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Heiße Beute

Heiße Beute

Titel: Heiße Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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der Standardspruch meiner Mutter, den sie immer parat hat, wenn etwas geschieht, was ihr Leben komplizierter machen könnte.
Womit habe ich das verdient?
Es war sicher kein großer Schaden entstanden, aber nervenaufreibend waren die Folgen so eines Missgeschicks allemal. Ich zog die Handbremse an und legte den Leerlauf ein. Eigentlich musste ich jetzt aussteigen und die Scheiß Schadenfeststellung für die Versicherung vornehmen. Ich stöhnte und sah erst mal in den Rückspiegel.
    In der Dunkelheit war nicht viel zu erkennen, aber was ich sah, versprach wenig Gutes. Ich sah große weiße Ohren, Hasenohren an dem Mann, der auf dem Beifahrersitz saß. Ruckartig drehte ich mich um und schaute durchs Heckfenster. Der Hase setzte mit seinem Wagen ein paar Meter zurück und rammte mich erneut. Diesmal mit mehr Wucht. Der Buick machte einen Hopser nach vorne.
    Scheiße.
    Ich löste die Handbremse, legte den Gang ein und raste los über die rote Ampel. Der Hase blieb mir dicht auf den Fersen. An der Chambers Street bog ich ab und fuhr kreuz und quer, bis ich vor Morellis Haus zum Stehen kam. Es waren keine Autoscheinwerfer mehr hinter mir zu sehen, aber das war keine Garantie, dass der Hase weg war. Vielleicht hatte er seine Scheinwerfer nur ausgemacht und wartete irgendwo heimlich auf mich. Ich sprang aus dem Wagen, lief zu Morellis Haustür und schellte, dann hämmerte ich gegen die Tür und schrie: »Aufmachen! Aufmachen!«
    Endlich machte Morelli auf, und ich lief schnell ins Haus.
    »Der Hase ist hinter mir her«, sagte ich.
    Morelli steckte den Kopf nach draußen und suchte die Straße ab. »Von Hasen weit und breit keine Spur.«
    »Er saß im Auto. Auf der Hamilton ist er mir hinten reingefahren, und dann hat er mich verfolgt.«
    »Was war es denn für ein Auto?«
    »Das konnte ich in der Dunkelheit nicht erkennen. Ich habe nur zwei lange Ohren auf dem Beifahrersitz gesehen.«
    Mein Herz raste, und ich japste nach Luft. »Ich dreh noch mal durch«, sagte ich. »Der Kerl kann einen zur Weißglut bringen. Lässt mich von einem Hasen verfolgen. Was für ein krankes Hirn denkt sich so etwas aus?«
    Während ich weiter über den Hasen und den teuflischen Verstand von Eddi Abruzzi schwadronierte, musste ich daran denken, dass es zum Teil auch meine eigene Schuld war, hatte ich doch selbst Abruzzi gegenüber erwähnt, ich fände Hasen niedlich.
    »Wir haben die Tatsache, dass ein Hase in den Mord an Soder verwickelt ist, den Medien gegenüber nicht erwähnt, deswegen ist die Möglichkeit, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt, gering«, sagte Morelli. »Geht man also von der Vermutung aus, dass Abruzzi hinter all dem steckt, dann ist das fragliche Hirn alles andere als krank, sondern hoch intelligent. Abruzzi ist nicht dumm.«
    »Nur verrückt.«
    »Verrückter geht’s nicht. So viel ich weiß, sammelt er Militaria und trägt diese Dinge bei seinen Kriegsspielen, kleidet sich zum Beispiel als Napoleon.«
    Bei der Vorstellung von Abruzzi im Kostüm von Napoleon musste ich lachen. Eine groteske Figur, nur noch übertroffen von dem Mann im Hasenkostüm.
    »Der Hase muss mich vom Haus meiner Eltern aus bis hierher verfolgt haben«, sagte ich zu Morelli.
    »Was hast du gemacht, als du von hier aufgebrochen bist?«
    »Ich habe ein Monopoly-Spiel gekauft, das mit der alten traditionellen Spielaufteilung. Und wenn wir nachher spielen, will ich das Rennauto sein.«
    Morelli holte Bobs Leine vom Garderobenhaken und schnappte sich eine Jacke, »Ich begleite dich, aber wenn deine Oma mitspielt, musst du den Rennwagen mir überlassen. Das ist das Mindeste, was du für mich tun kannst.«
    Um vier Uhr in der Frühe wachte ich urplötzlich auf.
    Ich war mit Morelli auf dem Sofa. Dort war ich eingeschlafen, aufrecht sitzend, Morellis Arm auf meiner Schulter. Zwei Monopolyspiele hatte ich verloren, danach hatten wir den Fernseher eingeschaltet. Der Fernseher war jetzt aus, und Morelli lümmelte sich in den Polstern, seine Pistole lag auf dem Couchtisch neben dem Handy. Die Lichter waren aus, nur die Deckenleuchte in der Küche brannte. Bob schlief tief und fest auf dem Fußboden.
    »Draußen treibt sich jemand herum«, sagte Morelli. »Ich habe eine Streife benachrichtigt.«
    »Ein Hase?«
    »Weiß ich nicht. Ich will lieber nicht ans Fenster gehen und den Kerl vertreiben, bevor wir Unterstützung haben. Einmal hat er versucht, die Haustür zu öffnen, dann ist er ums Haus herumgegangen und hat am Hintereingang das Gleiche

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