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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sieh dir die Ahngeln an. Billy.

    Langsam, wie von unsichtbaren Schnüren bewegt, drehte sich Rincewind
    und sah zur Tür.
    Die Angeln wirkten außerordentlich massiv. Sie waren nicht am
    Türrahmen befestigt, so daß ein gewitzter Gefangener auf die Idee
    kommen konnte, sie loszuschrauben. Es handelte sich um große
    stählerne Haken, tief in den Stein der Mauer gehämmert. Zwei an der
    Tür festgeschweißte Ringe waren über sie gestülpt.
    Was meinte Blechkopf Billy?
    Rincewind trat an die Tür heran und betrachtete das Schloß. Ein dicker
    Riegel ging davon aus, und es schien unmöglich, es zu knacken.
    Der Zauberer starrte eine Zeitlang auf das Gitter. Dann rieb er sich die
    Hände, biß die Zähne zusammen und versuchte, die Tür an der
    Angelseite anzugehen. Ja, es gab gerade genug Spiel…
    Es war möglich, die Ringe von den Haken zu heben.
    Wenn man dann ein wenig zog und einen die Knie erschütternden
    Schritt in diese Richtung trat, konnte man den Riegel aus seiner Öffnung ziehen und die ganze Tür ins Innere der Zelle neigen.
    Und dann war es möglich, die Zelle zu verlassen, die Tür wieder in ihre Angeln zurückzuschieben und wegzugehen.
    Und genau so hätte sich ein Dummkopf verhalten, dachte Rincewind,
    als er die Ringe wieder über die Haken rutschen ließ.
    In Situationen wie der gegenwärtigen war Feigheit eine exakte
    Wissenschaft. Gewisse Umstände verlangten nach hirnloser, von
    Entsetzen bestimmter Panik. Doch bei anderen Gelegenheiten war eine
    sorgfältig überlegte Panik erforderlich. Derzeit befand sich Rincewind an einem sicheren Ort. Zugegeben, es handelte sich um eine Todeszelle,

    aber gleichzeitig war dies der einzige Ort im ganzen Land, an dem er
    damit rechnen durfte, daß ihm zumindest eine Zeitlang nichts zustieß.
    Die Icksianer schienen keine Leute zu sein, die Vergnügen an der Folter
    fanden, obwohl nicht auszuschließen war, daß sie ihm noch mehr von
    ihrem Essen brachten. Mit anderen Worten: Er hatte Zeit. Zeit, um vorauszuplanen, über die nächsten Aktionen nachzudenken, seinen
    Intellekt auf das aktuelle Problem zu fokussieren.
    Rincewind starrte einige Sekunden an die Wand, stand auf und griff
    nach dem Gitter.
    Ja, das schien lange genug gewesen zu sein. Jetzt kam es darauf an, so
    schnell wie möglich zu fliehen.

    Das grüne Deck des Kürbisschiffes war um des Anstands willen in eine
    weibliche und eine männliche Sektion unterteilt worden. Der größte Teil
    des Decks stand Frau Allesweiß zur Verfügung, die viel Zeit damit
    verbrachte, hinter einer Abschirmung in der Sonne zu liegen. Die
    Zauberer garantierten, daß sie ungestört blieb, denn mindestens drei von
    ihnen hätten jeden umgebracht, der sich bis auf drei Meter an die
    Palmwedel heranwagte.
    Es herrschte zweifellos etwas, das Ponders Tante, bei der er
    aufgewachsen war, »eine Atmosphäre« genannt hätte.
    »Ich glaube noch immer, daß ich am Mast emporklettern sol te«,
    beharrte der junge Zauberer.
    »Ah, bist ein Spanner, was?« knurrte der Oberste Hirte.
    »Nein, aber wir sol ten herausfinden, wohin wir unterwegs sind«, sagte
    Ponder. »Es hängen dunkle Wolken am Horizont.«
    »Gut, wir könnten ein wenig Regen gebrauchen«, erwiderte der
    Professor für unbestimmte Studien scharf.
    »In dem Fal wird es mir eine Ehre sein, einen angemessenen
    Unterstand für Frau Al esweiß zu konstruieren«, verkündete der Dekan.
    Ponder kehrte zum Heck zurück, wo der Erzkanzler mürrisch angelte.
    »Meine Güte, man könnte glauben, Frau Al esweiß wäre die einzige
    Frau auf der Welt«, sagte Ponder.

    »Hältst du das für möglich?« fragte Ridcully.
    Ponders Gedanken rasten und begegneten auf der Straße der Phantasie
    einigen scheußlichen Bodenwel en.
    »Natürlich nicht, Herr!« antwortete er.
    »Wir wissen es nicht, Ponder. Nun, sieh die Sache von der positiven Seite: Wir hätten alle ertrinken können.«
    »Äh… Herr? Hast du schon einmal zum Horizont gesehen?«

    Der ewige Sturm war siebentausend Meilen lang, aber nur eine Meile
    breit: eine gewaltige, brodelnde Masse aus zorniger Luft, die den letzten
    Kontinent umgab wie ein Rudel Füchse ein Hühnerhaus.
    Die Wolken reichten bis zum Rand der Atmosphäre empor. Es waren
    alte, erfahrene Wolken, die nach vielen Jahren im Chaos eine
    Persönlichkeit entwickelt hatten. Und dazu Haß – man konnte sie in
    jeder Hinsicht als geladen bezeichnen.
    Hier tobte kein Sturm – es fand ein Kampf statt. Kleinere Orkane,
    jeweils einige hundert Meilen lang,

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