Heiße Küsse: Erotischer Roman (German Edition)
einzustellen.
»War das ein richtiger?«, fragte er und hörte sich seltsam verunsichert an.
»Eh ... ja, das kann man wohl sagen.«
»Ich wünschte, ich hätte ihn gesehen.«
»Ja, das wünschte ich mir auch.«
Es entstand wieder ein Moment des Schweigens, in dem Sandy mit den Zähnen knirschte und gegen die Tränen ankämpfte. Sie war nicht traurig, nicht wirklich, und sie war normalerweise auch kein Heulbaby, aber was sie hinter sich hatte, war ein Angriff auf die Sinne gewesen. Mehrfach griff sie blindlings nach der Schachtel mit den Taschentüchern auf dem Nachttisch.
Vielleicht war es ganz gut, dass Jay nicht hier war, sonst hätte er ihre Tränen gesehen und gewusst, was für ein schwächliches Mädchen sie war.
»Weine nicht.«
Ihre Hand, unterwegs zu den Taschentüchern, erstarrte.
Wie, zum Teufel, konnte er solche Dinge sehen?
»Tu ich doch gar nicht!« Sie rieb sich wütend die Augen leer. Jetzt würde er wahrscheinlich die roten Ränder sehen können.
»Oh, das glaube ich doch. Es tut mir leid, wenn ich dich auf irgendeine Art aufgeregt habe. Ich habe nur gedacht, du könntest ein bisschen Spaß gebrauchen.«
Er war seiner selbst nicht sicher. Sandy fand, dass sich seine Stimme noch rauer anhörte.
»Ja, war auch gut. Aber manchmal ... postkoitale tristesse, weißt du?«
Er seufzte. Er konnte das nachfühlen, da war sie sicher.
»Ich wünschte, ich wäre da, Prinzessin. Ich könnte dich halten und dir die Tränen wegküssen.«
Sandys Kopf schien zu schweben. Heiß und kalt lief es ihr über den Rücken. Er hatte diese Worte schon mal gesagt, nicht nur im Garten des Waverley Hotels, als sie in Kats Schuhen gelitten hatte. Die Stimme klang so anders, und doch war es dieselbe Stimme. Dieselbe!
Sie hatte ihm die Geschichte erzählt. Er wusste, dass sie sich an ihn erinnerte. Er musste sich an sie erinnern! Er musste es! Aber warum sagte er es nicht?
Ihr Märchenprinz war ein schöner Mann gewesen. Jay war schön auf seine eigene wilde Weise. Es war eine Schönheit, die das Skalpell eines Chirurgen aus dem Rohmaterial, das ihm zur Verfügung stand, geschaffen hatte. Konnten sie identisch sein? Traute sie sich das zu fragen? Würde er das zugeben? Und was würde sich daraus ergeben, wenn ihre Vermutung zutraf?
Das Schweigen zog sich in die Länge, aber dann hielt sie es nicht mehr aus.
»Bist du er? Mein Märchenprinz?« Die Worte kamen ganz leise heraus, als traute sie sich nicht wirklich, sie auszusprechen. Oder als wollte sie sich eine Option offenlassen und sagen können, er hätte sich verhört.
Sie hörte ein langes, scharfes Einatmen. Irgendwie schockierend und auch enthüllend bei einem so unerschütterlichen Mann. Er hatte es sich selbst zuzuschreiben, weil er gesagt hatte, er würde ihr die Tränen wegküssen. Bedauerte er, das gesagt zu haben?
Aber dann erzählte er alles, was sie hatte hören wollen.
Jay Bentley und ihr Märchenprinz waren identisch.
»Bist du er?«
»Ich war es mal.« Er klang jetzt sehr erschöpft, und Sandy konnte den Schmerz in seiner gebrochenen Stimme hören. »Aber ich bin zu sehr verändert, um jemals wieder dieser andere Mann zu sein.« Er seufzte. »Ich war niemand, der damals Bewunderung verdient hatte, und heute erst recht nicht.«
»Überlass diese Beurteilung mir«, rief Sandy. Sie befand sich wieder auf diesem Karussell aus Panik und Verwirrung und versuchte, an irgendein Ziel zu gelangen und nach einer bestimmten Person zu greifen. Aber sie flog an ihr vorbei, und dann hatte sie das Gefühl, dass sie für immer verschwunden war. Die Tränen, die sie zuvor unterdrückt hatte, rannen ihr jetzt übers Gesicht.
»Ich habe deinen Traum zerstört, nicht wahr?« Die Stimme klang seltsam emotionslos. »Du hast die ganzen Jahre von deinem hübschen Retter geträumt, und jetzt musst du erkennen, dass du ihn nie finden wirst, denn diesen Mann von damals gibt es nicht mehr.«
»Hältst du mich für so oberflächlich, dass ich nur deshalb von jemandem träume, weil er hübsch aussieht? Gutes Aussehen ist nicht alles, und außerdem finde ich, dass du gut aussiehst.«
Ein verbittertes Lachen.
»Nun, ich hätte nichts dagegen. Aber ich bin kein Kavalier wie dein Märchenprinz. Du weißt so gut wie nichts über mich, und wahrscheinlich ist das auch gut so.«
Sandy warf ihr zerknülltes Papiertaschentuch weg und griff nach einem neuen. Es sträubte sich in der Schachtel, und ungeduldig schlug sie auf die Schachtel ein und zerriss sie. Ihr war bewusst,
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