Heiße Höschen - Kaltes Blut
waren
blutrünstig. »Du anmaßender kleiner Hundesohn...«
Das Läuten des Telefons
übertönte den Rest, und das war vielleicht kein Nachteil. Sie riß den Hörer von
der Gabel und fauchte: »Marcia Burgess !« in die
Muschel. Im nächsten Augenblick schluckte sie krampfhaft, riß sich zusammen und
flötete: »Aber nein, ich bin nicht wütend, Daddy. Muß an der Leitung gelegen
haben, wenn meine Stimme so klang .«
Während sie mit ihm plauschte,
machte ich die Drinks zurecht und hatte sie ordentlich auf dem Tablett
aufgereiht, als sie auflegte.
»Daddy läßt dir ausrichten, es
täte ihm schrecklich leid, aber etwas Wichtiges sei ihm dazwischengekommen,
deshalb kann er die Verabredung mit dir morgen abend nicht einhalten«, informierte sie mich kühl.
»So ein Pech.« Ich zuckte die
Schultern. »Na, dann vielleicht ein andermal ?«
» Heute abend !« bellte sie. »In einer halben Stunde im Eldorado Club.«
Ich servierte die Drinks und
warf das Tablett auf eine nahe Couch, während Layton an seinem kleinen
trockenen Sherry roch, als hätte er mich im Verdacht, ihn zu vergiften.
»Paul?« Marcias Stimme klang so rauh , daß ich schon befürchtete, sie hätte sich eine
Kehlkopfentzündung zugezogen. »Das war eben Daddy am Telefon. Er muß Danny in
einer dringenden Sache sofort sprechen .«
Der dünne Mund verzog sich. »Da
kann man nichts machen«, sagte er. »Und ich habe mich schon so darauf gefreut,
unsere Bekanntschaft zu vertiefen, Mr. Boyd .«
»Wie frustrierend für Sie«,
grunzte ich.
»Es ist so...« Marcia hob die
Stimme. »Danny besteht einfach darauf, daß ich ihn als Gastgeber bei dir
vertrete und mit dir essen gehe .«
»Sehr freundlich von Ihnen, Mr.
Boyd.« Die blaßblauen Augen glitzerten triumphierend.
»Ich werde Marcia mit Freuden zum Dinner ausführen, und als erstes wollen wir
auf unseren verhinderten Wohltäter trinken !«
»Ich glaube, du solltest dich
jetzt umziehen, mein Herzblatt«, sagte Marcia schnell. »Daddy kann es nicht
ausstehen, wenn man ihn warten läßt. Und wähle einen Anzug .«
»Einen Anzug?« Ich musterte sie
wütend.
»Ja«, ihre lächelnden
Mundwinkel bekamen die ersten Anzeichen von Leichenstarre, »so nennt man das
Ding, bei dem Jacke wie Hose ist .«
»Tatsächlich?« Ich zog mich in
Richtung Schlafzimmer zurück, in sicherer Distanz von ihrem Absatz. »Und wie
nennt man das Ding, das Dr. Layton da anhat ?«
Ich schaffte den geordneten
Rückzug ins Gastzimmer, und bis ich wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, war es
leer. Ein unberührter, kleiner trockener Sherry balancierte graziös auf der
Armlehne des Sessels, in dem Dr. Layton gesessen hatte. Vielleicht war sein
Riecher doch empfindlich genug gewesen, den Schuß hochprozentigen Bourbon zu
entdecken, den ich dazugekippt hatte?
Ich ließ ein Taxi kommen, und
als ich dem Fahrer mein Ziel nannte, widmete er mir einen schrägen Blick, den
ich aber meinem amerikanischen Akzent zuschrieb.
»Wo ist das genau ?« fragte ich ein paar Minuten später, als wir auf einer
Kreuzung eingeklemmt waren.
»Der Eldorado Club? Mitten im Cross, Chef.«
»Cross?«
» King’s Cross. Ist so was wie euer Greenwich Village , hab ich
mir sagen lassen .«
»Danke. Und was für eine Sorte
Klub ist das? Exklusiv für Männer?«
»Ha!« Er kicherte. »Das war
gut! Muß ich mir unbedingt merken .«
Dann löste sich die Stauung
auf, und das Taxi schoß auf die Lücke zwischen einem Bus und einem Lastwagen
zu, die vielleicht für einen schlanken Fußgänger gereicht hätte. Fünf Minuten
später stieg ich vor einem düsteren Torbogen aus, und der Fahrer wies mich an,
direkt reinzugehen, während er partout kein Wechselgeld finden konnte. Der
Torbogen führte in eine lange, nur schwach erleuchtete Halle, und auf halbem
Weg gewahrte ich die verschlossene Tür und ihren Hüter am anderen Ende. Aus der
Nähe sah der Kerl vollends wie ein Profiringer aus; das rhythmische
Schmatzgeräusch rührte von der halbzerkauten Zigarre her, die zwischen seinen
Wulstlippen hing.
»Wollen Sie rein ?« brummte er.
»Ich bin mit Mr. Burgess
verabredet«, sagte ich hoffnungsfroh. »Hier im Klub.«
»Dann dürfen Sie rein«,
folgerte er mit umwerfender Logik. » Einsfünfzig für
Sandwiches und Kaffee, Getränke zahlen Sie selbst .«
Ich entrichtete meinen Obolus
und wartete geduldig, bis er sich das Wechselgeld an den Fingern abgezählt
hatte. Dann öffnete er die Tür und hielt den staubigen Samtvorhang auf. Ein
betäubender Schwall Musik
Weitere Kostenlose Bücher