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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hielt eine
    Bierdose in der Hand beziehungsweise Pfote.
    »Woher kommst du, Krauskopf?« ertönte eine Stimme hinter ihm.
    Es war eine sehr vertraute Stimme. Irgend etwas darin klang
    gleichzeitig klagend und schmeichelnd. Eine solche Stimme hielt aus den
    Augenwinkeln Ausschau und war ständig bereit fortzuspringen. Mit einer
    derartigen Stimme hätte man eine Flasche Wein öffnen können.
    Rincewind drehte sich um. Abgesehen von einigen Details wirkte die
    Gestalt vor ihm ebenso vertraut wie die Stimme.
    »Du kannst unmöglich Schnapper sein«, sagte der Zauberer.
    »Warum nicht?«
    »Weil… Nun, wie bist du hierher gekommen?«
    »Was? Ich komme gerade aus der Krummen Straße«, sagte die Gestalt.
    Sie trug einen großen Hut, große Shorts und große Stiefel, aber in jeder
    anderen Hinsicht war sie das Ebenbild jenes Mannes, der in Ankh-
    Morpork selbst spät in der Nacht, wenn die Kneipen schlossen, seine
    besonderen Fleischpasteten verkaufte. Nach einer ganz besonderen
    Theorie Rincewinds gab es überal einen Schnapper.
    Diese Schnapper-Version trug einen Bauchladen mit der Aufschrift:
    »Schnappers Café de Füße.«
    »Ich wol te früh zum Galgen gehen, um mir einen guten Platz zu
    sichern«, sagte Schnapper. »Die Leute bekommen immer Appetit, wenn
    sie einer guten Hinrichtung zusehen. Möchtest du etwas, Kumpel?«
    Rincewind sah zum Ende der Gasse. Es herrschte recht lebhafter
    Verkehr auf den Straßen.
    Gerade kamen zwei Wächter vorbei.
    »Was hast du denn?« fragte er argwöhnisch und wich etwas weiter in
    den Schatten zurück.
    »Ich könnte dir einige Bal aden über den Halunken anbieten, der am
    Morgen gehängt werden sol .«
    »Nein, danke.«

    »Oder ein ganz besonderes Souvenir: ein Stück von dem Seil, mit dem
    er erhängt wurde. Vol kommen authentisch!«
    Rincewind betrachtete das kurze Seil, das Schnapper hoffnungsvol vor
    ihm baumeln ließ. »Manche Leute würden vielleicht auf die Ähnlichkeit
    mit einer Wäscheleine hinweisen«, sagte er.
    Schnapper sah sich das Seil mit großem Interesse an. »Nun, ich mußte
    es ein wenig auffasern«, erklärte er.
    »Und vielleicht könnte jemand Anstoß daran nehmen, daß du Stücke
    von dem Seil verkaufst, bevor die Hinrichtung stattgefunden hat.«
    Schnapper zögerte und lächelte weiterhin. »Es ist das richtige Seil.
    Hanf, dreiviertel Zol dick, wie üblich. Authentisch. Vermutlich stammt
    es sogar vom gleichen Seiler. Hör mal, es geht mir nur um ein faires
    Geschäft. Wahrscheinlich ist es reiner Zufall, daß dies hier nicht
    haargenau das Stück Seil ist, das man dem Burschen um den Hals legen
    wird…«
    »Es ist nur einen halben Zol dick. Und ich sehe das Etikett mit der Aufschrift ›Strammzugs Wäscheleinen‹.«
    »Tatsächlich?«
    Erneut starrte Schnapper so auf den Strick, als sähe er ihn zum
    erstenmal. Doch kein Angehöriger des Schnapper-Clans ließ sich allein
    von katastrophalen Fakten die Aussichten auf Profit verderben.
    »Es ist trotzdem ein Seil«, sagte er. »Ein authentisches Seil. Nein?
    Keine Sorge. Wie wär’s mit authentischer einheimischer Kunst?«
    Schnapper kramte im Bauchladen und holte schließlich ein Stück
    Pappe hervor. Rincewind bedachte es mit einem prüfenden Blick.
    So etwas hatte er draußen im roten Land gesehen, und es gelang ihm
    noch immer nicht, Kunst darin zu erkennen – zumindest nicht jene Art
    von Kunst, wie sie in Ankh-Morpork gebräuchlich war. Er hielt es mehr
    für eine Mischung aus Landkarte, Geschichtsbuch und Speisekarte. In
    seiner Heimat verknoteten Leute ihre Taschentücher, um sich an etwas
    zu erinnern. Draußen im heißen Land gab es keine Taschentücher, und
    deshalb verknoteten die Leute ihre Gedanken.
    Sie malten nicht viele Bilder, die mehrere Würstchen zeigten.
    »Es heißt Träumende Würstchen mit Pommes frites «, sagte Schnapper.

    »Ich glaube, ein solches Bild sehe ich jetzt zum erstenmal«, sagte
    Rincewind. »Es fehlt nicht einmal die Ketchupflasche.«
    »Echte Kunst«, behauptete Schnapper. »Authentische Darstel ung
    urbaner Fressalien. Von einem Einheimischen gemalt. Ein faires
    Geschäft, wenn du mich fragst.«
    »Oh, ich glaube, ich verstehe jetzt«, sagte Rincewind. »In diesem Fall
    bist du der Einheimische, nicht wahr?«
    »Ja. Authentisch. Erhebst du irgendwelche Einwände?«
    »Oh, ich bitte dich.«
    »Ich wurde in der Sirupstraße von Blubberich geboren, so wie mein
    Vater. Und wie mein Großvater. Und wie dessen Vater. Ich bin nicht
    einfach von einem Stück

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