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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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derzeit leider keine Antwort wußte. Wie konnte man angesichts solcher Denkweisen irgendwelche Fortschritte erzielen? Wenn es irgendwo einen Gott gab, der »Es werde Licht« oder etwas in der Art sagte, so würden diese Zauberer erwidern: »Warum denn? Für uns war die Dunkelheit immer gut genug.«
    Alte Männer – darin bestand das Problem. Die alten Traditionen erfüllten Ponder nicht unbedingt mit Begeisterung, denn inzwischen lag sein zwanzigster Geburtstag schon einige Jahre zurück, und er bekleidete einen einigermaßen wichtigen Posten, wodurch er für die Grünschnäbel in der Universität gewissermaßen zur Zielscheibe wurde. Oder geworden wäre, wenn die Bürschchen nicht jede Nacht damit verbracht hätten, an Hex herumzubasteln.
    Ponder war nicht daran interessiert, in der Fakultätshierarchie aufzusteigen. Er wäre damit zufrieden gewesen, wenn die Zauberer endlich einmal zuhörten, anstatt immer nur zu sagen: »Gute Arbeit, Stibbons, aber das haben wir schon einmal versucht, und zwar ohne Erfolg« oder »Vermutlich fehlen uns dafür die Mittel«. Am schlimmsten war: »Heute gibt es einfach keine ordentlichen Hier-Nomen-einsetzen mehr. Erinnert ihr euch an den alten ›Spitzname‹-Zauberer-der-vor-fünfzig-Jahren-starb-und-von-dem-Ponder-bestimmt-nie-etwas-gehört-hat? Er kannte sich mit Hier-Namen-einsetzen aus, jawohl!«
    Ponder hatte den Eindruck, daß die Stiefel vieler Toten über ihn hinweggingen. Unglücklicherweise steckten die Füße von Lebenden in ihnen und traten immer wieder kräftig zu.
    Die alten Zauberer machten sich nie die Mühe, etwas zu lernen, sie erinnerten sich immer nur daran, daß früher alles besser gewesen war. Außerdem stritten sie wie kleine Kinder. Der Orang-Utan war der einzige von ihnen, der jemals etwas Vernünftiges gesagt hatte.
    Ponder stocherte verärgert im Feuer.
    Die Zauberer hatten für Frau Allesweiß eine einfache Hütte aus Zweigen und großen, miteinander verflochtenen Blättern gebaut. Nach einer Weile wünschte die Haushälterin allen Anwesenden eine gute Nacht, verschwand in der Hütte und zog voller Anstand einige Blätter vor den Eingang.
    »Eine sehr ehrbare Person, die Frau Allesweiß«, sagte Ridcully. »Ich glaube, ich lege mich jetzt ebenfalls schlafen.«
    Hier und dort schnarchte bereits jemand am Lagerfeuer.
    »Ich glaube, jemand sollte Wache halten«, meinte Ponder.
    »Gute Idee«, murmelte Ridcully und drehte sich auf die Seite.
    Ponder biß die Zähne zusammen und wandte sich an den Bibliothekar, der derzeit wieder im Reich der Zweibeiner weilte und in eine Decke gehüllt im Sand saß. Er wirkte bedrückt.
    »Ich nehme an, du fühlst dich hier wie zu Hause, oder?«
    Der Bibliothekar schüttelte den Kopf.
    »Möchtest du wissen, was an diesem Ort sonst noch seltsam ist?« fragte Ponder.
    »Ugh?«
    »Das Treibholz. Niemand hört mir zu, aber es ist wichtig. Wir haben viel fürs Feuer gesammelt, und es war immer nur normales Holz. Hast du das bemerkt? Keine Plankenstücke, keine alten Kisten, keine Sandalen und dergleichen. Einfach nur gewöhnliches Holz.«
    »Ugh?«
    »Das kann nur bedeuten, daß wir ziemlich weit von den üblichen Schiffahrtswegen entfernt sind. Oh, nein, bitte nicht…«
    Der Bibliothekar versuchte verzweifelt, nicht zu niesen.
    »Schnell! Konzentrier dich auf Arme und Beine! Auf lebendige, meine ich!«
    Der Bibliothekar nickte kummervoll und nieste.
    »Ock?« sagte er, als er eine neue Gestalt angenommen hatte.
    »Nun«, sagte Ponder traurig, »wenigstens bist du lebendig. Obwohl du für einen Pinguin etwas zu groß geraten bist. Ich glaube, das ist eine Überlebensstrategie deines Körpers. Er versucht, eine stabile, funktionierende Gestalt zu finden.«
    »Ock?«
    »Seltsamerweise scheint er nicht auf das rote Haar verzichten zu wollen.«
    Der Bibliothekar bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick, watschelte dann über den Strand, verharrte nach einigen Metern und sackte in sich zusammen.
    Ponder sah sich am Lagerfeuer um. Offenbar war er derjenige, der Wache hielt, wenn auch nur deswegen, weil niemand sonst die Bereitschaft dazu zeigte. Welch eine Überraschung.
    Dinge zwitscherten in den Bäumen. Phosphor glühte auf dem Meer. Sterne leuchteten am Himmel.
    Ponder blickte zu ihnen empor. Wenigstens konnte man sich auf die Sterne verlassen…
    Plötzlich sah er noch etwas, das nicht stimmte.
    »Erzkanzler!«
     
    S eit wann bist du verrückt? Nein, das kam nicht in Frage. Manchmal konnte es schwer sein, ein Gespräch zu

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