne Ellen mir also tatsächlich einen Gefallen tun? Dank ihr brauchte Dotty nun meine Hilfe. Höchst seltsam, wie das Leben so spielt.
Zuerst aber fuhr ich am Büro vorbei, um Lula abzuholen.
»Auf ins Vergnügen«, sagte Lula. »Ich werde Jeanne Ellen ablenken, dass ihr Hören und Sehen vergeht. Ich bin eine Künstlerin im Ablenken.«
»Schön. Aber nicht vergessen: Nicht schießen!«
»Höchstens auf Autoreifen«, sagte Lula.
»Auch nicht auf Autoreifen! Auf nichts und niemanden. Es wird nicht geschossen!«
»Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, dass mich das bei meinen Ablenkungsmanövern arg beschneidet.«
Lula trug die neuen Schuhe und den zitronengelben Stretchminirock. Probleme bei ihren Ablenkungsmanövern würde es schon nicht geben.
»Hier ist mein Plan«, sagte ich, als wir in South River einfuhren. »Ich halte eine Straße weiter an, und wir nähern uns Dotty Haus von hinten. Während ich Dotty zu Evelyn fahre, beschäftigst du Jeanne Ellen.«
Ich nahm eine Abkürzung zwischen den Gärten und klopfte einmal an Dottys Küchentür.
Dotty öffnete und blieb verdutzt stehen. »Ach, du Schreck«, sagte sie. »Ich habe nicht damit gerechnet, dass zwei Leute …«
Sie hatte nicht mit einer großen schwarzen Frau gerechnet, die aus einem knappen gelben Rock hervorquoll.
»Das ist meine Partnerin Lula«, stellte ich vor. »Sie kann sehr gut Leute ablenken.«
»Kann ich mir vorstellen.« Dotty trug Jeans und Turnschuhe. Auf dem Küchentisch stand eine schwere Einkaufstüte mit Lebensmitteln, und auf dem Arm hatte sie ein etwa zweijähriges Kind.
»Na gut. Ich habe ein anderes Problem«, sagte Dotty. »Eine Freundin von mir sitzt zu Hause und hat nichts zu essen. Sie kann nicht rausgehen und einkaufen. Ich will ihr diese Lebensmittel bringen.«
»Steht Jeanne Ellen immer noch vor dem Haus?«
»Sie ist vor zehn Minuten weggefahren. Das macht sie öfters zwischendurch. Erst hockt sie stundenlang da, und dann verschwindet sie eine Zeit lang, kommt aber immer wieder zurück.«
»Warum bringen Sie Ihrer Freundin die Lebensmittel nicht, wenn Jeanne Ellen mal weg ist?«
»Sie haben mir gesagt, das sollte ich lieber nicht tun. Sie haben mir gesagt, die Frau würde mich verfolgen, auch wenn ich sie nicht sähe.«
»Stimmt. Also, hier ist unser Plan. Sie und ich nehmen die Abkürzung durch den Garten und gehen zu meinem Wagen. Lula wird mit Ihrem Wagen losfahren. Lula passt auf, dass wir beide nicht verfolgt werden, und spielt den Lockvogel, für den Fall, dass Jeanne Ellen plötzlich doch auftaucht.«
»Der Plan taugt nichts«, sagte Dotty. »Ich muss allein fahren. Und jemand muss bei den Kindern bleiben. Mein Babysitter hat kalte Füße gekriegt. Nicht wir beide, sondern ich allein nehme die Abkürzung durch den Garten und fahre mit Ihrem Wagen. Sie passen auf die Kinder auf. Es wird nicht lange dauern.«
»Nein!«, riefen Lula und ich im Chor.
»Das halte ich für keine gute Idee«, sagte ich. »Wir sind keine Babysitter. Mit Kindern kennen wir uns überhaupt nicht aus.« Ich schaute hinüber zu Lula. »Kennst du dich mit Kindern aus?«
Lula schüttelte heftig den Kopf. »Nicht die Bohne kenne ich mich mit Kindern aus. Und ich will mich auch gar nicht mit Kindern auskennen.«
»Wenn ich Evelyn diese Lebensmittel nicht vorbeibringe, dann geht sie selbst einkaufen. Und falls sie jemand dabei erkennt, muss sie wieder umziehen.«
»Ewig können Evelyn und Annie sich
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