Heiße Hüpfer
davon, daß wir auch
erlesenen Wein anbauen, unser Chardonnay verdient besondere
Aufmerksamkeit un’ hat einen guten Preis, ganz zu schweigen vom
Semillion aus dem Rostwuchstal, von jedem Kenner sehr geschätzt… du
verdammter Mistkerl.«
»Hervorragend. Ich möchte einen Krug Chardonnay.«
»Willste mich auf den Arm nehmen?«
»Nicht solange ich an deinem Arm hänge…«
»Ich schlage vor, du läßt meinen Kumpel jetzt wieder auf den Boden«,
verkündete eine Stimme.
Verrückt stand in der Tür. Kurze Unruhe entstand, als mehrere Gäste
versuchten, eine sichere Distanz herzustellen.
»Ach, bist du ebenfalls auf der Suche nach Ärger, Knirps?« Der Riese
ließ Rincewind einfach los, wandte sich dem Zwerg zu und bal te die
Hände zu Fäusten.
»Ich suche nicht danach. Ich betrete einfach eine Kneipe und finde
welchen.« Verrückt holte ein Messer hervor. »Läßt du ihn jetzt in Ruhe,
Wally?«
» Das sol ein Messer sein?« Der Riese zog eine Klinge, die in einer anderen Hand ein Schwert gewesen wäre. » Dies hier ist ein Messer!«
Verrückt betrachtete es kurz. Dann verschwand seine Hand kurz
hinterm Rücken und kehrte mit einem Gegenstand darin zurück.
»Tatsächlich? Und wenn schon. Dies ist eine Armbrust.«
»Das ist ein Baumstamm«, sagte Ridcully und inspizierte das bisherige
Tagwerk des Bootsbaukomitees.
»Eigentlich steckt mehr dahinter…«, begann der Dekan.
»Oh, ihr habt einen Mast aufgestel t und den Bademantel des Quästors
daran befestigt, das ist nicht zu übersehen. Aber es bleibt ein
Baumstamm. An einem Ende befinden sich Wurzeln und am anderen
Reste von Zweigen. Ihr habt ihn nicht einmal ausgehöhlt.«
»Wir haben stundenlang daran gearbeitet«, sagte der Oberste Hirte.
» Und er schwimmt«, betonte der Dekan.
»Du meinst, er geht nicht ganz unter«, korrigierte Ridcul y. »Und er sol
uns alle transportieren?«
»Es handelt sich um die Ein-Mann-Version«, sagte der Dekan. »Wir
wol en sie erst mit einem probieren, um dann mehrere
zusammenzubinden…«
»Wie bei einem Floß, nehme ich an.«
»Ich, äh, denke schon«, entgegnete der Dekan widerstrebend. Ein
dynamischerer Name wäre ihm weitaus lieber gewesen. »Ich schätze,
diese Dinge brauchen eben ihre Zeit.«
Der Erzkanzler nickte. Er fühlte sich auf sonderbare Art und Weise
beeindruckt. In nur einem Tag war es den Zauberern gelungen, eine
technologische Entwicklung zu wiederholen, für die die Menschheit
vermutlich mehrere Jahrhunderte gebraucht hatte. Bis zum nächsten
Dienstag könnten die ersten Weidengeflechtboote entstehen.
»Wer von euch will das Ding testen?« fragte Ridcully.
»Wir dachten, daß uns der Quästor bei diesem Punkt des
Entwicklungsprogramms helfen könnte.«
»Hat sich freiwillig gemeldet, wie?«
»Wir sind sicher, daß er bald eine entsprechende Entscheidung treffen
wird.«
Der Quästor war ein ganzes Stück entfernt und wanderte glücklich
durch den von Käfern und anderen Insekten bewohnten Dschungel.
Er hätte, ohne zu zögern, eingestanden, daß es mit seiner geistigen
Stabilität nicht zum besten stand. Er hätte auch nicht gezögert
zuzugeben, ein Teesieb zu sein.
Allerdings waren nur die externen Aspekte seines Selbst so labil. Als
Junge hatte er sich nie sehr für Magie interessiert, aber er konnte gut mit Zahlen umgehen, und selbst in der Unsichtbaren Universität wurde
jemand gebraucht, der rechnen konnte. Es war ihm gelungen, viele sehr
aufregende Jahre zu überleben, indem er sich irgendwo in einem Zimmer
einschloß und sich ganz aufs Addieren konzentrierte, während woanders
sehr ernste Divisionen und Substraktionen stattfanden.
Zu jener Zeit gehörten magische Morde noch zu den bevorzugten und
legalen Mitteln, um auf der Karriereleiter höhere Sprossen freizumachen.
Ihm hatte damals keine Gefahr gedroht, denn niemand wol te Quästor
sein.
Dann wurde Mustrum Ridcul y zum Erzkanzler, und er bereitete dieser
Tradition ein Ende, indem er sich als nicht ermordbar erwies und die
Tradition auf seine eigene Weise modernisierte. Die alten Zauberer
fügten sich ihm, weil er sie anschrie, wenn sie zu widersprechen wagten.
Außerdem war es nach einer langen aufregenden Phase in der Universität
sehr angenehm, die nächste Mahlzeit genießen zu können, ohne sie
vorher von jemandem kosten lassen zu müssen. Es war auch eine
Erleichterung, morgens nach dem Aufstehen darauf verzichten zu
dürfen, Stabilität und Beschaffenheit der eigenen
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