Heiße Hüpfer
Arbeitszimmer ebenso von persönlicher Natur wie seine
Hosentaschen.
»Hich dachte mir, daß die Herren viel eicht einen kleinen Morgenimbiß
möchten«, sagte Frau Allesweiß, als ihr die Zauberer vom Fenstersims
herunterhalfen. »Deshalb habe hich mir die Freiheit genommen, die
Mädels zu beauftragen, eine kalte Mahlzeit zusammenzustel en. Hich
gehe rasch und hole sie.«
Der Erzkanzler erhob sich schnell. »Ausgezeichnet, Frau Allesweiß.«
»Äh… ein Morgenimbiß?« fragte der Oberste Hirte. »Scheint mir eher
Nachmittag zu sein…« Sein Tonfall machte deutlich: Wenn Frau
Allesweiß darauf bestand, daß es Morgen war, so wol te er keine
Einwände erheben.
»Die Lichtgeschwindigkeit auf der Scheibenwelt«, sagte Ponder. »Wir
sind in der Nähe des Rands, da bin ich sicher. Wenn ich mich doch nur
* Zauberern fehlt in ihren Genen das HA-Chromsom. Feministische Forscher
haben herausgefunden, daß dieses Menschen dazu befähigt, das Geschirr zu
spülen, bevor die Lebensformen, die sich darin entwickeln, das Rad erfinden.
Oder Schlut entdecken.
daran erinnern könnte, wie man die Zeit feststellt, indem man zur Sonne
sieht.«
»Du sol test es besser nicht versuchen.« Der Oberste Hirte blinzelte
und schirmte sich die Augen ab. »Derzeit ist die Sonne viel zu hel , als
daß man irgendwelche Ziffern und Zeiger auf ihr erkennen könnte.«
Ridcully nickte zufrieden. »Ich bin sicher, wir könnten al e einen Bissen
vertragen. Vielleicht etwas, das sich für den Strand eignet.«
»Kaltes Schweinefleisch mit Senf«, sagte der Dekan und erwachte.
»Das eine oder andere Bier«, fügte der Oberste Hirte hinzu.
»Und wie wär’s mit einer von jenen Pasteten mit Eiern drin?« fragte der
Dozent für neue Runen. »Obwohl ich sagen muß: Ich fand’s immer
ziemlich gemein den Hühnern gegenüber…«
Ein leises Geräusch erklang, vergleichbar mit dem, das ein
Siebenjähriger verursacht, wenn er den Finger in den Mund steckt, ihn
ganz schnel wieder herauszieht und diesen Vorgang für sehr lustig hält.
Ponder drehte langsam den Kopf und fürchtete das, was sich seinen
Blicken darbieten mochte.
Frau Allesweiß hielt ein Tablett mit Besteck in der einen Hand und
eine Latte in der anderen. Damit stocherte sie in der leeren Luft herum.
»Hich habe das Ding nur weggenommen, um das Tablett
hindurchzuschieben«, sagte sie. »Und jetzt weiß ich nicht mehr, wo es
hingehört.«
Wo sich vorher das Fenster befunden hatte, das Zugang zum
schmuddeligen Zimmer des Geographen gewährte, gab es jetzt nur noch
Palmen und Strand. Viel eicht konnte man das eine Verbesserung
nennen – es kam auf den Standpunkt an.
Rincewind kehrte an die Oberfläche zurück und schnappte nach Luft. Er
war in ein Wasserloch gefal en.
Es befand sich in… Nun, dieser Ort sah ganz nach einer Höhle aus,
deren Dach eingestürzt war. Direkt über ihm befand sich ein großer
blauer Kreis.
Steine waren herabgefal en, und der Wind hatte Sand und Samen
hereingeweht. Kühl, feucht und grün – eine kleine Oase, vor der Sonne
und ihrer gnadenlosen Hitze geschützt.
Rincewind kletterte aus dem Wasser und sah sich um, während sein
Mantel tropfte. Ranken wuchsen zwischen den Felsen. In einer Spalte
hatten die Wurzeln einiger kleiner Bäume genug Halt gefunden. Es gab
sogar einen kleinen Strand. Die Flecken an den Steinen wiesen darauf
hin, daß der Wasserstand einst viel höher gewesen war.
Und dort… Rincewind seufzte. Typisch. Man fand irgendeinen
schönen Ort, viele Meilen von irgendwo entfernt, und immer war
irgendein skrupel oser Graffitischmierer schon dort gewesen, um ihn zu
verschandeln. Er erinnerte sich an jene Zeit, als er sich in den
Morporkbergen versteckt hatte. Ganz hinten in einer der tiefsten Höhlen
mußte er feststellen, daß irgendwelche Vandalen jede Menge dumme
Bilder von Stieren und Antilopen an die Wand gemalt hatten. Rincewind
war so empört gewesen, daß er die Darstel ungen weggewischt hatte.
Und er fand Abfäl e, viele Knochen und anderen Kram, der einfach so herumlag. Manche Leute wußten wirklich nicht, wie man sich benahm.
Vor einem Bild blieb er stehen, während noch immer Wasser von
seiner Kleidung tropfte. Jemand schien bestrebt gewesen zu sein, ein
Känguruh zu malen. Rincewind erkannte die Ohren und den Schwanz,
auch die Clownsfüße. Aber es wirkte alles fremdartig, und vor lauter
Linien und Schraffierungen wirkte die Gestalt… sonderbar. Der
Künstler hatte offenbar
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