Heiße Beute
etwas davonliefen, und zwar nicht nur vor Soder, sondern auch vor Abruzzi.
Wieder rief Valerie an. »Was ist, wenn ich mit Albert ausgehe? Wäre das ein Rendezvous?«
»Nur, wenn er dir die Kleider vom Leib reißt.«
Ich legte auf und ließ den Wagen an. Ich wollte zurück nach Burg fahren und mit Dottys Mutter reden. Sie war meine einzige Verbindung zu Evelyn. Wenn sie sagte, Dotty und Evelyn ginge es bestens und sie würden nach Hause kommen, dann hätte ich das Gefühl, ich wäre aus dem Schneider. Ich würde ins Einkaufszentrum gehen und mir eine Maniküre verpassen lassen.
Mrs. Palowski machte die Tür auf und schluckte erst mal, als sie mich auf der Stufe stehen sah. »Schreck, lass nach«, entfuhr es ihr. Als wären Totenläuse ansteckend.
Ich lächelte beruhigend und winkte mit dem kleinen Finger. »Hi. Ich hoffe, ich störe nicht.«
»Aber nein, überhaupt nicht, meine Liebe. Ich habe das mit Steven Soder gehört. Was soll man dazu sagen?«
»Am besten gar nichts«, erwiderte ich. »Ich weiß auch nicht, warum er auf meinem Sofa abgeladen wurde.« Ich verzog das Gesicht. »Da soll nun einer schlau draus werden. Wenigstens wurde er nicht auch noch in meiner Wohnung getötet. Sie haben ihn einfach nur da abgesetzt.« Schon beim Reden merkte ich, wie blöd das klang. Ein seltener Zufall wäre es, dass jemand eine in zwei Teile zerlegte Leiche auf dem Sofa eines armen unschuldigen Mädchens liegen lässt. »Es ist so, Mrs. Palowski: Ich muss unbedingt mit Dotty sprechen. Ich habe mir gedacht, vielleicht hat sie ja das mit Soder erfahren und sich bei Ihnen gemeldet.«
»Ja, tatsächlich, das hat sie auch. Heute Morgen hat sie angerufen, und ich habe ihr gesagt, dass Sie sich nach ihr erkundigt haben.«
»Hat sie gesagt, wann sie wieder nach Hause kommt?«
»Sie hat nur gesagt, sie wäre eine Zeit lang weg. Mehr nicht.«
Die Maniküre konnte ich streichen.
Mrs. Palowski verschränkte stramm die Arme vor der Brust. »Es war Evelyn, die Dotty da mit hineingezogen hat. Es ist nicht Dottys Art, einfach holterdiepolter wegzufahren und irgendwo draußen zu campieren. Mir schwant Böses. Als ich das von Steven Soder hörte, bin ich gleich zur Messe gegangen. Ich habe aber nicht für ihn gebetet. Von mir aus soll er in der Hölle schmoren. Mir egal.« Sie bekreuzigte sich.
»Ich habe für Dotty gebetet«, sagte sie.
»Haben Sie irgendeine Idee, wo Dotty sein könnte? Wo würde sie hinfahren, wenn sie Evelyn helfen wollte?«
»Das weiß ich nicht. Ich habe hin und her überlegt, aber mir ist auch nichts eingefallen. Ich möchte bezweifeln, dass Evelyn viel Geld hat, und Dotty ist auch knapp bei Kasse. Deswegen glaube ich nicht, dass sie irgendwo hingeflogen sind. Dotty sagte, sie hätte gestern im Einkaufszentrum vorbeifahren müssen, um noch etwas für die Campingausrüstung zu kaufen. Vielleicht campen sie also wirklich irgendwo. Vor ihrer Scheidung sind Dotty und ihr Mann manchmal auf einen Campingplatz in Washington’s Crossing gefahren. Der Name ist mir im Moment entfallen, aber der Platz lag direkt am Fluss, und man konnte Wohnmobile mieten.«
Der Campingplatz war mir bekannt. Auf der Fahrt nach New Hope komme ich regelmäßig daran vorbei.
Jetzt war ich angefixt. Ich hatte einen Hinweis. Ich konnte zu dem Campingplatz fahren. Nur wollte ich das nicht allein tun. Er war mir zu abgelegen, besonders zu dieser Jahreszeit. Es wäre zu einfach für Abruzzi gewesen, mich in einen Hinterhalt zu locken. Ich holte tief Luft und rief Ranger an.
»Yo«, meldete er sich.
»Ich habe eine Spur, die vielleicht zu Evelyn führt, und ich könnte etwas Unterstützung gebrauchen.«
Zwanzig Minuten später stand ich mit meinem Auto auf dem Parkplatz in Washington’s Crossing. Neben mir hielt Ranger. Er fuhr einen schwarz glänzenden Pick-up mit Vierradantrieb, übergroßen Reifen und einer Scheinwerferbatterie oberhalb der Fahrerkabine. Ich schloss meinen Honda ab und kletterte auf den Beifahrersitz neben Ranger. Das Wageninnere sah aus, als hätte Ranger regelmäßigen Kontakt zu Außerirdischen.
»Wie geht’s? Ich meine, mental«, fragte er. »Ich habe das mit Soder gehört.«
»Ich bin ziemlich durch den Wind.«
»Ich kenne da ein Mittel.«
Oh, Mann.
Er ließ den Motor an und fuhr mit dem Pick-up Richtung Ausfahrt. »Ich weiß, was du jetzt denkst«, sagte er. »Aber darauf wollte ich nicht hinaus. Ich wollte dir vorschlagen, es mal mit Arbeit zu probieren.«
»Ich wusste, dass du das sagen
Weitere Kostenlose Bücher