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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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keinen rechten Sinn darin. Nach einer
    Weile verschwinden sie wieder. Und außerdem schikaniert man die Leute
    dadurch. Um ganz ehrlich zu sein: Ich bin eine Art Atheist.«
    »Wie bitte?« entfuhr es Ridcully. »Du bist ein atheistischer Gott?«

    Der Gott bemerkte das Erstaunen in den Mienen der Zauberer. »Ja, ich
    weiß«, sagte er. »Klingt ein wenig seltsam, nicht wahr?« Er strich sich
    über den langen weißen Bart. »Warum habe ich das hier?«
    »Weil du dich heute morgen nicht rasiert hast?« vermutete Ridcul y.
    »Ich meine, ich wol te euch einfach nur in einer Gestalt erscheinen, die
    ihr als göttlich erkennt«, sagte der Gott. »Es scheint dabei auf einen
    langen Bart und ein Nachthemd anzukommen. Das mit dem Haar im
    Gesicht kommt mir noch immer eigenartig vor.«
    »Es ist ein Zeichen von Weisheit«, meinte Ridcully.
    »So heißt es jedenfal s«, fügte Ponder hinzu, dessen Bart nie hatte
    wachsen wollen.
    »Weisheit: Einblick, Scharfsinn, Gelehrtheit«, sagte der Gott. »Ah. Die
    Länge des Haars verbessert die Wirksamkeit der kognitiven Funktionen?
    Handelt es sich vielleicht um einen kühlenden Mechanismus?«
    »Hab nie darüber nachgedacht«, erwiderte Ridcul y.
    »Wird der Bart länger, wenn die Weisheit zunimmt?« fragte der Gott.
    »Ich weiß nicht, ob man hier wirklich von Ursache und Wirkung
    sprechen kann«, ließ sich Ponder vernehmen.
    »Leider komme ich nicht so sehr herum, wie es der Fall sein sollte«,
    sagte der Gott traurig. »Offen gestanden, ich finde Religion abscheulich.«
    Er seufzte schwer und schien noch kleiner zu werden. »Wißt ihr, ich
    gebe mir wirklich Mühe, aber manchmal deprimiert mich al es… Oh,
    entschuldigt, da rinnt Flüssigkeit aus meinen Atemöffnungen…«
    »Möchtest du dir die Nase putzen?« fragte Ponder.
    Der Gott wirkte erschrocken. »Ist sie nicht blank genug?«
    »Nein, ich meine… Hier, nimm mein Taschentuch. Man hält es an die
    Nase, um dann, äh, hineinzuschnüffeln. Sozusagen.«
    »Hineinschnüffeln«, wiederholte der Gott. »Klingt interessant. Und das
    ist ein faszinierendes weißes Blatt.«
    »Nein, es ist ein Taschentuch aus Baumwolle«, sagte Ponder. »Ein…
    Produkt.« An dieser Stelle hielt er inne. Er wußte natürlich, daß
    Taschentücher Produkte waren, die man herstellte, wobei Baumwolle verwendet wurde. Er hatte auch einige vage Vorstellungen von

    Webstühlen und dergleichen. Aber eigentlich bekam man solche
    Taschentücher, indem man in einen Laden ging und sagte: »Ich hätte
    gern ein Dutzend besonders reißfeste weiße Taschentücher, und wieviel
    kosten eingestickte Initialen?«
    »Du meinst… erschaffen?« fragte der Gott und fügte mit plötzlichem
    Mißtrauen hinzu: »Seid ihr ebenfal s Götter?«
    Neben seinem Fuß schob sich ein Trieb durch den Sand und wuchs
    rasch.
    »Nein, nein«, antwortete Ponder. »Äh… man nimmt nur ein wenig
    Baumwol e und… hämmert sie flach, glaube ich… und dann bekommt
    man Taschentücher.«
    »Oh, ihr seid also Geschöpfe, die Werkzeuge verwenden«, sagte der
    Gott und entspannte sich ein wenig. Der Trieb neben seinem Fuß war
    bereits zu einer Pflanze geworden, entwickelte Blätter und eine Knospe.
    Er putzte sich laut die Nase.
    Die Zauberer kamen näher. Natürlich fürchteten sie sich nicht vor
    Göttern, aber göttliche Entitäten konnten sehr launisch und sogar
    jähzornig sein – ein kluger Mann hielt sich von ihnen fern. Andererseits
    ist es schwer, vor jemandem Angst zu haben, der sich ordentlich
    schneuzt.
    »Bist du wirklich der Gott dieser Gegend?« fragte Ridcul y.
    Der Gott seufzte. »Ja. Ich hab’s zunächst für ganz einfach gehalten.
    Nur eine kleine Insel. Eine gute Gelegenheit, noch einmal ganz von vorn
    zu beginnen. Es richtig zu machen. Aber es läuft al es verkehrt.« Neben ihm öffnete sich an der Pflanze eine unscheinbare gelbe Blume.
    »Noch einmal von vorn beginnen?«
    »Ja. Du weißt schon… mit der Göttlichkeit.« Der Gott deutete in
    Richtung Mitte.
    »Früher hab ich dort gearbeitet«, fuhr er fort. »Al gemeine göttliche
    Werke und so. Ihr wißt schon: Leute aus Ton und alten Zehennägeln
    erschaffen. Etwas in der Art. Und dann auf Berggipfeln sitzen und Blitze
    schleudern. Der übliche Kram. Allerdings…« Er beugte sich vor und
    senkte die Stimme. »Eigentlich sind nur wenige Götter dazu fähig.«
    »Tatsächlich?« fragte Ridcully fasziniert.

    »Sind sehr schwer zu steuern, die Blitze. Meistens warteten wir, bis ein
    Blitz irgendeinen armen Kerl

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