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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Grandma Mazur.
    »Mabel war gerade da, zum hundersten Mal. Die Frau treibt uns noch die Wände hoch. Seit Tagen ist sie nur am Backen, und jetzt, wo bei ihr zu Hause alles voll gestellt ist, gibt sie uns das Zeug. Brot und Kuchen zum Abwinken. Und diesmal hat sie angefangen zu heulen. Zu heulen! Ich bitte dich. Du weißt, wie schlecht wir in unserer Familie so ein Geflenne aushalten können.«
    »Sie hat Angst um Evelyn und Annie. Das ist ihre ganze Familie, mehr sind nicht übrig geblieben.«
    »Dann finde die beiden endlich«, ermahnte mich Grandma. »Wir wissen nicht mehr, wohin mit den vielen Torten und Broten.«
    Ich fuhr zur Key Street und parkte vor Evelyns Haus. Ich stellte mir vor, wie Annie oben in ihrem Zimmer schlief, wie sie in dem kleinen Garten hinterm Haus spielte. Ein kleines Mädchen mit roten, lockigen Haaren und großen, ernsten Augen. Ein kleines Mädchen, die beste Freundin meiner Nichte, des Pferds. Wie musste ein Kind gestrickt sein, das sich mit Mary Alice anfreundete? Nicht, dass Mary Alice kein zauberhaftes Wesen wäre, aber ehrlich gesagt, ein bisschen neben der Tasse war sie schon. Wahrscheinlich waren Mary Alice und Annie beide Außenseiter, suchten Anschluss, eine Freundin. So hatten sie sich gefunden.
    Sprich mit mir,
sagte ich zu dem Haus.
Verrat mir dein Geheimnis.
    Ich blieb sitzen und wartete darauf, dass das Haus antwortete, da glitt ein Auto neben mich heran. Es war der lange schwarze Lincoln, vorne saßen zwei Männer. Es brauchte nicht viel Denkarbeit, um zu ahnen, dass es sich um Abruzzi und Darrow handelte.
    Das Klügste wäre gewesen, gleich loszufahren und sich nicht mehr umzuschauen. Da ich in der Regel aber alles andere als klug handle, verschloss ich die Fahrertür, kurbelte das Fenster hoch und wartete auf Abruzzis blöden Sprüche.
    »Sie haben Ihre Tür verriegelt«, sagte er, als er sich zu mir herbequemt hatte. »Haben Sie etwa Angst vor mir?«
    »Wenn ich Angst vor Ihnen hätte, würde mein Motor laufen. Kommen Sie oft hierher?«
    »Ich halte meinen Besitz gerne zusammen«, sagte er. »Und Sie? Was machen Sie hier? Sie haben doch nicht etwa wieder vor einzubrechen, oder?«
    »Nö. Ich mache gerade eine Besichtigungstour. Ist das nicht ein komischer Zufall, dass Sie immer dann aufkreuzen, wenn ich zur Stelle bin?«
    »Das ist kein Zufall«, sagte Abruzzi. »Ich habe überall meine Informanten. Ich weiß alles über Sie.«
    »Alles?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Vieles. Zum Beispiel weiß ich, dass Sie am Sonntag im Park waren. Anschließend hatten Sie leider einen Unfall mit Ihrem Wagen.«
    »Irgendein Schwachkopf fand es putzig, mir Spinnen ins Auto zu setzen.«
    »Mögen Sie Spinnen?«
    »Ich habe nichts gegen sie. Sie sind nicht so niedlich wie Häschen, aber sonst …«
    »Sie sollen ein geparktes Auto gerammt haben.«
    »Die Spinne auf dem Beifahrersitz hat mich überrascht.«
    »Das Überraschungsmoment ist wichtig in einer Schlacht.«
    »Hier geht es nicht um eine Schlacht. Ich suche ein kleines Mädchen. Wenn ich es fände, würde das eine alte Frau sehr beruhigen.«
    »Sie halten mich wohl für dumm. Sie sind Kopfgeldjägerin. Eine Söldnerin. Sie wissen haargenau, worum es hier geht. Sie machen wegen des Geldes mit. Sie wissen, was auf dem Spiel steht. Und Sie wissen auch, was ich zurückbekommen möchte. Sie wissen nur nicht, mit wem Sie es zu tun haben. Noch spiele ich mit Ihnen rum, aber irgendwann wird mir das Spiel zu langweilig. Wenn Sie sich bis dahin nicht auf meine Seite geschlagen haben, gehe ich mit aller Macht gegen Sie vor. Ich reiße Ihnen das Herz aus der Brust, bei lebendigem Leib.«
    Ih!
    Er trug Anzug und Krawatte, sehr gediegen, sah schweineteuer aus. Auf der Krawatte waren keine Fettflecken. Der Mann war krank im Kopf, aber wenigstens kleidete er sich gut.
    »Ich verschwinde jetzt wohl besser«, sagte ich. »Sie müssen bestimmt nach Hause und Ihre Medikamente einnehmen.«
    »Wie schön. Jetzt weiß ich wenigstens, dass Sie Häschen mögen«, sagte er noch.
    Ich warf den Motor an und hob ab. Abruzzi blieb stehen und sah mir nach. Ein Blick in den Rückspiegel gab mir Gewissheit, dass mir niemand folgte. Ich fuhr ein bisschen kreuz und quer, immer noch kein Verfolger. Mein Magen rumorte, ich hatte so ein komisches Gefühl, der reinste Horror.
    Ich fuhr am Haus meiner Eltern vorbei und sah Onkel Sandors Buick in der Einfahrt stehen. Meine Schwester fuhr den Buick, bis sie genug Geld für ein eigenes Auto gespart hatte. Eigentlich

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