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Heiße Höschen - Kaltes Blut

Heiße Höschen - Kaltes Blut

Titel: Heiße Höschen - Kaltes Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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aber immer noch menschlich im Vergleich zu
diesem Exemplar. Ich konnte den Blick nicht von dem Mann hinter dem
Schreibtisch wenden, und mein Verstand weigerte sich zu glauben, daß er zur
Spezies Homo sapiens gehörte. Sogar die Form seines kahlen Schädels schien deformiert,
mit der tiefen Delle am Hinterkopf. Die Augen saßen so tief in ihren Höhlen,
daß sie wie schwarze Knöpfe hevorfunkelten ; die Nase
war ein dünner scharfer Knochen, der von Augenhöhe bis fast zur Oberlippe
reichte. Der Mund saß als kleines Loch tief hinter dem vorspringenden,
unrasierten Kinn. Er trug ein formloses, kariertes Jackett über einem
Rollkragenpullover von undefinierbarem Grau, und die Hose, die in Spiralen um
die langen Beine schlotterte, mußte vor Urzeiten mal aus Flanell bestanden haben.
    Burgess knallte die Tür hinter
uns zu und ließ meine Schulter los. » Jud «, strahlte
er, »hier bringe ich dir Danny Boyd, den Jungen, von dem ich dir erzählt habe .« Er versetzte mir einen freundlichen Schubs in den Rücken,
der mich zum Schreibtisch stolpern ließ. »Danny, dies ist Jud Harris, ein sehr guter Freund von mir .«
    Meine Knie prallten gegen die
Schreibtischwand, brachten mich damit aber wenigstens zum Stehen. Eine Art
Urweltpranke packte meine rechte Hand und zermalmte mir die Fingerknöchel zu Staub.
    »Freut mich, Sie
kennenzulernen, Mr. Boyd .« Die Stimme, die aus dem
Loch überm Kinn drang, war hoch und dünn.
    »Wir wollten auf einen Drink
bei dir vorbeischauen, Jud «, erläuterte Burgess. »Wie
wär’s mit dem französischen Champagner, den du hier irgendwo vergraben hast ?«
    »Er steht auf Eis«, sagte Jud fast verlegen. »Irgendwer hat mir erzählt, daß er kalt
besser schmeckt .«
    »Dann hole ihn mal, während wir
es uns hier bequem machen«, sagte Burgess jovial.
    Sowie sich die Tür hinter
Harris geschlossen hatte, nahm das Zimmer wieder seine normalen Dimensionen an.
Burgess sah sich um und entdeckte einen schweren Armsessel an der
gegenüberliegenden Wand. Er schien aus massivem Eichenholz gemacht, und unter
dem abgescheuerten Lederpolster mochte ein halbes Eisenwarenlager stecken. Aber
Burgess streckte den Arm nach dem Sessel aus, hob ihn in die Luft, bis er
direkt hinter meinen Kniekehlen hing, dann ließ er plötzlich los. Das Möbel
schlug mit einem Krach auf den Boden, daß ich die Wände zittern spürte und Putz
leise von der Decke rieselte.
    »Setzen Sie sich, Danny, und
machen Sie es sich bequem .« Mikes Zeigefinger tippte
gegen meine Brust, und im nächsten Augenblick saß ich, aber nicht bequem.
    Harris kehrte mit zwei Flaschen
zurück und grub dann aus einem Schrank drei Zinnkrüge aus.
    »Derselbe Kerl, der mir das mit
dem Eis verraten hat, sagte auch, man muß Champagner aus speziellen Gläsern
trinken«, vertraute er Burgess an. »Aber das kommt mir blöd vor. Dabei muß man
doch bloß die ganze Zeit immer wieder nachschenken .«
    »Ganz recht .« Burgess hängte ein Bein über die Schreibtischecke und ließ sich vorsichtig auf
dem Möbel nieder. »Meinen Sie nicht auch, Danny, daß Jud recht hat ?«
    »Klar .« Ich beobachtete mit morbider Faszination, wie Harris die nächste Flasche
packte, dann mit der anderen Hand Draht und Korken zusammen wegriß ,
ohne auch nur eine Windung aufzudrehen.
    »Danny ist aus New York«, sagte
Burgess.
    »Tatsächlich?« Jud legte schnell eine Spur aus Champagnerschaum von seinen
Füßen zum nächsten Bierkrug. »Das ist in Amerika, stimmt’s ?«
    »Stimmt genau !« Burgess packte den ersten vollen Krug und stieß ihn mir in die Hand. »Tolle
Stadt, dieses New York. Ich hab da auch mal ein paar Jahre gewohnt .«
    »Tatsächlich ?« echote ich.
    »Will Ihnen mal was sagen,
Danny .« Er griff den nächsten vollen Krug und grinste
mich breit an. »Ich habe mir wegen Marcia schon Sorgen gemacht. Sie wissen doch
natürlich Bescheid über ihre Erbschaft ?«
    »Natürlich«, nickte ich.
    »Ich hab mir immer Sorgen
gemacht, irgendein lausiger Schönschwätzer könnte sie nur ihres Geldes wegen
heiraten .«
    »Das wäre verkehrt .« Jud wiegte den Kopf in tiefer
Mißbilligung, und einen gräßlichen Augenblick lang hegte ich die Befürchtung,
seine Knopfaugen könnten dabei aus ihren Höhlen fallen und über den Fußboden
kullern.
    »Verdammt verkehrt wäre das !« bellte Mike. »Nehmen Sie’s mir nicht übel, Danny, aber
als sie mich von Hawaii aus anrief und erzählte, daß sie irgendeinen Amerikaner
kennengelernt hätte, den sie heiraten wollte, da fing

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