Heiße Hüpfer
ein Segel«, erwiderte der Quästor. »Und vorn eine nackte
Frau.«
Der Gott schwebte in der Nähe und fluchte. Die Galionsfigur hatte er
überhaupt nicht beabsichtigt. Manchmal wünschte sich etwas in ihm, die Hände vors Gesicht zu schlagen und zu heulen.
»Eine nackte Frau?« wiederholte der Dekan.
»Immer mit der Ruhe, Dekan«, sagte der Oberste Hirte. »Vermutlich
hat er mal wieder zu viele getrocknete Froschpillen geschluckt.«
»Bewegt sich auf und ab im Wasser«, meinte der Quästor. »Auf und ab,
auf und ab.«
Der Dekan betrachtete ihr eigenes Werk. Entgegen al en Erwartungen
bewegte es sich im Wasser nicht auf und ab. Es blieb an Ort und Stelle, während das Wasser immer wieder darüber hinwegschwappte.
»Dies ist eine Insel«, sagte er. »Ich nehme an, jemand kann hierher gesegelt sein, oder? Was für eine nackte Frau? Mit dunkler Haut?«
»Ich bitte dich, Dekan!«
»Wissenschaftliche Neugier, Oberster Hirte. Es ist eine wichtige
biogeographische Information.«
Der Quästor wartete, bis ein neuer Frequenzabgleich mit seinem
Gehirn möglich war. »Grün«, sagte er dann.
»Das ist keine natürliche Farbe für ein menschliches Wesen, ob
angezogen oder nicht«, diagnostizierte der Oberste Hirte.
»Vielleicht ist die Dame seekrank«, vermutete der Dekan. In ihm regte
sich nur ein Hauch von wehmütiger Sehnsucht, aber er klammerte sich
entschlossen daran fest.
»Bewegt sich immerzu auf und ab«, wiederholte der Quästor.
»Viel eicht sol ten wir uns die Sache einmal ansehen«, schlug der Dekan
vor.
»Was ist mit Frau Al esweiß? Sie hat ihre Hütte noch nicht verlassen.«
»Sie kann mitkommen, wenn sie möchte«, sagte der Dekan.
»Wir können wohl kaum von Frau Al esweiß erwarten, daß sie sich
eine nackte Frau ansieht, ob grün oder nicht«, entgegnete der Oberste
Hirte.
»Wieso denn nicht? Sie hat mindestens eine gesehen. Die natürlich
nicht grün war.«
Der Oberste Hirte straffte die Schultern. »Derartige Unterstellungen
sind unangebracht.«
»Wie bitte? Aber sie muß doch…«
Der Dekan unterbrach sich. Die großen Blätter vor dem Eingang der
Hütte wurden beiseite geschoben, und Frau Al esweiß trat nach draußen.
Es lag vermutlich an der Blume in ihrem Haar. Sie war gewissermaßen
die Krönung. Aber Frau Al esweiß hatte auch Veränderungen an ihrem
Kleid vorgenommen.
Zum Beispiel gab es jetzt weniger davon.
Da das Wort von einer Insel stammt, die auf der Scheibenwelt nicht
existiert, hatten die Zauberer nie von einem Bikini gehört. Wie dem auch
sei: Was Frau Allesweiß aus ihrem Kleid gemacht hatte, zeichnete sich
durch mehr Substanz aus als ein Bikini. Es war gewissermaßen ein
Neuseeland: zwei recht große, respektable Hälften, durch einen
schmalen Kanal voneinander getrennt. Einen Teil des restlichen Stoffes
hatte sie sich im Sarongstil um die Hüften geschlungen.
Es war sehr angemessene Kleidung, wenn man die Umstände
berücksichtigte, aber gleichzeitig wirkte sie sehr gewagt. Es sah aus, als trüge Frau Allesweiß ein anderthalb Quadratmeter großes Feigenblatt –
es war eben nur ein Feigenblatt.
»Hich dachte, daß dies ein bißchen besser zur Hitze paßt«, sagte sie. »Es käme mir natürlich nie in den Sinn, so etwas in der Unsichtbaren
Universität zu tragen, aber es hat den Anschein, daß wir hier noch einige
Zeit verbringen werden… Hich habe mich an ein Bild der Königin
Zazumba von Sumtri erinnert. Könnte hich viel eicht irgendwo ein Bad
nehmen?«
»Mwaa«, sagte der Oberste Hirte.
Der Dekan hüstelte. »Es gibt einen kleinen Tümpel im Dschungel.«
»Mit Seerosen drin«, fügte der Professor für unbestimmte Studien
hinzu. »Rosarot.«
»Mwaa«, sagte der Oberste Hirte.
»Und außerdem gibt es dort einen Wasserfal «, meinte der Dekan.
»Mwaa.«
»Und einen Seifenbusch.«
Die Zauberer sahen Frau Allesweiß nach, als sie fortging.
»Auf und ab, auf und ab«, ließ sich der Quästor vernehmen.
»Eine prächtige Frau«, sagte Ridcully. »Ohne die Schuhe geht sie
anders, findet ihr nicht? Ist alles in Ordnung mit dir, Oberster Hirte?«
»Mwaa?«
»Ich glaube, die Hitze setzt dir zu. Dein Gesicht ist ganz rot.«
»Ich bin mwaa… Ich bin… Meine Güte, es ist heiß, nicht wahr? Wenn ich’s mir recht überlege, hätte ich ebenfalls Lust auf ein Bad…«
»In der Lagune«, sagte Ridcully bedeutungsvoll. »Aber das Salz ist
schlecht für die Haut, Erzkanzler.«
»Das stimmt zwar, ändert jedoch nichts an der
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