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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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umeinander und implodierten dann.
    Der Gott blinzelte und wippte vor und zurück, als hätte er Mühe, das
    Gleichgewicht zu halten.
    »Oh, meine Güte«, sagte er. »Wie sehe ich aus?«
    Er hob eine Hand vors Gesicht und krümmte versuchsweise die
    Finger.
    »Ah.«
    Die Hand tastete über sein Gesicht, den kahlen Kopf, verharrte kurz
    am langen weißen Bart. Verwunderungsfalten bildeten sich auf der Stirn
    des Gottes.
    »Was ist dies?« fragte er.
    »Äh… ein Bart?« erwiderte Ponder.
    Der Gott sah an seinem langen weißen Umhang hinab. »Oh.
    Patriarchalisches Erscheinungsbild? Na gut. Nun, mal sehen…«
    Er straffte die Gestalt und richtete den Blick auf Ridcully. Seine Brauen
    trafen sich wie zwei zornige Raupen.
    »Weiche Von Diesem Ort, Oder Mein Zorn Wird Dich Treffen!«
    befahl er.
    »Warum?«
    Der Gott zögerte verblüfft. »Warum? In einer solchen Situation kannst
    du nicht einfach ›warum‹ fragen!«
    »Warum denn nicht?«

    Der Gott wirkte fast erschrocken. »Weil… Wenn Ihr Die Insel Nicht
    Sofort Verlaßt, Suche Ich Euch Mit Gräßlichen Furunkeln Heim!«
    »Du willst uns daheim besuchen?« erwiderte Ridcully. »Da solltest du
    keine Furunkel mitbringen, sondern besser eine Flasche Wein.«
    »Wie bitte?« brachte der Gott verwirrt hervor.
    »Oder einen Kuchen«, sagte der Dekan. »Ein Kuchen ist immer
    willkommen, wenn man jemanden besucht.«
    »Kommt auf den Kuchen an«, meinte der Oberste Hirte. »Rührkuchen
    habe ich immer für eine Beleidigung gehalten. Etwas mit Marzipan wäre
    mir lieber.«
    »Wenn ihr die Insel nicht sofort verlaßt, suche ich euch mit Kuchen
    heim?« fragte der Gott.
    »Klingt schon besser«, sagte Ridcully.
    »Aber es sol te kein Rührkuchen sein«, meinte der Oberste Hirte.
    Der Gott sah sich jetzt mit einem ganz besonderen Problem
    konfrontiert. Er war noch nie zuvor Zauberern begegnet, doch die
    Zauberer hatten es während ihrer Studentenzeit praktisch wöchentlich
    mit entsetzlichen Dingen zu tun bekommen. Furunkel taugten als
    Drohung nicht viel, wenn wütende Dämonen bestrebt gewesen waren,
    einem den Kopf abzureißen und ähnlich unangenehme Dinge mit
    anderen Körperteilen anzustellen.
    »Hört mal«, sagte der Gott. »Ich bin zufäl igerweise der Gott auf dieser
    Insel, versteht ihr? Wenn ihr’s genau wissen wol t: Ich bin al mächtig!«
    »Wenn’s nach mir ginge… Am liebsten hätte ich den Kuchen mit den rosaroten und gelben Quadraten drin«, murmelte der Oberste Hirte, denn Zauberer neigen dazu, einem Gedanken ganz bis zum Ende zu folgen.
    »Du bist al erdings ein wenig klein geraten«, sagte der Dekan.
    »Und mit Marzipan an der Außenseite, einfach köstlich…«
    Der Gott begriff schließlich den Grund für sein Unbehagen. Der
    richtige Maßstab war immer schwierig. Die Tatsache, daß er nur einen
    Meter groß war, förderte seine Autorität keineswegs.
    »Verdammt«, wiederholte er. »Warum bin ich so klein?«

    »Größe ist nicht al es«, erwiderte Ridcul y. »Obwohl die Leute grinsen,
    wenn sie das sagen. Ist mir immer ein Rätsel gewesen.«
    »Du hast absolut recht!« sagte der Gott so scharf, als hätten Ridcullys
    Worte einen ganz neuen Gedankengang in ihm ausgelöst. »Sieh dir nur
    einmal Amöben an, ich meine, du kannst sie dir gar nicht ansehen, weil
    sie viel zu klein sind. Sehr anpassungsfähig, effizient und praktisch
    unsterblich. Wundervol e Dinge, Amöben.« Seine Augen trübten sich ein
    wenig. »Mein bestes Werk.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, aber was für eine Art von Gott bist du eigentlich?« fragte Ponder.
    »Gibt es nun einen Kuchen oder nicht?« warf der Oberste Hirte ein.
    Der Gott sah den jungen Mann an. »Verzeihung?«
    »Ich meine, wovon bist du der Gott?« erkundigte sich Ponder.
    »Was ist denn nun mit dem Kuchen, den du mitbringen wol test?«
    beharrte der Oberste Hirte.
    »Oberster Hirte?«
    »Ja, Erzkanzler?«
    »Hier steht kein Kuchen zur Debatte.«
    »Aber er sagte…«
    »Wir haben deine Kommentare an Bord genommen, Oberster Hirte.
    Und wir werden sie dem Meer übergeben, sobald wir den Hafen
    verlassen. Bitte fahr fort, Gott.«
    Ein oder zwei Sekunden lang schien der Gott in Gleich-schleudere-ich-
    Blitze-Stimmung zu sein. Dann sank er auf einen Felsen.
    »Das Gerede von göttlicher Strafe und so nützt eigentlich gar nichts«,
    sagte der Gott niedergeschlagen. »Oh, versucht nur nicht, taktvol zu sein
    – ich weiß Bescheid. Wie dem auch sei: Ich könnte euch tatsächlich
    Furunkel bescheren, aber ich sehe

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